Bräuwerck: Wende ins Plus drin

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Sie haben in der Drossenfelder Bräuwerck AG das Sagen: die Vorstände Peter Schuhmann und Rainer Schimpf sowie Aufsichtsratsvorsitzender Harald Hübner. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Wie steht es wirklich um die Bräuwerck AG? Gar nicht so schlecht, meinen die Vorstände Rainer Schimpf und Peter Schuhman und Aufsichtsratsvorsitzender Harald Hübner. Im Kurier-Gespräch erklären sie, wieso die Aktiengesellschaft so eng mit dem Rathaus verknüpft ist, wie sie den Umsatz steigern wollen und warum am Bierpreis nicht gerüttelt wird.

 
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Die Bräuwerck AG machte bisher nur Verluste. Woher kommt das Minus?

Harald Hübner: Wir mussten anfangs hohe Investitionen tätigen, vor allem in die Brauerei. Außerdem sind in den Fehlbeträgen auch Abschreibungen enthalten. Wenn man einen Betrieb neu eröffnet führt das zwangsläufig in den ersten Jahren zu negativen Ergebnissen. Brauerei und Gastronomie haben ohne Kundschaft angefangen, die wir erst aufbauen mussten. Es dauert einfach einige Zeit, bis man auf ein ausgewogenes Ergebnis kommt. Im Grunde war 2014 unser erstes, volles Geschäftsjahr. Dass wir einschließlich 2016 nach drei Jahren auf ein nahezu ausgelichenes Ergebnis zusteuern, ist so gesehen ein Riesenerfolg.

Was läuft noch nicht rund: die Brauerei oder der Gasthof?

Hübner: Uns ist bewusst, dass wir den Ausstoß noch erhöhen müssen. Das geht aber nicht von heute auf morgen, schließlich spielen die Öffnungszeiten auch eine Rolle. Unsere Gäste stammen zu 90 Prozent aus der Region. Von den meisten bekommen wir eine positive Resonanz.

Wie wollen Sie den Umsatz steigern?

Rainer Schimpf: Der Umsatz ist bisher gar nicht so schlecht, im vergangenen Jahr hatten wir geschätzte 33.000 Gäste. Wir haben hier echtes Craftbeer, handwerklich gebrautes Bier und kein Industriebier. Die Brauerei ist auf höchstens 1800 Hektoliter ausgelegt. Aber es fehlt an Räumen für ein Kastenlager oder zur Kühlung. Eines muss einem klar sein: Wir nutzen hier ein Baudenkmal und wir müssen mit diesem Baudenkmal leben. Die AG will die Nutzung der Gebäude garantieren, damit wieder  rund um den Kirchturm herum Bier ausgeschenkt wird.

Wie wollen Sie konkret erreichen, dass mehr Bier verkauft wird?

Hübner: Man muss Geduld haben. Unser Bier findet allseits hervorragend Anklang, daran hatte noch keiner etwas auszusetzen. 0,5-Liter-Flaschen abzufüllen wäre für uns unwirtschaftlich, sonst hätten wir es längst gemacht. Wir setzen auf Qualität und auf Kontinuität.

Schimpf: Zwei-Liter-Flaschen gibt es von uns bereits, aber es wäre zu überlegen, ob man nicht Ein-Liter-Flaschen abfüllt und ausgibt. Das wäre eine Menge, die sich rechnet. Aber natürlich macht jeder Hektoliter etwas aus: Hätten wir 200 Hektoliter mehr, dann wäre unsere Bilanz ausgeglichen. Wenn wir Glück haben, gelingt uns das in diesem Jahr. Übrigens haben wir auch die Verluste von 22 auf 12 Prozent gesenkt und kommen vielleicht 2016 sogar ohne aus.

Haben Sie schon ein Mal darüber nachgedacht, an der Bierpreisschraube zu drehen?

Schimpf: Dazu muss man wissen, dass Bier in Franken billig erzeugt wird. Die Kosten für die Rohstoffe spielen kaum eine Rolle. Trotzdem verkaufen im Getränkemarkt die kleinen Brauereien ihr Bier günstig und die großen ihres teuer. Klar ist auch: Wir können unser Bier nicht verschenken. Bei uns bekommt man ehrliches, liebevoll gebrautes Bier. Mit 2,70 Euro für den halben Liter ist der Preis immer noch niedriger als in der Stadt. Dafür erhält man auch ein hochwertiges Produkt. Außerdem müssen wir unseren Braumeister ja auch noch bezahlen.

Hübner: Man kann alles Mögliche kalkulieren. Fakt ist: Die Leute müssen das Produkt annehmen. Bananenbier müssen wir, glaube ich, hier nicht brauen. Mit den Preisen ist es immer eine Gratwanderung. Der Kunde soll schließlich was Anständiges bekommen. Wir versuchen zum Beispiel die Speisekarte so zu gestalten, dass auch preislich für jeden etwas dabei ist.

Schimpf: Die Gastronomie ist nun mal der schwierigste Markt überhaupt. Die Menschen sind nicht bereit, viel Geld in der Gastronomie auszugeben. Was mich aber am meisten ärgert: Auf Tiernahrung zahlen Sie nur den halben Mehrwertsteuersatz, in der Gastronomie aber den vollen!

Die Personalkosten der Bräuwerck AG sind, gemessen am Umsatz, noch zu hoch. Wie wollen Sie da gegensteuern?

Schimpf: Das ist nicht so einfach, weil man erst mal Personal finden muss. Im Moment haben wir etwa elf Festangestellte und einige Geringverdienerjobs. Wir bezahlen den Mindestlohn und jeder bekommt pünktlich sein Geld. Die Gastronomie hat es nicht verdient, als minderwertig angesehen zu werden. Für das Servicepersonal kann der Umgang mit den Kunden durchaus nervlich belastend sein. Wir müssen Personal vorhalten, um Umsatz zu schaffen, aber es kann Spitzen geben, wo nicht genügend Leute da sind. Man muss wissen: Bei uns wird jedes Essen frisch zubereitet, wir sind kein Fast-Food-Restaurant. Dabei haben wir nur eine kleine, 44 Quadratmeter große Küche. Hier wird jeder Quadratzentimeter ausgenutzt.

Warum gibt es eine so enge Verbindung zwischen Gemeindevertretern im Rathaus und der Aktiengesellschaft?

Hübner: Die Aktiengesellschaft ist ein eigener, privater Betrieb. Die Immobilien gehören der Gemeinde und können selbstverständlich auch von anderen Gemeindemitgliedern genutzt werden.

Aber die AG zahlt keine Pacht.

Hübner: Das ist auch dem geschuldet, dass ein altes Gebäude nur schwer zu bewirtschaften ist. Wir haben einen Überlassungsvertrag, der besagt, dass die Hälfte der Überschüsse an die Gemeinde abgeführt werden müssen. Aber bisher haben wir ja noch keine Gewinne. Die AG wurde gegründet, um ein Objekt, dass sonst leer stünde, mit Leben zu erfüllen und zu erhalten. Die Gemeinde will ja den Ortskern wiederbeleben und davon sollen alle profitieren. Als Gemeinde können wir das so am besten steuern. Mancher muss sich vielleicht erst wieder daran gewöhnen, dass überhaupt wieder Leben im Ortskern ist.

Wieso gibt es keinen professionellen Geschäftsführer, der sich als Vollzeitkraft um alles kümmert?

Schimpf: Wir suchen eher einen Koch, der das Geschäftliche mit übernimmt. Die ehrenamtlichen Vorstände sind die Geschäftsführer, und wir können auch rechnen.

Schuhmann: Es ist nicht gesagt, dass ein hauptamtlicher Geschäftsführer alles besser macht. Zu häufige Geschäftsführerwechsel schaden eher als das sie nutzen.

Schimpf: Eine andere Nutzung oder einen Investor zu finden, war nicht möglich. Wir wären froh gewesen, wenn es jemand übernommen hätte. So schlecht stehen wir gar nicht da, die AG hat keine Kredite aufnehmen müssen. Schauen Sie sich das Preis-Leistungs-Verhältnis an, das ist gut. Wir müssen nur die Qualität unseres Angebots halten. Natürlich gibt es noch einiges zu tun: Wir müssen das Eishaus besser vermarkten, das Lindenmuseum sprechen lassen und unseren Backofen in Szene setzen. Es muss uns gelingen, mehr Touristen anzulocken. Urlaub in der Heimat, Erlebnisraum Rotmaintal, da müssen wir hin.

Wenn erzählt wird, die Gemeinde subventioniert das Bräuwerck, ist das also falsch?

Hübner: Allein die Sichtweise ist völlig falsch, denn das Vorhaben wurde öffentlich gefördert, gerade weil es privat nicht zu retten war. Dafür schlagen wir uns doch im dritten Jahr nicht schlecht, entgegen allen Unkenrufen. Klar hat es anfangs viele Ängste von Seiten der anderen Gastronomiebetriebe gegeben. Mir ist viel daran gelegen, das Miteinander zu fördern, unser Ort soll insgesamt attraktiver werden. Wir weisen auf den Ortsschildern auf alle Gastronomiebetriebe hin und wir freuen uns, wenn es auch dort funktioniert. Schließlich sind wir eine gemeinsame Region, in der alle profitieren sollen.

Gibt es einen Plan B, falls die Idee mit der AG nicht aufgeht?

Schimpf: Wir sind auf dem richtigen Weg. Es lohnt sich noch zuzuwarten. Einen Gewinn von über fünf Prozent zu erwarten ist sowieso unrealistisch. Im Wertpapierpropekt sind alle Risiken für die Aktionäre beschrieben. Nichts ist personifiziert, es kann durchaus einmal jemand anderes die Fäden in der Hand halten. Aber es steckt für mich viel Herzblut darin.

 

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