Läutwerk der Bartholomäuskirche schweigt zurzeit in der Nacht – Kirchenvorstand soll entscheiden Beschwerde über Glockenschlag

Von Michael Grüner
Der Glockenturm der St. Bartholomäuskirche. Foto: Ralf Münch Foto: red

Tag wie Nacht schlug im Turm der Pegnitzer Bartholomäuskirche die Stunde. Bis vor sechs Wochen. Seitdem ist nach 22 Uhr kein Glockenschlag mehr zu hören, ist der Kirchturm stumm. Erst ab 6 Uhr am Morgen wird wieder die Stunde geschlagen. Der Grund: Ein Bürger hat sich wegen Störung der Nachtruhe beschwert.

 
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Es war eine elektronische Post, die im evangelischen Pfarramt bei Dekan Gerhard Schoenauer eingegangen ist. Der Beschwerdeführer fühlt sich durch den nächtlichen Stundenschlag gestört. Schoenauer bat den Pegnitzer um ein persönliches Gespräch. Und entschied danach, den Stundenschlag von Viertel nach zehn, also 22.15 Uhr, bis Viertel vor sechs abzustellen. Auf Probe. „Ich wollte auch sehen, ob dies jemand bemerkt“, sagt der Dekan.

Namen nicht nennen

Wer sich in seiner Nachtruhe gestört fühlt, wollte Schoenauer nicht öffentlich preisgeben. Nur so viel: Es ist kein Neu-Pegnitzer und auch kein direkter Anwohner der Bartholomäuskirche. Schoenauer hat den Beschwerdeführer auch gebeten, sich bei der Redaktion zu melden. Der Dekan ist aber eindringlich dazu aufgefordert worden, den Namen nicht zu nennen.

Schoenauer betrachtet die Situation als solche nach eigenen Worten völlig wertfrei. „Ich glaube, die katholische Kirchturmuhr schlägt nachts auch nicht.“ Den Probelauf, nachts die Uhrzeit nicht mehr akustisch zu vermelden, hat Schoenauer mit dem Kirchenvorstand abgesprochen. Die nächste Sitzung findet am 19. September statt, dann soll eine endgültige Entscheidung getroffen werden.

Pro und Contra hält sich die Waage

Bei den Reaktionen halten sich im Moment Pro und Contra die Waage. Zumindest bei denen, die direkt im Pfarramt eingegangen sind. „Zuerst kam Zustimmung von den Menschen, die in der Nähe des Kirchturms wohnen“, sagt Schoenauer.

Es sei schön, den nächtlichen Stundenschlag brauche es nicht. Mit der Zeit aber – etwas versetzt – meldeten sich auch die Befürworter zu Wort, doch den Glockenschlag nachts nicht abzustellen. „Die Leute haben das wahrgenommen und es hat sich inzwischen wohl auch herumgesprochen“, so der Dekan. Bewusst habe er darauf verzichtet, den Probelauf anzukündigen.

Es soll inzwischen auch eine Initiative eines Befürworters geben, weiß der Geistliche. Dabei werden Unterschriften gesammelt, doch auch nachts traditionell den Stundenschlag beizubehalten. An die Öffentlichkeit will laut Schoenauer auch diese Person nicht gehen. Es sollen lediglich Unterschriften gesammelt und diese Liste dann ohne viel Aufhebens an den Kirchenvorstand überreicht werden. Der Dekan ist sich bewusst, dass die Beschwerde Zündstoff in sich birgt. „Egal wie wir uns entscheiden, wir werden immer jemanden verärgern.“

Nur technische Zwischenlösung möglich

Aber eine Zwischenlösung gebe es nicht. Eine technische vielleicht, da hat sich Schoenauer schon erkundigt. „Aber die können wir uns nicht leisten.“ Der Glockenschlag wäre nämlich leiser hinzubekommen, wenn an den Hammer des Schlagwerks Gewichte angebracht werden würden. Dann würde der Hammer nicht so hart gegen die Glocke schlagen.

Ungewöhnlich ist im Turm der Bartholomäuskirche das Schlagwerk an sich. Jede Stunde wird nämlich doppelt geschlagen. Einmal in die eine, und dann auch in die andere Richtung der Stadt. Die vier Glocken sind alle in den Stundenschlag eingebunden, jeweils zwei auf jeder Turmseite. Mittags oder um Mitternacht kommt da schon eine ordentliche Zahl an Schlägen zusammen, zudem ja auch die volle Stunde noch mit jeweils vier Schlägen angekündigt wird.