Polizeikontrolle an der B 22 bei Speichersdorf – Viele Frauen und Lastwagen aus dem Ausland zu schnell unterwegs Blitzmarathon: Schluss mit lustig

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Foto: Ronald Wittek Foto: red

Rund 200 Polizeibeamte waren am Donnerstag beim Blitzmarathon in Oberfranken im Einsatz. Eine Gruppe kontrollierte ab 15 Uhr die Geschwindigkeit auf der B 22 bei Speichersdorf. Wer zu schnell Richtung Kemnath fuhr, der musste auf dem Parkplatz kurz vor Wirbenz rechts raus. Vier Stunden lang gab es dort allerhand Ausreden zu hören.

 
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„Heller Volvo-Lastwagen mit 82“, rauscht es aus dem Funkgerät. Ein Beamter geht mit der Kelle in der Hand zum Straßenrand. Doch der Volvo, der zu einer Spedition in Bayreuth gehört, kommt nicht. „Der ist wohl abgebogen“, sagt Andreas Heringklee, Polizeihauptkommissar und Einsatzleiter. Post bekommt die Spedition allemal – 25 Euro wird die Geschwindigkeitsüberschreitung kosten. Dann herrscht Stille. Gleichmäßig fließt der Verkehr auf der Bundesstraße am Parkplatz vorbei. Rund 9000 Fahrzeuge rollen auf der B 22 täglich, hat das Staatliche Bauamt gezählt. Die Zeit vergeht.

Zweimal der gleiche Lastzug

Dann rauscht es wieder aus dem Funk: „Heller Volvo-Laster jetzt mit 86. Fährt Richtung Bayreuth.“ Der Fahrer der Bayreuther Spedition ist zum zweiten Mal zu schnell an der Messstelle vorbei gefahren. Die Beamten auf dem Parkplatz grinsen. Wie kann einem nur so etwas passieren? Das wird teuer: 80 Euro, eine Anzeige und einen Punkt wird’s wohl geben.

Verlegene Mütter

Und schon kommt der nächste Durchsage: „Dunkler Audi, Pegnitzer Kennzeichen, 129.“ Ein Polizeibeamter mit der Kelle in der Hand geht an den Straßenrand. Da rollt der Audi auch schon an. Eine Frau am Steuer, ein Mädchen auf dem Beifahrersitz. Die Frau steigt aus, lehnt sich ans Auto. Sie läuft rot an und faltet ihre Hände verlegen auf dem Bauch.

Lächelnde Beamte

„Wir haben Sie mit Tempo 129 gemessen, wo nur 100 erlaubt sind“, sagt ihr ein lächelnder Beamter. Sie habe den Wagen von ihrem Bruder geliehen, erwidert die Frau. Der Audi vom Bruder läuft offenbar gut. Die Frau nimmt im Polizeibus Platz, ein Formular wird ausgefüllt. „Wer bekommt denn die Post – etwa mein Bruder?“ will sie wissen. Die Beamten können beruhigen. „Nein, das Schreiben erhalten nur Sie persönlich.“ Die Frau gewinnt ihre Fassung zurück. „Da muss ich auf der Rückfahrt besser aufpassen“, sagt sie zum Abschied.

Mit den Geschwindigkeitskontrollen geht die Polizei gegen Raser auf gut ausgebauten Landstraßen vor. Deshalb wird nicht dort kontrolliert, wo Tempo 80 gilt, sondern dort, wo Tempo 100 für Autos erlaubt ist, erklärt Einsatzleiter Heringklee.

Mit den Töchtern unterwegs

„Dunkler Audi, Bayreuther Kennzeichen, mit 116“, rauscht es nun aus dem Funk. Ran an die Straße, Kelle raus und schon rollt der Wagen auf den Parkplatz. Wieder eine Frau am Steuer. „Wir haben Sie mit Tempo 116 gemessen“, sagt ein Beamter durch das offene Fenster. „Scheiße“ rutscht es der jungen Frau heraus. Auch sie hat es mit ihrer Tochter eilig. Also rein in den Bus. Formular ausfüllen, zahlen und weiter nach Kemnath.

„Heute haben wir vor allem Frauen und Lastwagenfahrer aus dem Ausland, die zu schnell fahren“, sagt Einsatzleiter Heringklee. Doch unterwegs sind auch echte Pechvögel. „Blauer Lieferwagen, Kennzeichen Tirschenreuth, 116“, dröhnt es aus dem Lautsprecher. Also wieder Kelle raus und schon rollen zwei Handwerker aus der Oberpfalz mit ihrem rostigen, vollgepackten Wagen heran. Der Fahrer kann es gar nicht fassen, was ihm widerfährt. „’Bin heute schon an drei Radarfallen vorbeigefahren und hab’s vor einer Minute im Radio gehört, dass der Blitzmarathon läuft“, schüttelt der hagere Typ den Kopf. Mit 20 Euro ist er dabei. „Eine Quittung wird mir nichts nützen“, witzelt er mit Galgenhumor.

Lastwagenfahrer zahlen zähneknirschend

Inzwischen ist es eng auf dem Parkplatz geworden. Ein Lastzug aus Polen und ein Sattelzug aus der Slowakei waren zu flott unterwegs. Die Fahrer zahlen zähneknirschend.

Dann ist Schluss mit lustig. „Motorrad, 192“, meldet die Messstelle. Ein Beamter rennt mit der Kelle los und da röhrt die Honda CBS mit Kemnather Kennzeichen auch schon heran. Hauptkommissar Heringklee kümmert sich persönlich um den Raser. Mit den Witzchen ist es jetzt vorbei. Die Stimmung schlägt um. „Wir haben sie mit Tempo 192 gemessen“, sagt Heringklee in dienstlichem Ton. Der Mann setzt den Helm ab. „Wo?“, fragt er. Heringklee deutet Richtung Speichersdorf. „Einen Kilometer von hier“.

Dann steigt der Motorradfahrer in den Bus. Wortkarg mit gesenktem Blick lässt er die Formalien über sich ergehen. Am Ende verweigert er seine Unterschrift und erkundigt sich nach dem Namen des Einsatzleiters. Bevor er weiterfahren darf, wird er für Beweiszwecke noch fotografiert. 1200 Euro Geldbuße, drei Monate Fahrverbot und Punkte stehen nun an.

Enge auf der Kontrollstelle

Zwischenzeitlich ist es auf dem Parkplatz eng geworden. Auch in der rollenden Polizeidienstelle ist kein Platz mehr. Drei Beamte sind voll beschäftigt. Erst nach einer Weile leert sich der Parkplatz. Die beiden Lastzüge aus Polen und der Slowakei fahren weiter. Am späten Nachmittag warten die Polizisten auf weitere Meldungen von der Messstelle. Doch sie schweigt.

Gegen 19 Uhr wird das Messgerät abgeschaltet. Nun rauscht die Bilanz aus dem Funkgerät: Richtung Bayreuth elf Verwarnungen und sieben Anzeigen. Mit Tempo 131 war der Schnellste unterwegs. Ähnlich die Bilanz Richtung Kemnath: 13 Verwarnungen, neun Anzeigen, ein Fahrverbot. Der Schnellste: Der Honda-Fahrer mit 192.

Am heutigen Freitag sind Andreas Heringklee und seine Kollegen wieder im Einsatz. Wo, das verraten sie nicht.

Die Bilanz vom Vorjahr lesen Sie hier.

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