Sie graben einen Gang nach dem anderen und verspeisen den Muschelbestand Bisamrattenplage am Erlbach

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Es reißt nicht ab bei Gerhard Bauer. Erst hatte der Buchauer, der am Standort der ehemaligen Lehmermühle mit dem Wasser des Erlbaches über ein Mühlrad Strom erzeugt, ein Biberproblem  – nun machen ihm Bisamratten zu schaffen. Sie graben fleißig Gänge und sorgen so für ein Sumpfgelände in der benachbarten Wiese. Und dann ist da noch die Sache mit ihrer Lieblingsspeise, der Bachmuschel: Gerhard Bauer sieht keine mehr im Bachbett.

 
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„Das mit dem Biber haben wir jetzt im Griff“, sagt der 65-Jährige. In Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt hat er Weidezaundraht über den Bach gespannt, der die Biber daran hindert, weiter Dämme zu bauen, die das Wasserbett blockieren. Doch nun sind die Bisamratten am Werk. Sie buddeln einen Gang nach dem anderen vom Ufer aus in die angrenzende Grünfläche. Dort tritt das abfließende Wasser dann an unterschiedlichen Stellen aus.

Gänge zutreten hilft nur kurzfristig

Bauer: „Da hilft nur eins, man muss die Gänge zutreten. Aber es dauert nicht lange, dann taucht ein paar Meter weiter der nächste auf.“ Bleibt nur die radikale Lösung – die Bisamratten fangen. Auch wenn sie nicht zu den schützenswerten Lebewesen zählen: Das darf nicht jeder, dazu ist Sachkunde nötig. Die kann man sich in Kursen aneignen. Solche bietet die Lehranstalt für Fischerei in Aufseß an. Bauer hat einen besucht, will sich jetzt zwei Fallen kaufen, um des Rattenproblems Herr zu werden.

Schlamm im Flutgraben

Handeln müsse er, sagt Bauer. Denn: „Die Tiere wühlen mit ihrer Graberei den Boden auf, das Material setzt sich dann ab, das Bachbett verschlammt.“ Zudem werde dieser Schlick durch das Gängesystem in den unterhalb des Erlbaches gelegenen Flutgraben geschwemmt, der das überschüssige Wasser aus dem umliegenden Höhenzügen aufnimmt. Was bewirken kann, dass sich dieser Graben im Hochwasserfall schneller füllt. Was Gerhard Bauer auch ärgert: Die Bisamratten haben die Bachmuscheln im Erlbach weggefuttert. „Zumindest finde ich keine mehr. Und die gelten ja nun im Gegensatz zu den Bisamratten als besonders schützenswert“, sagt er.

Landratsamt wieß nichts von Bachmuscheln

Verwundert äußert sich dazu Nikolaus Lange, Biologe am Landratsamt Bayreuth: „Von einem Bachmuschelvorkommen im Erlbach war uns bisher nichts bekannt.“ Solche existierten es im Landkreis im Ailsbach, in der Truppach und im Zeubach. Und dort seien die Bisamratten sehr wohl eine Plage: „Im Ailsbach haben sie vor einigen Jahren 90 Prozent der Bachmuschelpopulation vernichtet.“ Seien die Ratten, die im 18./19. Jahrhundert zur Pelztierzucht aus Nordamerika in unseren Breitengrade „eingeführt“ wurden, einmal auf den Geschmack gekommen, gebe es kein Halten mehr: „Die legen richtige Fressplätze an Land an, dort findet man dann ganze Haufen von Muschelschalen.“

Vier Euro als Fangprämie

Ein Programm des Freistaats, aus dem Fangprämien honoriert wurde, lief schon zur Jahrtausendwende aus. Im Landkreis werden solche Prämien noch gezahlt, „aus dem Topf für Naturschutzmittel“, sagt Lange. Vier Euro pro Tier. Allerdings nur an Gewässern, in denen die Bachmuschel eine Rolle spielt. Und: „Wir vermitteln auch Fangexperten, da haben wir einige an der Hand, die den erforderlichen Kurs mitgemacht haben.“ Außerdem verleihe der Landkreis Fallen, „da haben wir einen ganzen Pool“.

Das Modell habe sich bewährt: „2016 wurden 132 Bisamratten gefangen.“ Und so hat sich auch der Muschelbestand im Ailsbach wieder erholt.

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