Preise kommen in Bewegung: Der Kasten im Geschäft und das Seidla im Wirtshaus teurer Bierpreis: Brauer wollen mehr Geld

Von Sonny Adam
03.07.2017, Weidenberg, Getränkemarkt Lang, Maria Kolb, Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wer fürs Familiengrillfest am Wochenende einen Kasten Bier im Getränkemarkt gekauft hat, hat es vielleicht schon gemerkt. Die Bierpreise steigen. Viele Brauereien – vor allem die kleinen fränkischen Handwerksbrauereien – haben ihre Preise angehoben.

 
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„Bei uns kostet ein Kasten Bier jetzt 12,50 Euro. Wenn man ihn im Markt kauft, dann zahlt man dafür rund 14,50 oder knapp 15 Euro“, sagt Helmut Polster. Er ist der Chef der Brauerei Held in Oberailsfeld. 5000 Hektoliter Bier stellt die Brauerei jährlich her. „Alles wird teurer. Wenn man Reparaturen hat, wenn man Arbeiter und Monteure braucht – das müssen wir einkalkulieren“, sagt Polster. Als kleine Geste an die Stammkunden habe er die Erhöhung der Bierpreise in der Gastronomie noch ausgesetzt. „Vor der Kerwa erhöhen wir nicht mehr. Bei uns ist im August Kerwa“, so Polster.

Nach der Kerwa teurer

Aktuell kostet ein Seidla Gerstensaft aus der Handwerksbrauerei 2,20 Euro. „Eigentlich bräuchten wir 2,50 Euro. Das würden die Leute auch zahlen. Aber dann müssten wir uns alle einig sein“, sagt Polster. Er glaubt aber nicht so recht daran, dass solche Bierpreise in absehbarer Zeit in Oberfranken auf die Speisekarten kommen. Persönlich behilft sich der Brauereichef dahin gehend, dass die ganze Familie mit anpackt. So spart der Betrieb Personal. In der Brauerei sind nur zwei Personen für den Ausstoß von 5000 Hektolitern verantwortlich. Ein Anteil, der sich sehen lassen kann.

Fünf Jahre stillgehalten

Der stellvertretende Vorsitzende der Vereinigung Bierland Oberfranken, Christof Pilarczyk, hat in Rödental eine Brauerei. 3200 Hektoliter braut er im Jahr. In der Brauerei arbeiten vier Leute. „Das ist im Verhältnis viel teurer als in einer Großbrauerei. Da machen 20 Angestellte eine Million Hektoliter“, erklärt Pilarczyk. „Je kleiner die Brauerei, desto höher müsste der Bierpreis eigentlich sein. Die Schmerzgrenze bei uns Brauern und bei uns kleinen Handwerksbrauereien ist schon lange überschritten“, sagt der Brauer. Sorgen mache ihm Brauer das neue Arbeitszeitgesetz, das mit der Regelung des Mindestlohnes eingeführt wurde. Es verbiete, Überstunden anzuhäufen. „Früher haben die Arbeiter im Sommer Überstunden aufgebaut, im Winter wurden diese dann abgefeiert. Aber das gehe nicht mehr.

„Wir haben seit 2012 die Bierpreise nicht erhöht. Wir haben ein tolles Produkt und wir möchten eigentlich nicht in den Preiswettbewerb gehen“, sagt Pilarczyk. „Aber eins ist sicher: In den nächsten Wochen werden sicherlich die Großbrauereien Angebote im Markt platzieren“.

Stetiger Zuwachs

Obwohl die Menschen weniger Bier trinken, kann Pilarczyk mit seiner Brauerei Grosch in Rödental stetige Zuwächse verbuchen. „Die Preisanpassung war längst überfällig. In der Gastronomie macht das übrigens zehn Cent pro Seidla aus“, sagt Pilarczyk. „Aber der eigentliche Skandal ist, dass man für einen Kasten Bier weniger zahlt als den Sprit an der Tankstelle. Konkret zahlen Verbraucher für einen Kasten Grosch jetzt 14,50 Euro. Der Kasten Bio-Bier kostet 18,50 Euro.

Im Getränkemarkt sind auch die Preise für das bekannte Krug-Bier aus Breitenlesau und die Biere der Brauerei Schroll aus Waischenfeld moderat angestiegen. Die Brauerei Maisel in Bayreuth hat ihre Preise um einen Euro pro Kasten angehoben.

„Ich bin mit dem Bierpreis nicht rauf. Meine letzte Preiserhöhung war vor zwei Jahren“, gibt indes Georg Schroll Auskunft. Doch wie kann es trotzdem sein, dass sein Bier in den Märkten seit einigen Tagen teurer verkauft wird?

„Auf die Preise im Markt haben wir keinen Einfluss. Normalerweise liegen sie so zwischen zwölf Euro und 13,50 Euro. Bei Märkten, die weiter weg sind, werden auch mal 16 oder 17 Euro für einen Kasten verlangt“, erklärt Schroll. In Waischenfeld verkauft Schroll sein Bier für elf Euro pro Kasten. „Ich gehe jetzt im Sommer nicht mit dem Preis rauf. Gut, das Malz ist geringfügig teuerer geworden, die Hopfenpreise sind gestiegen – aber das ist jahrgangsbedingt“, so Schroll.

Im Wirtshaus etwas teurer

Schroll hat die Gastropreise für Bier im letzten Jahr moderat erhöht. Ein Seidla kostet inzwischen 2,10 Euro – also zehn Cent mehr als noch vor zwei Jahren. Im Vergleich zu den Bierpreisen, die für ganz Bayern gelten, zahlen Bierliebhaber allerdings überall in Oberfranken noch moderate Preise. Denn schon vor zehn Jahren lag der Bierpreis in Bayern für ein Seidla bei 2,70 Euro, viel höher als in den meisten oberfränkischen Brauereigasthäusern. Und auf dem Oktoberfest, das jedes Jahr Hunderttausende Menschen anzieht, lag der Maßpreis im vergangenen Jahr bei 10,60 Euro. Das ist übrigens mehr als das Doppelte, was man in Oberfranken in einem gutbürgerlichen Brauereigasthaus bezahlt.

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