Beindruckendes Modell der Stadt

Von Brigitte Grüner
Christian Bauer und das Stadtmodell von Auerbach. Foto: Brigitte Grüner Foto: red

Die Zahlen sind beeindruckend: 189 Hauptgebäude, 54 Hinterhäuser, 78 Nebengebäude, vier Stadttore, sieben Mauertürme, rund 130 Figuren und 80 Bäume – Dazu mindestens 5.000 Stunden Arbeitszeit. So lässt sich das in ehrenamtlicher Arbeit entstandene Stadtmodell von Christian Bauer nüchtern beschreiben.

 
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Mit mehr Begeisterung – und diese gebührt dem Werk in der Tat! – fällt die Beschreibung wesentlich euphorischer aus. Was der gelernte Modellbauer in vier Jahren geschaffen hat, ist großartig und lässt sich vielleicht auf eine Ebene stellen mit der umfangreichen Köstler-Chronik. Christian Bauer hat die Stadt auf etwa sechs Quadratmetern dargestellt.

Begeisterung für Geschichte

Eine große Begeisterung für die Geschichte zeichnet den 31-Jährigen aus. Besonders die Geschichte seiner Heimatstadt hat es ihm angetan. „Ich finde es wichtig zu wissen, wo man herkommt, und was den Menschen ausmacht“, sagt er. Es habe ihn sehr gereizt, eine Zeit aufzuarbeiten, von der es nur das weitergegebene Wort gibt. Keine Fotos, vielleicht die eine oder andere Zeichnung. Im Zusammenspiel mit Kreativität und Fantasie lassen sich schöne Geschichten erzählen, erklärt Bauer.

Eisenbahn-Landschaften

Schon der Vater des jungen Mannes war im Modellbau kreativ und hat Eisenbahn-Landschaften gestaltet. Der Sohn – ein gelernter Mechatroniker – interessiert sich mehr für geschichtliche Szenen. Für den Geschichtsschrank im museum34 hat er mehrere, kleinere Modelle gebaut: Auerochsen, das Obere Stadttor, das Bergwerk Maffei, die Seilbahn über den Gottvaterberg, den Auerbacher Bahnhof und zuletzt die Hopfenoher Kirche in einer Darstellung der 50-er Jahre. Das Stadtmodell ist ein paar Nummern größer geworden. In einem Fach des Geschichtsschranks hätte es keinen Platz.

Grundplatte und 17 Teile

Dargestellt sind alle Gebäude, die 1839 innerhalb der Stadtmauer lagen. Das gesamte Modell besteht aus der Grundplatte und 17 Teilen. Es sei eine wichtige Vorgabe gewesen, das Stadtmodell transportabel zu machen. Immerhin wurde es in einem Hobbyraum in Hartenstein gebaut, dann in einem Keller und später im Gang zur früheren alten Turnhalle gelagert, bevor es am vergangenen Wochenende mit Hilfe des Bauhofs in Einzelteilen ins Museum34 gebracht und dort akribisch genau wieder aufgebaut wurde.

Christian Bauer hat sich aus praktischen Erwägungen entschieden, ein Modell aus dem Jahr 1839 zu machen. Im Stadtarchiv gab es einen Plan aus dieser Zeit, der als Vorlage dienen konnte. Auch ein Merian-Stich lag dem Modellbauer vor. Die Grundidee für das Projekt lieferte die Häuserchronik von Hans-Jürgen Kugler, die auch als Begleitlektüre und Ratgeber diente. Gebaut wurde im gängigen Maßstab 1:160. Ein paar kleinere Artikel wie die Figuren und Bäume hat Bauer in einem Modelleisenbahnladen gekauft. Alles andere ist „Marke Eigenbau“. Jeder Pflasterstein wurde selbst gestanzt, jedes Haus bekam mit einem feinen Pinsel mindestens fünf Lagen Farbe, bis es „zeitgemäß“ aussah. Alleine am Straßenpflaster habe er rund neun Monate gearbeitet. Jeder einzelne, winzig kleine Pflasterstein wurde gestanzt. Das Grundmaterial sind drei Millimeter starke Platten aus Kunststoff. Diese wurden ausgeschnitten, zusammengeklebt und dann bemalt. „Diese Platten ergaben Schritt für Schritt, Stunde um Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche das Bild unserer wundervollen Stadt.“

Ein paar Mal habe er fast die Hoffnung verloren. Es kam immer wieder vor, dass er mehrere Stunden an etwas gebaut hatte, aber keinen Fortschritt sah. Ohne seine Frau hätte er vielleicht aufgegeben. Sie hilft ihm zwar nicht, sondern hat ihre eigenen Hobbys, aber sie habe ihn motiviert und in solchen Situationen wieder Hoffnung gegeben. Christian Bauer arbeitet als Sachbearbeiter bei der Eckart GmbH und hat neben dem Modellbau noch andere Hobbys. Er schreibt Romane, zeichnet gerne und probiert neue Fertigungsmethoden im Dioramenbau, um die Miniaturwelten noch realistischer darzustellen.

Auch der Bau des Auerbach-Modells sei ein Lernprozess gewesen. Er habe immer mal wieder Neues ausprobiert. Am Anfang der vier Jahre habe er einen Monat lang gerechnet und die Vorplanung gemacht. Und als das Werk annähernd fertig war, konnte er sich fast nicht mehr losreißen. „Ich habe am Wochenende ganze Nächte durchgearbeitet.“ Im letzten halben Jahr hatte er wenig Schlaf, aber großen Kaffeekonsum, erzählt er.

Zum finanziellen Wert der Anlage – immerhin mussten Rohmaterial, Farbe und Zubehör gekauft werden – will Christian Bauer keinen Kommentar abgeben. Da es sich um eine ehrenamtliche Tätigkeit handelt, fällt auch die Arbeitszeit finanziell nicht ins Gewicht. Der Wert des Stadtmodells sei vor allem ideell, sagt der Erbauer. Deshalb wird die Anlage auch durch eine Glasbrüstung geschützt.

Mit dem Modell werden im Treppenhaus und den Fluren des Bürgerhauses auch qualitativ hochwertige Makroaufnahmen mit Detailansichten ausgestellt. Diese hat sein Cousin Mario Bauer gemacht. Alleine die Fotoaufnahmen nahmen rund zehn Stunden in Anspruch. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und wird die Museumsbesucher begeistern.

Auerbach im Jahr 1839 ist zu den üblichen Öffnungszeiten des Museums, das im zweiten Stock des Bürgerhauses untergebracht ist, zu sehen. Dieses ist werktags von 9 bis 17 Uhr und am Samstag von 9 bis 12 Uhr geöffnet.