Die Zahl der Anrufe bei der Terminservicestelle scheint ihm recht zu geben. Vom Start im Januar bis Ende Februar konnten 400 dringende Fälle vermittelt werden, ein Bruchteil aller anfallenden Überweisungen. Hinzu kamen rund 800 weitere weniger akute Überweisungen, für die kein so enges Zeitkorsett besteht.
Dass die meisten Patienten sich in der Regel selbst einen Facharzt suchen, zeigt diese Zahl der Kassenärztlichen Vereinigung: Innerhalb eines Jahres (von April 2014 bis März 2015) gab es 36,45 Millionen Behandlungsfälle bei bayerischen Fachärzten. Davon resultierten 12,66 Millionen aus Überweisungen. Laboraufträge sind da noch einmal mit enthalten.
Die KVB hat das mal in Relation gesetzt zu den Anfragen in der Terminservicestelle: Danach wären es gerade mal knapp 0,1 Promille aller bayerischen Überweisungsfälle, in denen die Bayreuther Agenten terminvermittelnd eingreifen müssen. Innerhalb von vier Wochen müssen die Patienten also einen Termin beim Facharzt bekommen. Das ist die Vorgabe.
Überweisungsschein als dringend kennzeichnen
Allerdings müsse der überweisende Arzt den Fall auf dem Überweisungsschein durch ein großes T als dringend kennzeichnen, sagt Zeynep Alca, die an diesem Tag Schichtleiterin in der Servicestelle ist. Eine Woche Zeit haben die Gedikom-Agenten, um einen Arzt zu finden. Die Praxis der vergangenen Wochen hat gezeigt, dass es im Schnitt höchstens zwei Tage dauert. Und bis jetzt, so Florian Eagan, ist es noch immer gelungen, rechtzeitig einen Termin zu vermitteln. Manchmal geht es auch innerhalb zwei Stunden, wie bei jenem Mann aus dem Kreis Ansbach, der eine MRT-Aufnahme des Schädels braucht. Schon beim ersten Anruf in einer radiologischen Praxis bekommt Elvira Bauer einen Termin. Umgehend ruft sie den Patienten an. Der bekommt die nötigen Informationen, und der Fall kann als erledigt abgehakt werden.
Eigentlich gilt in Deutschland die freie Arztwahl. Wer die Dienste der Terminservicestelle in Anspruch nimmt, verzichtet weitgehend auf dieses Recht und muss zu dem ihm vermittelten Arzt oder der Ärztin gehen.
Es gibt weder einen Wunscharzt noch einen Wunschtermin, sagt KVB-Sprecherin Birgit Grain. Einmal darf der Patient auch einen vorgeschlagenen Mediziner ablehnen, wenn ihm etwa der Weg zu weit erscheint. Das muss er aber noch am gleichen Tag mitteilen. Nur dann wird für ihn ein weiteres Mal gesucht. Wenn es dem Patienten wieder nicht passt, dann muss er sich selbst helfen.
Unterdessen nimmt Agent Alexander Ludewig einen Anruf aus dem Kreis Günzburg auf. Eine Frau hat gerade von ihrem Hausarzt eine Überweisung zum Gastroenterologen für eine Magenspiegelung bekommen. Ludewig tippt Name und Adresse der Patientin in den Computer, notiert den Namen des Hausarztes und den Zweck der Überweisung. Was ihn aus Datenschutzgründen nicht interessiert: Geburtsdatum (auch wenn das bei der Terminsuche häufig die erste Frage der Praxismitarbeiterinnen ist), Krankenkasse und eine mögliche erste Diagnose. Dann aber fragt Ludewig noch, ob sonst etwas auf dem Schein vermerkt ist. Die Frau verneint, das große T für dringlich hat der Hausarzt entweder vergessen oder nicht für nötig erachtet. Nichtsdestotrotz wird die Frau wohl schon bald einen Anruf aus Bayreuth mit dem gewünschten zeitnahen Termin bekommen.
Termin um Termin per Telefon
Weil die Fachärzte verpflichtet sind, Termine zur Verfügung zu stellen, sind einige sogar dazu übergegangen, bestimmte Zeiten dafür freizuhalten. Freilich muss dennoch Termin um Termin telefonisch vereinbart werden. Im Fall der Frau aus dem Allgäu wird es die Terminservicestelle am nächsten Tag nochmals bei einem der fünf Allgäuer Psychiater auf der Computerliste versuchen müssen. Sie alle haben einen Anrufbeantworter geschaltet, auf dem sie entweder mitteilen, dass Terminanfragen nur am Morgen zu einer bestimmten, manchmal auch extrem eng begrenzten Zeit möglich sind oder dass sie gerade im Urlaub sind. Da brauchen Kerstin Bauer, Alexander Ludewig und ihre Kollegen bestimmt noch eine Portion Glück, um auch diesen Serviceauftrag abhaken zu können.