Bayerns Heimatminister Markus Söder (CSU) schickt seine Beamten in die Provinz Behördenverlagerung sichert Arbeitsplätze

Von Martina Bay
Die Fachhochschule für Justiz in Pegnitz bekommt 28 Beschäftigte dazu. Foto: Archiv Foto: red

Wo nur noch wenig abgeht, schickt man Beamte hin. Gabi Troeger-Weiß hat über die Wirkung von Behördenverlagerungen ihre Doktorarbeit geschrieben. Ziel sei es, die Arbeitsplätze vor Ort zu sichern. Die Professorin am Lehrstuhl für Regionalentwicklung und Raumordnung an der Technischen Hochschule Kaiserslautern kommt aus Hof.

 
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Was bringt eine Behördenverlagerung?
Gabi Troeger-Weiß: Eine Behördenverlagerung bringt zunächst einmal Arbeitsplätze. Allein im Landesamt für Umwelt in Hof sind 300 Arbeitsplätze entstanden. Der Mitarbeiter zieht meistens nicht alleine in den ländlichen Raum. Er hat einen Partner oder Kinder. Das hat Auswirkungen auf den Immobilienmarkt, den Einzelhandel, Gaststätten, Schulen und die Universität. Die Behördenverlagerung ist deswegen so attraktiv, weil sie in alle Strukturbereiche hineinwirkt.

Werden durch die Behördenverlagerung wirklich Unternehmen angelockt?
Troeger-Weiß: Das ist nicht unbedingt die Zielsetzung. Es geht darum, dass der Staat Impulse setzt und dadurch die Städte und Gemeinden in ländlichen Räumen aufwertet. Es werden vielleicht keine neuen Unternehmen angezogen. Aber auf die vorhandenen Unternehmen hat es beachtenswerte Effekte, insbesondere im Handwerk und Dienstleistungsbereich.

Welche Effekte sind das?
Troeger-Weiß: Es wird Umsatz generiert und es werden Arbeitsplätze gesichert. Wenn beispielsweise eine Behörde Büromaterial benötigt, dann profitieren davon die Büroeinrichter vor Ort. Oder wenn das Gebäude für die neue Behörde umgebaut werden muss, dann profitiert das Handwerk. Die Arbeitsplätze der vorhandenen Unternehmen sind damit gesichert.

Wie viel Strukturförderung steckt denn in der Behördenverlagerung drin?
Troeger-Weiß: Das kann ich Ihnen nicht in Euro sagen. Es ist aber die effektivste Maßnahme. Wenn BMW neue Arbeitsplätze schafft, dann entscheidet das Unternehmen, wo ein Standort entstehen soll und nicht der Freistaat Bayern. Mit der Verlagerung eigener Behörden kann Bayern selbst den Standort bestimmen und damit wichtige Impulse setzen.

Ab welcher Zahl von Mitarbeitern merkt man denn, dass es eine Veränderung bringt. Ist es nicht einfach nur was Psychologisches?
Troeger-Weiß: Natürlich hat es auch einen psychologischen Effekt. Die Gemeinde bekommt einen neuen Impuls. Nach Marktredwitz gab es vor einigen Jahren eine Teilverlagerung des geologischen Landesamtes. Dort ist ein sehr kreatives Milieu entstanden, beispielsweise durch Tagungen u.a.. Die Veränderung hängt aber auch von der Qualifikation der Mitarbeiter ab. Sind es 20 Akademiker oder 20 Techniker? In einer kleineren Stadt haben 50 oder 60 Mitarbeiter einen ganz erheblichen Effekt.

Zur Person: Gabi Troeger-Weiß ist Professorin am Lehrstuhl für Regionalentwicklung und Raumordnung an der Technischen Hochschule Kaiserslautern. Troeger-Weiß stammt aus Hof. In den neunziger Jahren war sie Chefin der Abteilung Landesentwicklung im damaligen Staatsministerium für Landesentwicklung.

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