Vor 50 Jahren gewann Henrik Ohlmeyer die Skiflugwoche am Kulm Bischofsgrüner am Rand des Weltrekords

Als die Skier noch parallel geführt wurden: Vor 50 Jahren gewann Henrik Ohlmeyer die Skiflugwoche in Bad Mitterndorf unter anderem mit diesem Sprung. Foto: Archiv Foto: red

Die weltbesten Skispringer fliegen an diesem Wochenende (10./11. Januar) am Kulm im österreichischen Bad Mitterndorf um Weltcuppunkte, und das weckt auch im Fichtelgebirge große Erinnerungen: Vor 50 Jahren konnte Henrik Ohlmeyer, der erfolgreichste Skispringer des SC Bischofsgrün, dort seinen größten Erfolg feiern.

 
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1965 gewann der damals 19-jährige die Gesamtwertung der viertägigen Skiflugwoche mit einer Bestweite von 140 Metern. Der Skisprungweltrekord lag in dieser Zeit noch bei 144 m und den Weltcup gab es noch nicht. Bereits im ersten Trainingsflug lag Henrik Ohlmeyer auf Weltrekordkurs. Diesen Sprung mit einer hohen Flugkurve brach er jedoch ab und landete auf 143 m. Dies geschah kopfüber und bäuchlings in den Schnee, ähnlich wie es dem Schweizer Mehrfacholympiasieger Simon Amann kürzlich bei der Vierschanzentournee geschah. Henrik Ohlmeyer blieb damals jedoch unverletzt und holte sich unbeeindruckt in den Tagen danach den größten Erfolg seiner Karriere. Den Weltrekord musste er mit 145 m dem Thüringer Peter Lesser überlassen, der diese Weite jedoch nur im Training erreichte. Für den Gesamterfolg nach zwei Wettbewerbstagen wurde der Bischofsgrüner mit einem Schwarzweißfernseher und einem Paar neuer Skisprungski belohnt. Heute bekommt der Sieger eines einzelnen Tages 10 000 Schweizer Franken (etwa 8325 Euro).

In den nächsten zwanzig Jahren bis Mitte der 80er Jahre ging die Skiflugweltrekordjagd bis unterhalb der 200-m-Grenze nur langsam voran. Durch folgende Umbauten im slowenischen Planica und norwegischen Vikersund wurde dann im Jahr 2011 durch Johan Reven Evesen der aktuelle Weltrekord von 246,5 m möglich – über einhundert Meter mehr als vor fünfzig Jahren.

Auch im „normalen“ Skispringen war Henrik Ohlmeyer sehr erfolgreich. Mit 17 Jahren hatte er 1964 bei der Vierschanzentournee debütiert und belegte den zehnten Platz. 1966 erreichte er dann sogar den fünften Rang der Gesamtwertung. Insgesamt acht Jahre startete der Fichtelgebirgler bei der Tournee.

An den Weltmeisterschaften 1966 (Oslo/NOR) und 1970 (Strbske Pleso /CZE) nahm Ohlmeyer ebenso teil, wie an den Olympischen Spielen 1968 im französischen Grenoble. Doch bereits vor diesen drei Wettbewerben hatte er mit ersten Verletzungen und Operationen zu kämpfen, die ihn in der Folge zu einem frühen Karriereende mit gerade mal 25 Jahren zwangen. Eine in seiner aktiven Zeit so gut wie nicht vorhandene medizinische Betreuung durch den Skiverband – das ist das Einzige, worüber sich Henrik Ohlmeyer heute noch so richtig ärgern kann: „Aber ich freue mich gleichzeitig, dass die medizinische Betreuung der heutigen Sportler nahezu optimal ist. Knieverletzungen bedeuten heute kein Karriereende mehr.“ Vieles sei bei ihm selbst noch lange unentdeckt geblieben: „Zur WM in Oslo reiste ich schon mit einem ersten unbehandelten Meniskusschaden.“ Einzig durch die erste berufliche Tätigkeit beim Bundesgrenzschutz in Bayreuth habe er mit dem dortigen Sportarzt Dr. Ernst Struck diese medizinische Lücke sehr gut ausgleichen können. „Früher fuhren Sportler alleine mit ihren Trainern zu den Wettkämpfen“, erzählt Ohlmeyer. „Ganz anders als heute, da ist der Betreuerstab mit materieller und medizinischer Betreuung oft größer als das Sportlerteam.“

Nach dem frühen Karriereende hat Henrik Ohlmeyer sich zunächst auf seine Ausbildung als Werkzeugmacher konzentriert, und als solcher lange in der Technischen Zentrale der Uni Bayreuth gearbeitet. Doch bereits kurz nach der eigenen Sportlerkarriere engagierte er sich auch für den regionalen und bayerischen Skisprungnachwuchs. Einer seiner bekanntesten damaligen Aktiven ist der heutige hauptverantwortliche sportliche Leiter für Skisprung und Nordische Kombination beim Deutschen Skiverband, Horst Hüttel aus Wunsiedel.

Auch heute noch ist der erfolgreichste Skiflieger Nordbayerns immer wieder an den heimischen Ochsenkopfschanzen anzutreffen, egal ob in irgendeiner Funktion bei Veranstaltungen oder wenn es mal wieder etwas zu bauen gibt, wie im Sommer 2014 die 30-m-Schanze für den Nachwuchs. Ohlmeyer ist immer dabei – bis ihn die vielfach operierten Knie mal wieder ausbremsen. Diese sind auch der Grund dafür, dass er das Skifliegen zu seinem Jubiläum lieber am Fernseher verfolgt, als vor Ort.

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