BOEK17: Erfolgsrezepte der Eliten

Von Norbert Heimbeck
Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wer hätte je gedacht, dass im Autoland Deutschland das Smartphone einmal wichtiger werden würde als der fahrbare Untersatz? Gerade bei jungen Leuten ist das Auto längst nicht mehr das Statussymbol früherer Generationen. Das sei einer der Erfolgsfaktoren für Flixbus. So wie Gründer André Schwämmlein stellten am zweiten Tag des Ökonomiekongresses an der Uni Bayreuth weitere Unternehmer ihre Erfolgsrezepte vor.

 
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Die leuchtend grünen Busse gehören längst auch in Bayreuth zum Alltag. Am zweiten Tag des Ökonomiekongresses an der Universität berichtete Unternehmensgründer André Schwämmlein von der „Digitalisierung eines analogen Verkehrsmittels“. Das Geheimnis liege im Netzwerk und in der Plattform: „Wir fahren inzwischen mit gut 250 Partnern bis nach Budapest. Und wir waren die ersten, die eine App hatten.“

Tatsächlich arbeiten 150 Entwickler für das Unternehmen, „das sind mehr als typische Wettbewerber insgesamt Mitarbeiter haben.“ Obwohl das Auto als Statussymbol an Wert eingebüßt hat, ist die Reiselust der Menschen ungebrochen. Dabei liege der Fokus auf Nachhaltigkeit und „grüner Energie“. Diese „Megatrends“ sind es, die das Busreisen begünstigen. Bei der Gründung hätten er, Schwämmlein, und seine beiden Kumpels keine Erfahrung in dem Geschäft gehabt: „Wir geben den Kunden die Möglichkeit zu reisen und neue Orte und Kulturen zu entdecken.“

Die Macht der Bilder

Mitarbeiter und Kunden bei ihren Emotionen, ihren Wünschen und Träumen abzuholen – dieses Anliegen zog sich wie ein roter Faden durch die Vorträge des zweiten Kongresstages. Carolin Kaiser vom GfK-Verein zeigte, dass Onlinemarketing heute viel mit Fotos zu tun hat. Sie würden schneller wahrgenommen als Text, blieben länger in Erinnerung und weckten mehr Emotionen.

Ihr Unternehmen entwickelte eine Scansoftware, die Fotos in sozialen Medien auswertet: Markenlogos werden erkannt, Personen, die die Produkte präsentieren, deren Stimmung und das Umfeld, indem sie dies tun. So dient das Social Media Tracking der Früherkennung von Chancen oder Gefahren, zur Erfolgsmessung von Events und Verkaufsaktionen und hilft bei der Aufdeckung von Trends.

Störfeuer überstrahlen

Ähnlich argumentiert Matthias Stock. Er ist bei der Sixt AG für die sozialen Medien verantwortlich. Der Autoverleiher steht im Ruf, besonders kreative Werbung zu machen. Online-Aktivitäten des Unternehmens seien auf Resonanz ausgelegt. Soll heißen, in der Meldungsflut auf Instagram, Facebook und Co. wolle das Unternehmen zum Leuchtturm werden, der sämtliche Störfeuer überstrahle.

Eine Erfolgsgeschichte der etwas anderen Art trug Holger Beeck vor. Er ist Vorstandsvorsitzender von McDonald’s Deutschland. „Freiheit, die ich meine“ lautete sein Thema. Als staatenloser Flüchtling sei er mit der schwangeren Frau aus der DDR nach „Deutschland West“ gekommen. Getrieben von der Sehnsucht nach dem Meer und dem Wunsch nach Freiheit.

„Schon bald lernte ich, dass Freiheit Geld kostet und Anstrengung und Verzicht bedeutet.“ McDonalds sei für ihn ein Symbol der Freiheit und des American Way of Life: „Wir haben Deutschland von Bockwürstchen, Bratkartoffeln und strengen Tischsitten befreit. Was Spaß macht, soll jeder selbst entscheiden.“ Der Weg nach oben sei hart, aber möglich: „Nicht die Herkunft entscheidet, sondern die Haltung gegenüber den Menschen.“

Aus Fehlern die richtigen Schlüsse ziehen und besser werden

Freiheit brauche ein Fundament an Werten und Verantwortung: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Seit Günter Wallraffs Enthüllungsbuch „Ganz unten“ habe sich in dem Unternehmen sehr viel verändert, man suche den Dialog mit Kritikern und nehme Dinge wie Tierwohl, gesunde Ernährung und Regionalität sehr ernst: „Wir haben einen Nachhaltigkeitsbericht. Fragen Sie mal bei Schuhbeck oder einem anderen Restaurant danach.“

Dieser Wandel sei harte Arbeit, immerhin müssten rund 58 000 Mitarbeiter auf die Reise mitgenommen werden. Es gelte, im Unternehmen eine Kultur des Ausprobierens einzuführen: „Erfolgreiche Firmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus Fehlern die richtigen Schlüsse ziehen und besser werden.“

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