Geschäftsführung und Betriebsrat haben sich auf einen Sozialplan und einen Interessenausgleich verständigt Bei NKD geht es um Jobs

Von und Heike Hampl
Bei NKD geht es seit dieser Woche um Jobs. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Bewegung beim Textilgroßhändler NKD in Bindlach. Allerdings nur hinter verschlossenen Türen. Nach außen dringt nicht, was drinnen verhandelt wird. Sicher ist nur eins: Es geht um Arbeitsplätze.

 
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Vor dem Firmengebäude in Bindlach redet niemand. Kein NKD-Angestellter sagt etwas. Gibt es nichts Neues? „Wir dürfen nichts sagen“, ist die Antwort. Die Geschäftsleitung hat ihren Mitarbeitern den Maulkorb verpasst. Aus den Fenstern werden sie beobachtet, niemand will gesehen werden, wenn er mit der Presse spricht.

Bis zum Empfang hat sich schnell herumgesprochen, dass die Zeitung vor der Tür unbequeme Fragen stellt. Eine Angestellte geht jedem Kollegen entgegen. Wahrscheinlich warnt sie. Mund halten ist das oberste Gebot. Keine halbe Stunde dauert es, bis der Pressesprecher Jörg Roßberg vor die Tür kommt. Zeit zu reden? Fehlanzeige. Rauswurf. „Verlassen Sie unser Gelände umgehend.“ Wie viele Menschen wollen Sie entlassen? „Wir sagen nichts. Warten Sie auf unsere Stellungnahme“, sagt Roßberg.

Am Donnerstagnachmittag gehen mehr Angestellte in das NKD-Gebäude, als herauskommen. Hinter verschlossenen Türen soll es Gespräche geben. Nach Kurier-Informationen haben die ersten Mitarbeiter schon die Kündigung in der Hand. Das allerdings bestätigt weder die Geschäftsführung noch der Pressesprecher.

Allerdings bestätigt die Geschäftsführung, dass verhandelt wird. Um wie viele Stellen es sich handelt, die eventuell abgebaut werden, darüber gibt es keine Auskunft. Man sei „in einem normalen Prozess, der das Verfahren mit sich bringt“, heißt es. Auch das eventuelle Volumen, das eingespart werden soll, bleibt ein Geheimnis. Nur so viel: „Die ersten Gespräche mit den Mitarbeitern sind am Laufen.“

Die Geschäftsführung und der Betriebsrat haben sich auf einen Sozialplan und einen Interessenausgleich verständigt. Wie gesagt, Zahlen kann niemand sagen. „Es gibt Schwankungen.“ Jede Zahl, die geäußert werde, sei eine falsche. „Weil die richtige keiner kennen kann.“ Die Betriebsratsvorsitzende Nicole Zander bestätigt dies: Ja, es werde verhandelt. Und ja, „wir versuchen, Leute zu retten“. Damit meint sie: So viele Arbeitsplätze zu erhalten, wie es geht. Sie lobt die Verhandlungen mit der Geschäftsführung: „Die sind superfair.“ Am Freitag würden die Gespräche weitergehen.

Inwieweit die Umstrukturierung bei NKD mit den Ermittlungen gegen den Ex-Geschäftsführer Michael Krause (37) zusammenhängen, bleibt Spekulation. Krause sitzt in Hof in Untersuchungshaft, weil er 3,7 Millionen Euro unterschlagen haben soll. Branchenkenner gehen davon aus, dass NKD auch in Schieflage geraten ist, weil Krause die Firma „umkrempeln“ wollte. So soll er das Sortiment umgestellt haben. Auch das bestätigt NKD nicht. Ebenso wenig bestätigt es die Daun & Cie., der NKD noch zu einem Teil gehört. Einem Insider zufolge soll Krause mehr als die bisher bekannte Summe unterschlagen haben. Sein Berliner Anwalt verweigert ein Gespräch mit dem Kurier.

Unterdessen laufen die Ermittlungen der Hofer Staatsanwaltschaft. Es muss schnell gehen; denn es gilt das Beschleunigungsgebot. Ein Rechtshilfegesuch für Zypern läuft, weil Geld von Krause dorthin geflossen sein soll – für welche Gegenleistungen Krause das Geld erhalten hat, bleibt auch ein Geheimnis.

Bei der Aufsichtsratssitzung der Daun & Cie., die Ende Juli stattfand, war NKD kein großes Thema. „Die Interessen laufen seit einiger Zeit auseinander“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Peter Schneider.

Die Tatsache aber, dass die Daun & Cie. versucht, die NKD zu verkaufen, und zwar möglichst günstig, zeige, dass die Firma ein Interesse daran habe, „die NKD fit zu machen, so dass sie verkauft werden kann“. Man wolle die NKD als Ganzes verkaufen und sie nicht filetieren. Ein Experte rechnet damit, dass Daun & Cie. „noch einige Millionen“ Euro in die NKD zuschießen könnte.

„Wir sind froh, dass wir unsere Jobs noch haben“, sagen zwei Mitarbeiterinnen auf dem Parkplatz vor NKD, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. Und gehen dann hinein in die NKD-Geschäftsstelle. Arbeiten gehen sie nicht, sagen sie. „Wir hatten heute Morgen Feierabend.“ Was sie dann hier tun? „Wir können nichts sagen. Wir trinken Kaffee.“

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