Ex-Geschäftsführer Marko Beens arbeitet nun bei den Brose Baskets Bamberg "Beim BBC Bayreuth war alles kleiner"

Von Amelie Wollny
Das Bild wurde Anfang Januar 2013 in der Bayreuther Geschäftsstelle gemacht, damals arbeitete sich Beens beim BBC Bayreuth ein. Jetzt ist der neue Arbeitgeber die Brose Baskets Bamberg. Foto: Wittek Foto: red

„Ausgerechnet Hallstadt." Das musste sich Marko Beens von seinen Bayreuther Bekannten anhören, als er ihnen mitteilte, dass er beim Bundesligisten Brose Baskets Bamberg anfängt. Von Januar bis Mai 2013 war Beens noch Geschäftsführer beim BBC Bayreuth. Seit 15. Januar, pünktlich zum Oberfranken-Derby, arbeitet er sich beim amtierenden Deutschen Meister ein.

 
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Herr Beens, bei Bamberg läuft es doch seit Jahren gut – was machen Sie da eigentlich?
Marko Beens: Neben Wolfgang Heyder bin ich der zweite Geschäftsführer. Wolfgang Heyder ist für den sportlichen Bereich zuständig, ich für den wirtschaftlichen.

Hat Trainer Chris Fleming, mit dem Sie bereits bei den Artland Dragons in Quakenbrück zusammengearbeitet haben, ein gutes Wort für Sie eingelegt?
Beens: Ich weiß nicht, ob man da den Trainer gefragt hat. Vorstellen kann ich mir das nicht, und wenn, dann war es eine Stimme von vielen. Die Basketballwelt ist nicht besonders groß, man kennt sich. Wolfgang Heyder und ich treffen uns seit Jahren immer wieder auf diversen sportlichen Ereignissen. Bamberg war für mich also nicht unbekannt.

Wie sieht es mit dem Druck beim amtierenden Meister aus?
Beens: Das ist schon eine schwerere Bürde hier. Man hat hier ja gewisse Ansprüche. Wenn wir nicht Meister werden, dann ist klar, wer Schuld daran ist: der Neue natürlich (lacht). Das ist hier eine ganz andere Hausnummer: Man hat ein Team, das so aufgestellt ist, dass es sich regelmäßig für die Euroleague qualifiziert. Nur das mit dem Mitspielen ist noch so eine Sache.

Sind Sie schon angekommen in Bamberg?
Beens: Noch nicht so richtig. Vom Gefühl her befinde ich mich noch im Landeflug, ich bin ja erst seit knapp über einer Woche hier. Momentan bin ich noch dabei, mir einen Überblick zu verschaffen.

Was heißt das genau?
Beens: Meine Hauptaufgabe ist es jetzt erst einmal, dafür zu sorgen, dass die Kommunikation funktioniert. Ich muss unsere Arbeitsprozesse hinterfragen und optimieren. Noch bin ich in der Findungsphase: In der ersten Woche habe ich mein Büro funktionsfähig gemacht. Als nächstes rede ich mit allen Mitarbeitern: Wer macht was? Wo sind die Schnittstellen zwischen den Kollegen? Wo wird doppelt gearbeitet? Ist das alles so sinnvoll?

Klingt nach viel Arbeit...
Beens: Vor allem für meine Kollegen. Das ist eine riesige Umstellung für sie. Alles ist jetzt neu, früher gab es nur Wolfgang Heyder. Ich bin eine einschneidende Veränderung für alle. In dem Moment, in dem ich hier zur Tür hereinspaziert bin, habe ich eingeschlagen wie ein kleiner Komet. Die Staubwolke hängt noch in der Luft. Erst wenn ich mit allen gesprochen habe und hier angekommen bin, kann es die Veränderungen geben.

Eine riesige Veränderung ist ja auch der Wechsel vom Abstiegskandidaten zum Serien-Meister. Beens: In Bayreuth war am Anfang in der Tat alles kleiner, übersichtlicher, es war leichter reinzukommen. Ich habe das Gefühl, hier in Bamberg ist alles mit dem Faktor fünf multipliziert: Mehr Stühle, mehr Jugendtrainer, mehr Kollegen, alles mehr.

Größer, schneller, besser?
Beens: Schneller nicht. Je größer ein Schiff ist, desto schwieriger ist es, in eine andere Richtung zu lenken. Wenn man nur ein paar Mitarbeiter hat, trommelt man die zusammen, sagt, das Datum schreiben wir jetzt in grün, und alle machen das. Veränderungen setzen sich bei weniger Mitarbeitern leichter durch.

Eine Veränderung für Sie ist ja der Etat: Der ist in Bamberg viel größer als in Bayreuth. Ist Ihre Arbeit leichter, weil mehr Geld da ist, oder eigentlich schwieriger, weil das Entwicklungspotenzial nicht mehr so groß ist?
Beens: Es ist einfacher und schwieriger zugleich. Viele denken: In Bamberg, da ist für alles mehr Geld da. Aber ich will hier keinen Euro zum Fenster hinauswerfen. Eigentlich ist die Arbeit sogar ein wenig mühsamer, weil die Brose Baskets in Bamberg Büros an drei verschiedenen Standorten haben: In der Arena, dem Trainingszentrum Strullendorf und der Geschäftsstelle in der Geisfelder Straße.

Klingt so, als würden Sie daran etwas ändern wollen?
Beens: Klar gibt es den Wunsch, alles unter einem Dach zu haben, das wäre perfekt. So wie in Ihrem Großraumbüro beim Kurier.

Stimmt, Sie waren ja mal bei uns.
Beens: Genau. Sie laufen nur zwei Schritte zu Ihrem Chefredakteur hinter die Glaswand und können alles besprechen. Wir müssen telefonieren, Emails schreiben, das nervt manchmal. Ob es gelingt, ein zentrales Büro zu finden?Alles unter einen Hut zu kriegen wird schwer. Es sei denn, wir finden ein zehn Kilometer langes Büro.

Sie haben am Anfang Ihrer Karriere, in Quakenbrück, ja mit nur sehr wenigen Kollegen in einem kleinen Büro gearbeitet.
Beens: Also, als wir in Quakenbrück in der zweiten Liga waren, war ich alleine, als Manager. Dann sind wir aufgestiegen, ein paar Kollegen und Praktikanten kamen im Laufe der Jahre dazu. Zuletzt waren es fünf Mitarbeiter. Und da hat Quakenbrück sogar europäisch gespielt.

Das ist wirklich eine Leistung! In Bayreuth sind es ja fast mehr Mitarbeiter.
Beens: Ja, zu Quakenbrück kann ich nur sagen: Wow, Hut ab. Das war wirklich eine Leistung, da bin ich auch stolz drauf, und das kann auch das ganze Team sein. Vor allem, weil Quakenbrück ja keine Alltagsfliege ist, sie spielen seit Jahren oben mit. Weil sie gut und sehr professionell arbeiten. Die Faktoren ihres langfristigen Erfolges sind: Kontinuität im Arbeiten. Sie stehen auch mal schwierige Phasen durch, ohne alles gleich in Frage zu stellen. Das war sehr hilfreich und förderlich. Außerdem haben sie mitdenkende, vorausschauende Mitarbeiter, die einander zuarbeiten. Die Kollegen waren und sind wie eine erfolgreiche Mannschaft. Das hat sich vom Büro aufs Team, die Spieler, übertragen. Die betrifft das ja auch, wenn ständig alles über den Haufen geworfen wird.

Dann ist die Größe in Bamberg die eigentliche Herausforderung für Sie?
Beens: Hier in Bamberg ist es so, also würde man mit 80 Bällen jonglieren. Die anderen Clubs in der Liga haben viel weniger Bälle. Aber ich wollte einfach mal mit mehr Bällen jonglieren.

Was wäre denn so ein imaginärer Ball?
Beens: Es gibt hier eine enge Zusammenarbeit mit Brose, das fasziniert mich. Das ist ein Weltunternehmen mit 21 000 Arbeitnehmern. Von Brose kann man ganz viel lernen als kleiner Basketball-Club, bezüglich der Unternehmensstruktur und -kultur. Das finde ich sehr spannend.

Schauen Sie sich das Spiel morgen in der Oberfrankenhalle an?
Beens: Da müsste schon viel passieren, dass ich das verpasse.

Sind Sie so richtig im Derby-Fieber?
Beens: Die Historie kenne ich leider nicht so gut. Aber ich habe in Bayreuth sehr viele sehr liebe Menschen kennengelernt. Von denen habe ich am Anfang der Woche auch Geburtstags-Wünsche per SMS bekommen, „von Bayreuth nach Hallstadt" stand da überall. Das Wort Bamberg nehmen viele Bayreuther Fans ja gar nicht in den Mund. Ich habe selbst nie Basketball gespielt, echte Sport-Feindschaften sind mir fremd. Im Basketball ist das zum Glück nicht so extrem, da kann man gegnerische Fans nebeneinander setzen. Klar, die schreien sich an, aber die tun sich nichts.

Sind Sie morgen eher neutral oder schon pro Bamberg?
Beens: Ich habe nach wie vor Kontakte nach Bayreuth, da habe ich auch noch eine Weile gewohnt, nachdem mein Vertrag beendet war. Aber auch wenn Bayreuth eher auf Abstiegskurs ist: Wir haben eine professionelle Einstellung. Seit 15. Januar bin ich bei den Brose Baskets Bamberg angestellt. Ich werde alles tun, dass Bamberg gewinnt. Aber klar, ich freue mich, wenn Bayreuth in der Liga bleibt.

Wie haben Ihre Bayreuther Freunde das aufgenommen, als Sie Ihnen gesagt haben, dass Sie zur oberfränkischen Konkurrenz gehen?
Beens: Da kamen kleine Sticheleien und blöde Sprüche. Aber alle mit Augenzwinkern und Smiley.

Was haben Sie eigentlich in Ihrer Übergangszeit gemacht?
Beens: Unter anderem die Bundesliga verfolgt. Und mich hat auch mal ein Club angerufen und gefragt, wie es so geht.

Und gefragt, ob Sie nicht auf Jobsuche sind?
Beens: Ja, das auch. Dann kam der Anruf aus Bamberg. Da hab ich mich dann gegen eine ewige Kreuzfahrt und für die neue Herausforderung entschieden.

Das Gespräch führte Amelie Wollny.

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