Bollandt-Gemälde für 385.000 Euro

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Bollandts Gemälde wird auf der Tefaf angeboten. Foto: red Foto: red

Der Preis ist hoch, das Publikum zahlungskräftig: Auf der Kunstmesse Tefaf in Maastricht wird dieser Tage ein Gemälde des Bayreuther Hofmalers Heinrich Bollandt angeboten. Für 385.000 Euro.

 
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"Gütig, freundlich und in sich ruhend blickt Bollandt den Betrachter an.“ So beschreibt Rainer-Maria Kiel, einst wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Bayreuth, ein Selbstporträt von Heinrich Bollandt. das vor einigen Jahren mit Hilfe der Oberfrankenstiftung für das Historische Museum erworben wurde. Bollandt war Hofmaler des Bayreuther Markgrafen Christian (1581 bis 1655) und gilt heute als bedeutender Nachfolger Cranachs. 41 seiner Malereien befinden sich in Bayreuth. Dieser Tage führt nun eine Spur des Malers ins niederländische Masstricht zur wohl weltweit größten Kunstmesse, The European Fine Art Fair (Tefaf).

Die Tefaf ist nicht irgendeine Messe. Wer hier ausstellt, hält nach den zahlungskräftigsten Käufern der Kunstwelt Ausschau. Viele der potenziellen Kunden reisen nicht per Linienflug nach Maastricht. Sondern mit dem Privatjet.

Blütenranken in Goldfäden

Jetzt hat es auch der einstige Bayreuther Hofmaler aufs noble Parkett der Tefaf geschafft. Das Münchner Kunsthandelsgeschäft Rudigier bietet ein großformatiges Ölgemälde Bollandts an, das die Herzogin Elisabeth von Sachsen (1593 bis 1650), geborene Prinzessin von Braunschweig Wolfenbüttel, zeigt. Bollandts Staatsporträt zeigt die 22-jährige Herzogin in einem prachtvollen, nahezu vollständig mit Blütenranken in Goldfäden bestickten Kleid nach englischer Mode. Reicher Diamant- und Perlenschmuck vervollständigen die repräsentative Kleidung. Das Schmuckstück am Mieder zeigt das Monogramm AE für August und Elisabeth. Nach Ansicht der Münchner Kunsthändler handelt es sich dabei um eines der ganz wenigen erhaltenen großformatigen Gemälde Bollandts. Es befand sich einst im Besitz des sächsischen Königshauses, aus dem es Rudigier erworben hat.

Gemälde von Bollandt auf Auktionen

Als Laie staunt man freilich über den Preis, den die Münchner auf der Tefaf für das Porträt aufrufen: 385.000 Euro! Ob sich ein Käufer findet? Angesichts der Maße des Gemäldes von 208 mal 144 Zentimer könnte es in so manchem Privatjet beim Rückflug ziemlich eng zugehen. Der hohe Preis erstaunt auch vor dem Hintergrund der Zuschläge, die kleinere Werke von Bollandt auf Auktionen erzielt haben.

Rainer-Maria Kiel weist in seinem im Archiv für Geschichte von Oberfranken 2016 erschienen Aufsatz über den Bayreuther Hofmaler darauf hin, dass es zwischen 2004 und 2016 mindestens drei Auktionen gab, auf denen Arbeiten von Bollandt unter den Hammer kamen. Das Wiener Auktionshaus Dorotheum charakterisierte Bollandt in einer Objektbeschreibung als einen „der wichtigsten Künstler der brandenburgisch-bayreuther Renaissance“. Er habe in einem beinahe archaischen Stil gearbeitet, er deutlich von Lucas Cranach d. Ä. inspiriert ist. Der Schätzwert des in Wien versteigerten Gemäldes lag zwischen 20.000 und 30.000 Euro. Erzielt wurden schließlich rund 24 000 Euro.

Die Tefaf in Maastricht hat noch bis diesen Sonntag ihre Pforten geöffnet. Bis Donnerstag war das Gemälde von Bollandt noch nicht verkauft.

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