Bezirkskrankenhaus schließt Neurologie

Von Andrea Pauly

Spätestens im Herbst 2017 sollte die neurologische Abteilung am Bezirkskrankenhaus schließen. Jetzt geht es ganz schnell: Ab 1. April gibt es die Klinik für Neurologie nicht mehr. Bis zu 20 Arbeitsplätze sind in Gefahr.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Dass die neurologische Abteilung seit Jahren defizitär ist, bestätigt Lothar Bartel-Kert vom Personalrat des Bezirkskrankenhauses. Die Schließung der Abteilung mit 40 Betten war deshalb  seit Langem geplant - mit dem Übergang von Chefarzt Professor Matthias Keidel in den Ruhestand im  Oktober 2017. Doch nun verlässt Keidel das Bezirkskrankenhaus und tritt eineinhalb Jahre vor seinem Ruhestandsalter noch eine neue Stelle in Bad Neustadt an.

Keidel: "Es ist eine attraktive Stelle"

"Es ist eine attraktive Stelle, die mir angeboten wurde", sagte Keidel dem Kurier. "Es ist ein mehrjähriger Vertrag, der mir noch eine langfristige Tätigkeit ermöglich." Zur Entscheidung, die Neurologie am Bezirkskrankenhauses ganz einzustellen, wollte sich Keidel nicht äußern. 

Der Sprecher der Kommunalunternehmen Kliniken und Heime des Bezirks Oberfranken Dietmar Hagel wollte auf Nachfrage keine Stellungnahme abgeben. "Wir befinden uns in der Entscheidungsfindung." Auch aus der Leitungsebene des Bezirkskrankenhauses war wegen einer Klausurtagung gestern niemand für ein Gespräch zu erreichen.

Bis zu 20 Arbeitsplätze in Gefahr

Wie viele Mitarbeiter der Neurologie von der Schließung am 1. April betroffen sind, weiß der Personalrat noch nicht. "Wir haben etliche Mitarbeiter, die in den Ruhestand gehen", sagt Bartel. "Aus dem Pflegedienst können einige Mitarbeiter in anderen Abteilungen untergebracht werden. Das sieht gut aus." Unsicher ist laut Bartel die Zukunft für zehn bis 20 Mitarbeiter aus dem therapeutischen Dienst, aus der Diagnostik und dem Schreibdienst. Ziel sei es, möglichst viele von ihnen in anderen kommunalen Krankenhäusern des Bezirks Oberfranken eine andere Stelle anzubieten, da seien sich Personalrat und Unternehmensleitung einig. Allerdings brauche es noch einige Zeit, um herauszufinden, wo welche Stellen wann frei werden.

Assistenzärzte ohne Perspektive

Nicht nur der renommierte Kopfschmerz-Experte Keidel ist bereits weg. Auch einige Assistenzärzte haben das Bezirkskrankenhaus schon vor der Schließung der Abteilung verlassen. Ohne Neurologie können sie ihre Ausbildung zum Facharzt dort nicht fortsetzen.

Nach Angaben von Personalrat Bartel sollen ab Mitte März keine neuen Patienten in der Neurologie mehr aufgenommen werden. In der Realität ist das schon jetzt der Fall, sagt der Bayreuther Arzt und Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Bayreuth-Mitte Sebastian Schmidt: Die stationäre Aufnahme eines seiner Patienten sei bereits abgelehnt worden.

SPD: "Dramatisch"

Der SPD-Ortsverein befürchtet aufgrund der Schließung massive Nachteile für den Klinikstandort Bayreuth. Als dramatisch bewertet Schmidt in einer Pressemitteilung, dass damit auch die  besondere Kompetenz im Bereich Neuropsychiatrie und Kopfschmerz wegfällt. "Mit dem Weggang von Prof. Keidel verliert Bayreuth nicht nur einen Arzt, der auch außerhalb der Fachgesellschaften als Top-Mediziner in Deutschland bekannt war, sondern auch einen engangierten Aus- und Weiterbilder", sagt der Vorsitzende.

Neurologische Untersuchungen extern

Zudem werde das Interesse junger Ärzte am Bezirkskrankenhaus massiv sinken, sagt Schmidt voraus. Das liege nicht nur an der fehlenden Möglichkeit, die Weiterbildung zum Facharzt bei einem Arbeitgeber zu absolvieren, sondern eben auch an der Person Keidel: "Er hat es geschafft, in seiner kleine Abteilung Forschung und Therapie auf höchstem Niveau zu betreiben und zudem durch tolle Einbindung der Studenten auch junge Mediziner von außerhalb nach Bayreuth zu holen.“

Welche Folgen die Schließung für die Patienten der anderen Stationen des Bezirkskrankenhauses haben wird, sei noch nicht absehbar, sagt Lothar Bartel. Die Räume würden wahrscheinlich für eine andere Station genutzt. Was mit den zahlreichen Geräten passiert, sei ebenfalls ungewiss. "Es ist aber davon auszugehen, dass sehr viele Unterschungen an unseren Patienten demnächst extern durchgeführt werden."

Das macht die neurologische Abteilung

In der Neurologie geht es um die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des zentralen und des periphären Nervensystems. Als Schwerpunkte der neurologischen Abteilung nennt das Bezirkskrankenhaus die Diagnostik und  Behandlung von Parkinson, chronischen und akuten Kopf-, Rücken- und Nervenschmerzen, Schlafstörungen, Epilepsie, Multipler Sklerose und Schlaganfall. Der bisherige Chefarzt Matthias Keidel gilt als Experte für Kopfschmerz.

Um die Erkrankungen des Nervensystems erkennen zu können, nutzt das Bezirkskrankenhaus zahlreiche Diagnostik: Computertomographie für Kopf und Wirbelsäule, Ultraschall, Röntgen, Endoskopie, Hirnstrommessung, Untersuchungen der Hirnflüssigkeit. Zur Klinik gehören auch das Schlaflabor  und die Funktionsbereiche für klinische Neurophysiologie, die neuroradiologische Diagnostik sowie die phsyikalische und Phsysiotherapie.

Bilder