Bibeltexte in Bayreuther Mundart

Von Norbert Heimbeck
Wie weiland Martin Luther schauen sie den Leuten „auf’s Maul“: Mundart-Forscher Eberhard Wagner, Mainwelle-Reporter Horst Mayer sowie die beiden Pfarrer Hannes Schott und Hans Peetz (von links) wollen mit fränkischen Mundart-Fans Bibeltexte „ins Bareiderische“ übersetzen. Foto: Norbert Heimbeck Foto: red

"Wenn es lustig klingt, schadet das nichts. Die Bibel enthält sehr viel Humor", sagt Pfarrer Hans Peetz. Wie sich biblische Geschichten in Bayreuther Mundart anhören, weiß kaum jemand besser als Hannes Schott. Der Meyernberger Pfarrer hat zusammen mit Radio Mainwelle schon zwei CDs mit kurzen Mundart-Andachten veröffentlicht. Im Martin-Luther-Jubiläumsjahr wollen die beiden Pfarrer einen Teil der Bibel ins Bareiderische übertragen. Daher laden sie alle Menschen ein, die Spaß am Dialekt haben, an der Übersetzung mitzuwirken.

 
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"Theologische Expertise setzen wir nicht voraus", sagt Pfarrer Schott. Dafür stünden Peetz und er als Berater zur Verfügung. Bareider Mundart wissenschaftlich erforscht hat Eberhard Wagner, der zusammen mit Horst Mayer eine Dialekt-Sendung auf Radio Mainwelle anbietet. Das Quartett erfüllt also alle Vorausetzungen, um das Projekt Bibel-Übersetzung durchzuziehen. Jetzt hoffen die vier auf ihre Bayreuther: "Wer immer Spaß am Dialekt hat, ist eingeladen, mitzumachen", sagt Hannes Schott. Bis 20. März darf man sich bewerben, am 25. März soll ein Treffen aller Mitwirkenden stattfinden - zum Kennenlernen und Abstimmen, wer welchen Text übersetzt. Und dann haben die Übersetzer reichlich Zeit: Anfang Oktober sollen die Früchte ihrer Arbeit präsentiert werden.

Texte aus dem Buch Mose

Martin Luther habe vor 500 Jahren etwa sechs Wochen gebraucht, um die Bibel aus dem Lateinischen zu übertragen, sagt Hans Peetz. Für die Übersetzung im Jubiläumsjahr geben die Initiatoren ihren Helfern gut sechs Monate Zeit: "Wir hoffen, dass sich Menschen melden, die Spaß daran haben, sich mit biblischen Texten zu beschäftigen," sagt Hannes Schott. Nicht die ganze Bibel will die Gruppe übersetzen: "Wir haben uns für das 1. Buch Mose entschieden", sagt Peetz. Darin seien grundlegende Themen des christlichen Glaubens angesprochen: Die Schöpfungsgeschichte, der Sündenfall, die Arche Noah und die Geschichte Abrahams. 

Dialekt als eigene Sprache

Vor rund 40 Jahren gab es in Oberfranken schon einmal eine Bibel-Übersetzung in Mundart: Der Hallstadter Pfarrer Hartmut Preß lud Anfang der 1970er Jahre 70 Persönlichkeiten ein, einen Text aus dem Lukas-Evangelium zu übersetzen. Eberhard Wagner: "Ich habe damals einen Text über Jesus' Verhandlung vor Pilatus und die Geschehnisse bis kurz vor der Kreuzigung zugeteilt bekommen - das ging mir schon ziemlich nahe." Hans Peetz sagt: "Der Dialekt ist eine eigene Sprache. Ich bin gespannt, welche Lösungen unsere Übersetzer für Wörter finden, die es in Mundart gar nicht gibt. Kirchengemeinde ist so ein Wort: Gmaa bezeichnet die politische Gemeinde, Kerng die religiöse. Hier kommt die persönliche Interpretation ins Spiel." Die Teilnehmer sollen also einen Weg finden zwischen einer modernen Nacherzählung und einer möglichst nahe am Originaltext liegenden Übersetzung. Wagner: "Mundart passt im Prinzip für alles, außer vielleicht für die Gebrauchsanweisung eines Computers."

Info: Mitmachen dürfen nicht nur Bayreuther, sagt Hannes Schott: Alle Franken, die sich für ihre Mundart begeistern, sind eingeladen. Anmeldungen bis zum 20. März unter der Rufnummer 0921/596805 ans Dekanat Bayreuth.

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