Bei Grippe nicht gleich den Notruf wählen

Von Peter Rauscher
Foto: Archiv/Nicolas Armer/dpa Foto: red

Die grassierende Grippewelle bringt nicht nur Krankenhäuser an ihre Grenzen, besonders an Wochenenden werden auch ärztliche Bereitschafts- und sogar Rettungsdienste stark beansprucht.

 
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Markus Ruckdeschel, Leiter der Integrierten Leitstelle Bayreuth-Kulmbach, spricht vom "Starklastmonat". Dieses Jahr sei die Grippewelle drei Wochen später dran als 2017. 470 Einsätze verzeichnete die Leitstelle in den vier Tagen von vergangenem Donnerstag bis Sonntag: 83 Notarzteinsätze, 121 Blaulichteinsätze und 266 Krankentransporte. Bei letzteren mache sich die Grippewelle deutlich bemerkbar: Da gehe es um Einweisungen durch Ärzte und Krankentransporte.

53 Anrufer, die wegen Grippesymptomen die Notrufnummer 112, gewählt hatten, verwies die Leitstelle an den ärztichen Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung (116117,) der am Wochenende und nach Feierabend für weniger dringende Fälle zuständig ist - eine Zunahme von 61 Prozent gegenüber der Vorwoche. Ruckdeschel appellierte: Patienten, die zum Arzt oder ins Krankenhaus müssten, sollten möglichst von Familienangehörigen transportiert werden. Nur wenn das nicht möglich sei, solle der Krankentransport geholt werden. Und nur in echten Notfällen solle die 112 gewählt werden, damit sie nicht blockiert sei.

Wer allerdings den ärztlichen Bereitschaftsdienst am Wochenende erreichen wollte, brauchte viel Geduld: In den beiden bayerischen Vermittlungszentralen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) in Bayreuth und München, die normalerweise am Wochenende rund 20.000 Anrufe pro Tag zu bewältigen haben, glühten die Drähte: 90 Prozent mehr Anrufe am Sonntag als am ersten Märzsonntag vor einem Jahr, am Samstag waren es immerhin noch 46 Prozent Steigerung, sagte KVB-Sprecherin Birgit Grain auf Kurier-Anfrage. Obwohl das Personal in Bayreuth am Samstag auf 69 und am Sonntag auf 60 vorsorglich aufgestockt worden war, hätten Anrufer mehrere Minuten warten müssen, Anrufer in der Warteschleife wurden darauf verwiesen, dass die Adressen von Bereitschaftspraxen im Internet zu finden seien.

Notaufnahme in Not

Bei leichten Grippesymptomen gleich das Krankenhaus aufzusuchen, ist auch keine gute Idee. Der Patientenzustrom in die Notaufnahme des Klinikums Bayreuth reiße nicht ab, heißt es in einer Mitteilung. Auch gestern herrschte dort Hochbetrieb, Zahlen vom Wochenende waren nicht zu erhalten. Ein Drittel der Patienten, die mit Grippe oder ähnlichen Symptomen kämen, könnte auch ambulant behandelt werden, wird der Leiter der Notaufnahme, Dr. Florian Knorr, zitiert. Wer grippeähnliche Symptome, aber keine Bewusstseinsstörung habe, solle einen Hausarzt oder Bereitschaftspraxen aufsuchen. Wie gemeldet, sind nicht dringend notwendige Eingriffe am Klinikum verschoben worden, Patienten werden auch verlegt. Die Sana-Klinik in Pegnitz hat sich bei der Rettungsleitstelle abgemeldet.

Bayernweit registrierten die Behörden erneut einen starken Anstieg auf mehr als 17.300 Influenza-Fälle bis zum 25. Februar. 26 Grippe-Tote wurden in dieser Saison in Bayern gezählt, in Oberfranken waren es vier.

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