Eurowings-Flotte soll wachsen
Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin indes hat auch unter ihrem Chef Stefan Pichler die Kosten bislang nicht unter Kontrolle gebracht und das Jahr 2015 mit dem Rekordverlust von knapp 447 Millionen Euro abgeschlossen. Ohne die Finanzspritzen ihres arabischen Großaktionärs Etihad wäre die Gesellschaft längst abgestürzt. «Es ist unser Ziel, Air Berlin als Marke künftig stärker im Premiumbereich zu verankern», sagt Pichler und streicht kleinere Verbindungen, die Ryanair dankend übernehmen und zu niedrigeren Stückkosten betreiben kann. Etihad werde die Reste von Air Berlin in ein paar Jahren an die Lufthansa verkaufen, ätzt O'Leary.
Der Lufthansa-Konzern hat spät auf die Billigflieger reagiert und will mit der neu organisierten Zweitmarke Eurowings gegenhalten. Mit einer kompletten Integration der bisherigen Minderheitenbeteiligung Brussels Airlines könnte die Eurowings-Flotte schnell erweitert und der Auftritt im Benelux-Markt gestärkt werden.
Trotz des Rekordgewinns aus dem Vorjahr ächzt der komplexe Konzern unter zu hohen Kosten und streicht das Flugprogramm seiner Premiummarken Lufthansa, Swiss und AUA weiter zusammen. Das vor allem bei der Eurowings geplante Wachstum wurde zuletzt wegen der vorhandenen Überkapazitäten im Markt bereits wieder etwas eingedampft.
Easyjet verhandelt um Startrecht am Fraport
Die Flughäfen Frankfurt und München leiden unter dem Schrumpfkurs ihres wichtigsten Kunden Lufthansa. Noch vor wenigen Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass ein Frankfurter Flughafenchef per Zeitungs-Interview um Billigflieger wirbt. Doch die zusätzlichen Kapazitäten mit der neuen Landebahn und dem geplanten dritten Terminal wollen gefüllt werden. «Low Cost wird auch in Frankfurt eine stärkere Rolle spielen, weil sich der Markt so entwickelt», sagt Fraport-Chef Stefan Schulte.
Einige Anbieter wie Vueling und WOW sind bereits vor Ort, Easyjet soll laut Fraport bereits mehrfach um Start- und Landerechte verhandelt haben.
Die zunehmenden Angriffe von Low-Cost-Gesellschaften auf die Lufthansa-Drehkreuze kann Chef Carsten Spohr auf Dauer nicht unbeantwortet lassen. Im Kranich-Nest München hat sich bereits die Air-France-Billigtochter Transavia mit vier Maschinen etabliert und will im ersten Jahr schon eine Million Passagiere transportieren. Prompt kündigte Lufthansa an, entgegen der eigenen Prinzipien nunmehr auch Eurowings-Jets von München aus starten lassen zu wollen.
dpa