Breitbandausbau: Einzige Kommune, die Millionen aus Bundesförderprogramm erhält Breitband: Pottenstein ganz vorne

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Auch Pottenstein will das Leerrohrnetz des Wasserzweckverbandes Juragruppe nutzen. Geht es nach der Juragruppe, werden überall in ihrem Verbreitungsgebiet sieben Leerrohre für den Glasfaserausbau in die bereits bestehenden Leerrohre eingezogen. Foto: Klaus Trenz Foto: red

Da ist schon Stolz im Spiel. Spürbar. Was nachvollziehbar ist: Bekommt die Stadt Pottenstein doch als einzige Kommune in ganz Bayern einen Förderbescheid aus dem Bundesförderprogramm zum Breitbandausbau. Da geht es nicht um Peanuts. Da geht es um 3,35 Millionen Euro. Plus 890 000 Euro aus dem bayerischen Zuschusstopf.

 
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Bürgermeister Stefan Frühbeißer stellte in einer Bürgerversammlung am Montagabend vor, wann wer das schnelle Internet bekommt. Und zwar über einen Glasfaserzugang. Schneller geht’s nicht. Das Interesse war groß. Über 100 Pottensteiner kamen ins Bürgerhaus. Frühbeißer sprach über die „Tag-und-Nacht-Arbeit“ für die Mitarbeiter in der Rathausverwaltung.

Es hat sich gelohnt

Sie war nötig, um alle Vorgaben zu erfüllen. Das hat sich gelohnt, sagte Frühbeißer. Weil der Bund damit das Vorhaben der Kommune absegnet, das Glasfasernetz selbst zu betreiben: „Das war immer unser Ziel, daher haben wir gewartet.“ Im Gegensatz zu anderen Kommunen. Diese müssten jetzt mit 30 bis 50 Megabit vorlieb nehmen, weil sie – wie zum Beispiel Pegnitz – zu den ersten gehören wollten, die eine Versorgung in die Wege leiten. Und dabei allein auf das bayerische Förderprogramm setzten. Was sie jetzt für sieben Jahre an einen Netzbetreiber bindet.

So geht es jetzt weiter: Noch ist der Förderbescheid nicht rechtswirksam. Weil er nicht offiziell zugestellt wurde. Aber im Internet ist auf der Seite des Bundesverkehrsministerium nachzulesen: Pottenstein bekommt den Zuschlag. Liegt er vor und der Stadtrat stimmt zu, kann die Kommune eine Ausschreibung starten. Kann sich ein Telekommunikationsunternehmen aussuchen, das Pottenstein versorgen soll.

Das kostet sieben Millionen

Was über sieben Millionen kosten wird; trotz der staatlichen Finanzspritze muss die Kommune also auch selbst tief in die Kasse greifen. Es geht um richtig schnelles Internet. Bis zu 1,5 Gigabit sind möglich – wichtig vor allem für Firmen wie Baier+Köppel sowie Klubert & Schmidt, so Frühbeißer.

Bis in die letzte Einöde

Schnelles Internet bis in die letzte Einöde, das ist das Ziel. Doch nicht alle können bedient werden, so Frühbeißer und Martin Leybold vom Planungsbüro Lemka, das im Auftrag der Stadt den Breitbandausbau organisiert. Die Innenstadt und Püttlach müssen mit aufgepeppten Kupferleitungen zurechtkommen. Vorerst zumindest. Im Moment sei es einfach zu teuer, eine Million Euro für Tiefbaumaßnahmen in die Hand zu nehmen, die „nur“ 300 Hausanschlüsse betreffen. Das muss nicht auf Dauer so bleiben. Wenn in Püttlach die Dorferneuerung ansteht, wenn im Stadtkern neue Gehsteige angelegt oder eine Straße saniert wird, „kann das auch dort passieren“.

Was die Bürger wissen wollten:

Wer bekommt den Zuschlag als Netzbetreiber und wie teuer wird das für den Einzelnen? Das hängt vom Ergebnis der Ausschreibung ab, sagte Leybold. In einem Punkt könnten die Pottensteiner beruhigt sein: Es gebe sich nicht nur einen Interessenten der dann die Preise diktiert – „wir haben jetzt schon drei Anfragen von Unternehmen“. Und Bürgermeister Frühbeißer: „Wir gehen von marktüblichen Preisen wie bei der Telekom oder Emnid aus, also 40 bis 50 Euro im Monat.“ Das werde auch als Auflage in der Ausschreibung formuliert.

Wer zahlt den Hausanschluss? Die Kommune, der Betreiber, der Hauseigentümer. Alles ist denkbar. Wobei: In der Regel findet in solch einem Fall eine Vorvermarktung statt. Je mehr Bürger sich vor einem Vertragsabschluss zwischen der Stadt und dem Betreiber bereit erklären, sich an diesen Anbieter vertraglich zu binden, desto größer sei die Chance, dass dieser sagt: „Die Hausanschlüsse sind inbegriffen.“

Wie lange wird das Ganze dauern? Nach den Richtlinien des Bundesprogramms muss der Weg vom, so Frühbeißer, „Datenfeldweg zur Datenautobahn“ innerhalb von zwei Jahren nach Vertragsabschluss am Ziel sein. Eine „sportliche Sache“, so Martin Leybold. Viele Tiefbaufirmen seien ausgebucht, „das wird schwer, bleibt aber das Ziel“. Man wolle das Netz in mehrere sogenannte Lose, also Abschnitte, aufteilen und diese einzeln vergeben. „Dann können mehrere Firmen parallel arbeiten“, so Leybold. Sei so ein Los fertig, „dann soll es auch gleich online gehen“. Er und Frühbeißer baten um Geduld: Von heute auf morgen werde all das nicht zu stemmen sein.

Die Rolle der Juragruppe: Wie mehrfach berichtet, will die Stadt Pottenstein das Leerrohrsystem des Wasserzweckverbandes für sein Glasfasernetz nutzen. „Wir wollen da nicht das große Geld machen, die Preise das Bereitstellen werden sehr moderat sein“, betonte Werkleiter Hans Hümmer. Und sprach von einem „gigantischen Schatz“, den die Stadt Pottenstein mit einem Breitbandnetz in Eigenregie haben werde. So sah das auch Bürgermeister Frühbeißer: „Das gehört uns allen, das ist ein echtes Bürgernetz.“ Und deshalb sollten da auch alle Bürger an einem Strang ziehen.

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