Mit Hopfen aus Gärten im Fichtelgebirge Brauerei Hütten entwickelt „Fichtelhopfinger“

Von Norbert Heimbeck
 Foto: red

Diese Schnapsidee wurde bei einem Bierfest geboren: „Magst nicht einmal meinen Hopfen zum brauen verwenden?“ fragte ein Freund Braumeister Wolfgang Nickl vor zwei Jahren. Das Kuriose: Der Freund wohnt im Fichtelgebirge, eine Gegend, in der man keinen Hopfen vermutet. Aus der Schnapsidee entstand tatsächlich Bier. Seit 1. Mai ist das „Fichtelhopfinger“ zu haben.

 
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Wolfgang Nickl ist Chef der Brauerei Hütten in Warmensteinach. Ein rundes Dutzend Biere – vom Weizen über Pils bis zum Märzen – stellen sechs Mitarbeiter in der kleinen Brauerei im Osten des Landkreises Bayreuth her. Wolfgang Nickl und sein Sohn Patrick schätzen die Traditionen ihres Handwerks, mögen sich einen Verzicht auf das Reinheitsgebot nicht einmal vorstellen. Trotzdem schauen sie auch in die Zukunft, haben ihre Brauerei stetig modernisiert. Die Sache mit dem „Fichtelhopfinger“ ist für Nickl senior eine witzige Idee, wird aber wohl nicht zum Einstieg in die derzeit so beliebten Craft-Biere führen.

Nickls Kumpel hat Hopfen in seinem Garten, als Zierpflanze. Auch ein paar andere Freunde, Bekannte und Kunden der Brauerei freuen sich über die hoch rankenden Gewächse in ihren Gärten in Fleckl, in Fichtelberg und in Neubau. Von planmäßigem Anbau kann keine Rede sein, aber für einen kompletten Sud bei den Nickls haben die Blüten gereicht: 30 Hektoliter des „Fichtelhopfingers“ warten seit 1. Mai auf Käufer.

Der Braumeister selbst hegt ebenfalls ein paar Hopfenpflanzen hinter seinem Haus. Es ist der berühmte Tettnanger Hopfen, Nickls Pflanzen stammen direkt von einem der großen Anbauer am Bodensee. Zu welcher Sorte der Hopfen seiner Freunde gehört, kann Nickl nicht sagen. Deshalb hat er auch zuerst in seiner kleinen Versuchsbrauerei 30 Liter hergestellt, um den Geschmack zu testen: „Wir wussten nicht, ist es Aroma- oder Bitterhopfen.“ Der Versuch gelang, für den großen Sud wurden die Hopfendolden unmittelbar nach der Ernte vakuumiert und tiefgefroren: „Damit das Aroma erhalten bleibt“, wie Wolfgang Nickl erläutert. Noch einen Vorteil hat der Fichtelgebirgshopfen: „Ich kenne die Leute, die Pflanzen sind garantiert nicht gespritzt.“

Am 27. Januar wurde das neue Bier gebraut, drei Monate lagerte es – in dieser Zeit gestaltete Wolfgang Nickl ein freundliches, hellgrünes Etikett für die Flaschen, der Name entstand, ebenfalls auf Anregung eines Kunden. Als Nickl sein Experiment auf Facebook ankündigte, wurden 60 Kästen reserviert, als vergangene Woche eine Anzeige der Brauerei im Kurier erschien, wurden weitere 70 Kästen verkauft.

Die wichtigste Frage zum Schluss: Wie schmeckt denn nun das neue Bier? Es ist nach Art eines Pils gebraut, die sortentypische Bitterkeit ist allerdings beim „Fichtelhopfinger“ milder. Mit 4,9 Volumenprozent Alkohol ist es angenehm leicht; helles Gerstenmalz sorgt für angenehme Würze; das Bier ist sehr hell im Glas, es duftet nach frischen Kräutern, die Schaumkrone ist lange Zeit stabil.

Info: Die Craft-Beer-Idee kommt aus den USA. Dort brauen kleine Brauereien besondere Biere, die sich von den Produkten der großen Konzerne durch besondere Aromen und enorme Geschmacksvielfalt abheben. Craft Beer gewinnt auch in Deutschland immer mehr Anhänger.

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