Gelb-schwarz ist wieder schick Beitragserhöhung geht bei SpVgg-Versammlung durch

Von Frank Schmälzle
Der Ball kann rollen: Die Mitglieder der SpVgg Oberfranken Bayreuth haben einer Beitragserhöhung zugestimmt. Für Vollzahler kostet sie jetzt 110 Euro im Jahr, der FC Bayern München verlangt 60 Euro von seinen Mitgliedern. Foto: red Foto: red

Irgendwann hält es einer nicht mehr aus: „Altstadt, Altstadt!“, ruft er in den Saal. Endlich mal wieder aus vollem Herzen. Weil sein Verein gerettet ist, weil es wieder aufwärts geht mit der SpVgg Oberfranken Bayreuth. Viel Gefühl ist im Spiel bei der Mitgliederversammlung der Altstadt. So viel, dass die gut 50 Mitglieder, die an diesem Abend gekommen sind, sogar eine Beitragserhöhung ohne großes Murren schlucken.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Fünf Jahre lang macht Alfred Lauterbach diesen harten Job nun schon. Fünf Jahre verwaltet er die Finanzen der SpVgg, die im Herbst 2008 Insolvenzantrag gestellt hatte und in ein vorläufiges Insolvenzverfahren rutschte. Lauterbach bleibt an diesem Abend der Emotionen, in diesen Stunden des wieder erstarkten Stolzes auf den Verein, ziemlich cool: 8000 Euro blieben im Geschäftsjahr 2012/2013 übrig, sagt der Finanzvorstand. „Eine schwarze Null.“ Erreicht durch Ausbuchungen und Geld, das Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrates zugeschossen haben. Und auch für die laufende Saison erwartet er „positive Zahlen“.

Damit, sagt Mathias Fleischmann, ist die Altstadt ihre Schulden los. Vor nicht einmal vier Jahren war das noch ganz anders. Damals lagen die Verbindlichkeiten im siebenstelligen Bereich. Bei ungefähr zwei Millionen Euro, so ganz genau weiß das niemand. „Heute stehen wir auf Null“, sagt der Vorsitzende des SpVgg-Aufsichtsrats. „Und wenn ich Null sage, meine ich Null.“ Soll heißen: Mit allen Gläubigern inklusive des ehemaligen Präsidenten Heinz Wicklein habe man sich geeinigt. Und: Einen wahren Prüf-Marathon hat der Verein zuletzt hinter sich gebracht. Finanzamt, Sozialversicherungsträger – sie waren alle da und haben die Bücher kontrolliert. Ergebnis: gar keines und damit das denkbar Beste. Ohne Beanstandungen. Die Bescheide, sagt Fleischmann, sind rechtskräftig. Da kommt nichts mehr nach. „Wir können einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen.“

Alles gut bei der Altstadt? „Wir kriegen wieder Luft“, sagt Vorstandschef Wolfgang Gruber. „Aber wir sind noch nicht auf dem Trockenen.“ Um den Verein geht es ihm, das betont er ausdrücklich – nicht um die erste Mannschaft, die nächste Saison in der Regionalliga spielt und die eine eigne GmbH ist. Gut 120 000 Euro braucht der Verein für seine Jugend, für die extrem erfolgreichen Frauen und für die Breite. Die Damen haben seit drei Jahren kein Spiel verloren, die Jugend wächst und gerade kommt eine fünfte Herrenmannschaft hinzu. Sie alle brauchen Platz und deshalb braucht die Altstadt Plätze. Neben dem Rasenplatz an der Jakobshöhe soll ein weiterer entstehen, zwei zusätzliche Trainingsplätze sind geplant. Den Bayerischen Fußballverband und den Landessportverband wird Gruber um Unterstützung bitten, es geht um 400 000 Euro an Förderung. Aber eines, sagt er, ist ja wohl klar: „Wenn wir als Verein kein Zeichen setzen, werden wir nichts kriegen.“ Das Zeichen sollen die Mitglieder setzen und einer Beitragserhöhung zustimmen.

Jetzt also wird es ernst, das ist der kritische Moment dieser Mitgliederversammlung. Ist die neue gelb-schwarze Euphorie groß genug, um diesen Sprung zu schaffen? Fleischmann weiß, wie man das macht. Er sagt, die letzte Beitragserhöhung habe es 1984 gegeben. Und die Umlage, die die Mitglieder in den drei harten Jahren der Konsolidierung zusätzlich zu ihrem Beitrag und in derselben Höhe gezahlt hatten, die soll es nicht mehr geben. Die neuen Beiträge würden „so gering wie möglich“ ausfallen und sie orientieren sich an dem, was andere Vereine in der Region von ihren Mitgliedern verlangen. Im Durchschnitt 108 Euro. Plötzlich sind all die Diskussionen im Vorfeld der Mitgliederversammlung weit weg. Warum den jetzigen Mitgliedern mehr abverlangen, statt zusätzliche Mitglieder zu gewinnen? Diese Fragen mussten sich Fleischmann, Gruber & Co. stellen lassen. Sie wollen in den Verein investieren, Fußballern Perspektiven bieten – und auf diesem Weg wachsen. „Wir wollen der führende Fußballverein Oberfrankens werden“, sagt Gruber. „Das geht nicht nur über die erste Mannschaft. Das geht vor allem über den Verein.“

110 Euro für einen Vollzahler, statt wie bisher 78. 60 Euro für Studenten und Rentner, 45 Euro für Jugendliche bis einschließlich 19 Jahre. Und 140 Euro als Familienbeitrag. Ein Drittel des Vereinsetats wäre mit diesen neuen Beiträgen gedeckt, den Rest leisten der Förderverein, Spender und Sponsoren. Jetzt gibt Fleischmann Gas. „Dann können wir ja abstimmen.“ Die Mehrheit ist dafür, drei Mitglieder dagegen. Sechs enthalten sich. Geschafft.

Als alles vorbei ist und die Mitglieder am Ende Fragen stellen dürfen, kommt einer doch noch mal auf den entscheidenden Tagesordnungspunkt zurück. Wer nicht aktiv Fußball spielt, hat wenig von seiner Mitgliedschaft, sagt er. Und die wird ja jetzt teurer. Wie das wohl zusammenpasst? Wer sich eine Dauerkarte für die erste Mannschaft kauft und die Ermäßigung für Mitglieder nutzt, holt sich einen Teil der Beitragserhöhung zurück, sagt Fleischmann. Und dass man Mitglieder pflegen muss, scheint man im Verein verstanden zu haben. „Es muss wieder cool werden, zur Altstadt zu gehen“, sagt Geschäftsführer Christian Höreth. Einen Vorgeschmack auf das neue gelb-schwarze Lebensgefühl gibt es am Pfingstmontag: Ab 11 Uhr findet ein Schautraining mit dem neuen Regionalliga-Team statt.

Bilder