Bierwoche: Und wieder steigt der Bierpreis

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Jahr für Jahr wird die Maß Festbier teurer: Warum eigentlich? Statt 7,80 Euro wie im Vorjahr kostet sie in diesem Jahr 8,10 Euro. Foto: Martin Koslowsky/Archiv Foto: red

Eigentlich haben wir uns ja schon daran gewöhnt. Die Maß Festbier wird jedes Jahr teurer: Von 2007 bis 2016 ist der Bierpreis für die Maß auf der Bierwoche um stolze 37,3 Prozent gestiegen. Doch muss das wirklich so sein?

 
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Das waren noch Zeiten: Als in Kulmbach 1939 die erste Bierwoche gefeiert wurde, kostete ein Liter Festbier gerade einmal 80 Pfennig. 1950 verlangte der Festwirt, so vom Kulmbacher Stadtarchiv überliefert, bei der ersten Neuauflage des Bierfests 1,50 Mark für die Maß.

In diesem Jahr sprengt der Preis für die Maß Bier sogar die Acht-Euro-Grenze: 8,10 Euro verlangt die Brauerei für das starke Festbier der Sorten Kumbacher, EKU und Mönchshof. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Preiserhöhung um 30 Cent. Im Jahr 2012 musste die Bierdurstigen 7,20 Euro für die Maß hinlegen. Fünf Jahre zuvor war die Bierfestmaß noch für 5,90 Euro zu haben. In zehn Jahren wurden die Preise Jahr für Jahr um 30 beziehungsweise 20 Cent angehoben. Rein rechnerisch ist das eine Preissteigerung um 37,3 Prozent.

 

 

 

 

Wie errechnet sich der Bierpreis?

Der Kurier fragte bei der Kulmbacher Brauerei nach, was in die Bierpreiskalkulation alles einfließt. Eine Antwort erhielt der Kurier darauf nicht. Den Hektoliterausstoß während einer Bierwoche gibt die Brauerei seit Jahren nicht mehr bekannt. Wie viele Biermarken im Umlauf sind, die berühmte Ersatzwährung auf dem Kulmbacher Bierfest, ist ebenfalls ein streng gehütetes Geheimnis. Zur Kulmbacher Bierwoche bieten vier Festwirte die Festbiere und das Kapuzinerweizen in den Ausschankecken des Bierstadels an. Das Festbier wird extra eingebraut für die Bierwoche, verfügt über eine Stammwürze von 13 Prozent und einen Alkoholgehalt zwischen 5,7 und 5,9 Prozent.

Oktoberfest: Preis zwischen 10,40 Euro und 10,70 Euro

Im Vergleich: Für das Oktoberfest erwartet das Münchner Oktoberfestportal heuer Preise zwischen 10,40 Euro und 10,70 Euro für die Maß (ein Plus von 3,1 Prozent im Vergleich zu 2015). Die 10-Euro-Marke ist bereits 2014 gefallen. Das Besondere an der Wiesn ist: Jeder Wirt kalkuliert anders, so dass in den Zelten verschiedene Preise für die Maß üblich sind. Auch die Getränkepreise für alkoholfreies Bier, Weizen, Mineralwasser, Limo und Spezi haben sich der Oktoberfestseite zufolge verteuert. So habe 2015 bereits ein Liter Wasser teils 10,20 Euro gekostet. Die Stadt München prüft lediglich, ob die Preise angemessen sind: dazu vergleicht sie diese mit denen im übrigen Stadtgebiet.

Bauern verdienen an der Maß nur 3,74 Cent

Woraus besteht das Bier? Aus Hopfen, Malz, Wasser und Hefe. An den Ausgaben für den Rohstoff Braugerste, aus der das Malz gewonnen wird, kann die Preissteigerung nach Ansicht des Bayerischen Bauernverbands (BBV) nicht liegen. Die Anbaufläche ginge in den oberfränkischen Landkreisen Kulmbach, Bayreuth, Wunsiedel und Hof zurück. Dabei sei Oberfranken früher ein Braugerstenland gewesen. „Die Mälzereien sind nicht bereit, bayerische Qualität zu honorieren“, sagt Dieter Heberlein, BBV-Fachmann aus Bamberg. Stattdessen würde die Braugerste zunehmend in Osteuropa eingekauft. „Unsere Bauern sind verärgert und immer mehr steigen aus, weil sich der Braugerstenanbau nicht mehr lohnt.“ Die Braugerstenpreise seien um 1,50 bis zwei Euro in den vergangenen zwölf Monaten eingebrochen. Mit den Markterträgen von Raps, Mais und Weizen könne die Braugereste nicht mithalten. Beim Bauern kommen nach einer BBV-Hochrechnung vom Juli 2015 für einen Liter Bier ohnehin nur 3,74 Cent an. Für den Hopfen erhält der Landwirt für die gleiche Menge 0,24 Cent.

Ausgaben für Personal, Energie und Transport

Liegt die Preissteigerung an höheren Personalkosten und Energiepreisen? Das beides in die Kalkulation mit einfließe, sei so gut wie sicher, so Heberlein. Die Transportkosten und die Biersteuer spielten vermutlich auch eine Rolle. Beim Malz verursache der Zwischenhandel zusätzliche Kosten. Genauere Angaben zum Zustandekommen der Bierpreise waren selbst vom Bayerischen Brauerbund nicht zu bekommen. Laut Statistischem Bundesamt ist der Verbraucherpreisindex zwischen Juni 2007 und Juni 2016 um rund zwölf Prozent gestiegen.

Übrigens: Beim Bayreuther Volksfest war das Maß Festbier der Aktienbrauerei in diesem Jahr für 8,20 Euro zu haben. Da liegt die Bierwochen-Maß um 10 Cent darunter.

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