Bindlach: Fahrradladen schon wieder zu

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Foto: Andreas Harbach Foto: red

Das war ein kurzes Vergnügen. Erst Anfang April wurde das Bindlacher Traditions-Fahrradgeschäft Schönheiter an Nachfolger übergeben. Diese waren wohl etwas blauäugig, jetzt ist der Laden schon wieder geschlossen.

 
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117 Jahre lang war das Geschäft in der Bindlacher Bahnhofstraße in Familienhand. 1976 übernahmen es nach dem Tod ihres Vaters Norbert und Wolfgang Schönheiter und bauten es zu einem gut gehenden Fahrradgeschäft aus. "Der Laden hat gebrummt", sagten die Brüder dem Kurier gestern.

Anfang April verkauften sie es dann an Peter Dietz und Robert Kretschmann. Und die hatten die Herausforderung wohl etwas unterschätzt, obwohl Kretschmann als Inhaber des Fahrradladens Eldorado in Kulmbach vom Fach ist.

Personalprobleme als Hauptgrund

"Es gab Anlaufschwierigkeiten mit Telefon und Internet, lange war auch bargeldloses Zahlen nicht möglich", sagt Dietz, der sich vor allem um das Kaufmänische hatte kümmern wollen. Vor allem aber habe man kein adäquates Personal gefunden. Gleich zwei Mechaniker hätten kurzfristig abgesagt, weil sie andere Jobs bekommen hätten.

Zugleich habe sein Halbbruder Robert Kretschmann weder persönlich noch mit einem seiner Mitarbeiter so aushelfen können, wie es einmal angedacht oder zumindest erhofft worden war, so Dietz, der seinen Schaustellerbetrieb, einen Süßwarenhandel, parallel weiterführte.

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Das Problem: In beiden Branchen beginnt im Frühjahr die Hochsaison. "Das war dann so nicht mehr zu schaffen", sagt Dietz, und sein Bruder ergänzt: "Wir wussten, dass das nicht so einfach wird. Im Frühjahr geht es im Fahrradgeschäft halt einfach rund." Dann gab es auch im Kulmbacher Eldorado krankheitsbedingte Ausfälle, eine Vertretung war nicht mehr möglich.

"Ich habe auch daran gedacht, selber regelmäßig rüber nach Bindlach zu kommen, den Laden wenigstens zwei Tage die Woche nebenher zu schmeißen. Aber ich werde jetzt auch bald 60, das wäre einfach zu stressig", sagt Kretschmann. Letztlich habe man sich zur Schließung durchgerungen. Bindlacher Kunden könnten aber jederzeit ins Kulmbacher Geschäft kommen, vor allem wenn es um Garantie oder Gewährleistung gehe.

Vorgängern blutet das Herz

Vielleicht wäre es anders gelaufen, wenn man nicht gleich in der Hochsaison hätte loslegen müssen, sich noch hätte einarbeiten können, sinniert Dietz. Den beiden Schönheiter-Brüdern blutet derweil das Herz angesichts der Entwicklung.

"Da steckt jede Menge Emotion drin. Schließlich haben wir das Fahrradgeschäft ja von der Pike aufgebaut", sagt Wolfgang Schönheiter, der im brüderlichen Team der Mechaniker war: "Wir haben das mit Leib und Seele gemacht, aber es ging mir dann auch gesundheitlich nicht mehr ganz so gut."

Erste Interessenten

Der Eigentümer des Miets- und Geschäftshauses ist derweil überrascht, dass Dietz schon wieder auszieht. "Er hat ja doch einiges umgestaltet und renoviert", sagte Yusuf Sezgin. Jetzt laufe der Mietvertrag erstmal bis Jahresende weiter. Für die Zeit danach gebe es erste ernsthafte Interessenten, noch sei aber nichts spruchreif.

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