Klaus Hübner steht seit 40 Jahren auf der Bühne - Er erfand das Staubsauger-Akkordeon Beim "Holzmichel" hört die Musik auf

Von Peter Engelbrecht
Klaus Hübner aus Weidenberg macht seit 40 Jahren Musik. Das Foto zeigt ihn in seinem Studio. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Klaus Hübner hat noch immer den Rock' n Roll im Blut. Doch er kann auch Volksmusik. Nur zwei Lieder spielt er grundsätzlich nicht: Den "Holzmichel" und den berüchtigten "Maschendrahtzaun".

 
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Seit nunmehr 40 Jahren ist Klaus Hübner aus Weidenberg Musiker. Der 56-Jährige ist gelernter Elektriker, war Baumarktleiter, arbeitslos und dann seit 2001 Profimusiker. Aktuell tritt er gemeinsam mit Frank Sommerer, Norbert Schönauer und Barbara Engelbrecht als "Die Steinachtaler" auf. "Party und Stimmung aus Oberfranken", lautet ihr Motto.

Die Musik liegt ihm im Blut, schon der Vater spielte in den 60er Jahren in einem Trio. Der erste Auftritt von Klaus Hübner 1976 mit seiner kleinen Band war quasi ein Heimspiel: Mit 16 Jahren trat er an Vaters Hammondorgel in der Weidenberger Gaststätte Kolb auf. "Wir haben für ein Taschengeld gespielt", erinnert er sich. Das Geld floss natürlich auch in den Kauf neuer Instrumente - wie sollte es bei einem Vollblutmusiker anders sein. Hübner ist ein lockerer Typ, immer gut drauf. Nein, sagt er, im Laufe der Jahrzehnte habe es bei ihm keinen körperlichen Verschleiß gegeben.

Musik bis 4.30 Uhr am Morgen

Dabei ist das  Musikantenleben zweifellos anstrengend. Ein normaler Auftritt dauert von 20 bis 1 Uhr morgens, dann folgt der Abbau. Bis die "Steinachtaler" daheim sind, kann es 3, manchmal auch 5 Uhr werden. Im Extremfall kann ein Kerwaauftritt auch einmal bis 4.30 Uhr dauern - 8,5 Stunden Musik. Das geht auf die Stimmbänder, "nach sechs Stunden wird die Stimme kratzig".Das Repertoire der "Steinachtaler" ist vielfältig: Volksmusik, Schlager, Evergreens, Stimmungsmusik. Sie spielen je nach Bedarf im Duo, im Trio oder im Quartett auf Dorfkerwas, Polterabenden, Hochzeiten, dem Bayreuther Volksfest oder im Bierzelt auf der Kreuzer Kerwa.  Die Musikanten haben rund 1000 Lieder im Programm.

Unglaublich hört sich die Geschichte mit dem Staubsauger an. Hübner hatte in den 80er Jahren zum Schrecken seiner Mutter sein altes Akkordeon in zwei Hälften zerlegt. Das Teil mit den Basstasten war für seine Zwecke überflüssig. An die offene andere Hälfte brachte er eine Platte mit einem kleinen Loch an. In das Loch steckte der Tüftler dann einen Staubsaugerschlauch, an dem ein Staubsauger hing. Das halbe Akkordeon wurde auf ein Stativ geschraubt, ein Mikrofon davor gepackt. Fertig war ein Tasteninstrument, das den original Akkordeonsound hatte. Das neue Instrument konnte mit einer Hand gespielt werden. Wo immer die "Cannon Boys" spielten, erweckte das Staubsauger-Akkordeon großes Erstaunen...

Eine Holzpalette als Bühne

Wie lange will er noch auftreten? "Auf jeden Fall bis 60", sagt Hübner. Diskjockeys seien eine große Konkurrenz, sie könnten aktueller sein. "Ich habe nie behauptet, ein Supermusiker zu sein", meint er bescheiden. Das Besondere an der Musik sei der Kontakt zu den Gästen. Natürlich kann er viele Anekdoten erzählen. Auf einem Fest in Tröstau mussten er und sein Kollege auf einer kleinen, handelsüblichen Holzpalette spielen - das war der lächerliche Ersatz für die Bühne. Oder: Der Bräutigam, der aus Wut über die Brautenführung die komplette Hochzeitsfeier abgesagt hatte. "Ihr könnt nach Hause gehen", hatte er den verdutzten Gästen deutlich gemacht. Oder eine total betrunkene Braut, die euphorisch auf das Schlagzeug einschlug und sich dann dahinter versteckte. 

"Mit den Wölfen heulen"

Bestimmte Lieder laufen immer gut, erzählt Hübner. Dazu zählt "Fürstenfeld" der österreichen Gruppe S.T.S., "Take Me Home, Country Roads" von John Denver oder "Sierra Madre".  Über die Volksmusiksendungen am Samstagabend im Fernsehen meint Hübner: "Die Texte sind dünn".  Wenn man aber von der  Musik leben wolle, müsse man "mit den Wölfen heulen". Rund 2000 Auftritte habe er in den vergangenen 40 Jahren absolviert, schätzt er. Eine stolze Bilanz. Doch in  zwei Dingen bleibt er konsequent: Den "Holzmichel" und den "Maschendrahtzaun" hat er nie gespielt - das wird auch in Zukunft so bleiben. 

Info: Zum 40-jährigen Bühnenjubiläum von Klaus Hübner wird es gemeinsam mit den "Steinachtalern" eine Jubiläumsparty geben. Sie findet am Samstag, 12. November, ab 20 Uhr im Gemeindezentrum Neunkirchen bei Weidenberg statt. Der Eintritt ist frei.

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