Amt für Landwirtschaft vergleicht Anbaukosten – Studie belegt auch geringere Belastung des Grundwassers Becherpflanze schlägt Mais

Von Peter Engelbrecht
Hier wächst die Becherpflanze (Durchwachsene Silphie): Wissenschaftler Pedro Gerstberger auf der Versuchsfläche der Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth. Foto: Wittek/Archiv Foto: red

Die Becherpflanze (Durchwachsene Silphie) kann von den Anbaukosten her mit Silomais mithalten. Das ergab eine Vergleichsberechnung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth. Die Silphie ist zudem grundwasserfreundlicher als Mais, zeigte eine regionale Studie. Der Kulmbacher Bauernverbandsobmann Wilfried Löwinger glaubt aber nicht, dass Mais flächendeckend ersetzt werden kann.

 
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Das Amt: Friedrich Asen, Pflanzenbauberater vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayreuth, wertete die Erfahrungen mit dem Anbau der Becherpflanze im Raum Bayreuth aus und verglich die Anbaukosten von Becherpflanze und Silomais. Der Vergleich war auf zehn Jahre angelegt und zeigte, dass die Kosten bei der Becherpflanze leicht unterhalb des Maisanbaus liegen. Demnach liegen die Aufwendungen beim Anbau von Silomais mit gutem Ertrag bei durchschnittlich 1363 Euro pro Hektar, bei der Becherpflanze bei 1297 Euro pro Hektar. Bei den Kosten wurde von einer Anpflanzung der Becherpflanze ausgegangen. Durch Direktaussaat könnten die Kosten weiter reduziert werden. Asen warnte allerdings davor, die geringe Differenz bei den Anbaukosten überzubewerten. Mit der Aussaat der Becherpflanze habe man im Landkreis Bayreuth noch keine Erfahrungen. Sollte diese möglich sein, würden sich die Anbaukosten zugunsten der Silphie stark reduzieren. Auch zur Ertragssicherheit über einen längeren Zeitraum hinweg könne er wenig sagen. Ein entscheidendes wirtschaftliches Kriterium ist der durchschnittliche Ertrag: Den bezifferte Asen im Raum Bayreuth pro Hektar Silomais auf 150 Doppelzentner, bei der Becherpflanze auf 130 Doppelzentner.

Der Wasserexperte: Christoph Hartmann vom Büro Geoteam in Bayreuth untersuchte die positiven Auswirkungen von Becherpflanzenkulturen auf den Nitratgehalt in Böden und im Grundwasser. Durch das starke und tiefgründige Wurzelwerk halte die Pflanze das Nitrat zurück. Ins Grundwasser gelange im Durchschnitt deutlich weniger Nitrat als unter Mais. Das ergaben Bodenuntersuchungen im Raum Bayreuth. „Die Nitratauswaschung unter Becherpflanzen ist sehr gering“, fand Hartmann heraus. Vergleichbare Werte seien auch mit optimiertem Maisanbau nicht erreichbar. Einige Wasserversorger unterstützten daher den Anbau von Becherpflanzenkulturen mit einer Nitratprämie.

Der Wissenschaftler: Pedro Gerstberger vom Lehrstuhl für Pflanzenökologie der Universität Bayreuth beschäftigt sich seit Jahren mit der Becherpflanze. Er sieht bei ihr eine Menge ökologischer Vorteile, deren wirtschaftlicher Wert bislang gar nicht angesetzt wird. Die Werte seien so gut, dass man die Silphie sogar in Wasserschutzgebieten anbauen könne. Zudem sei 15 Jahre lang kein Chemieeinsatz notwendig. Von der Blütezeit von sechs bis acht Wochen könnten eine Menge Insekten zehren, auch Probleme mit Wildschweinen gebe es nicht.

Der Bauernverband: Der Kulmbacher Kreisobmann Wilfried Löwinger glaubt nicht, dass die Becherpflanze den Mais flächendeckend ersetzen kann. Es gebe bislang keine weitgehenden Erkenntnisse, wie sie auf zu nasse, zu warme oder zu kalte Jahre reagiere. „Mais ist keine schlechte Frucht“, war Löwinger überzeugt. Von einer „Vermaisung der Landschaft“ könne in Oberfranken nicht gesprochen werden, es gebe höchstens punktuelle Probleme. Im Landkreis Kulmbach werde aktuell so viel Mais angebaut wie Anfang der 80er Jahre. Der Anbau werde sich nicht ausweiten, denn der Biogasboom sei vorbei.

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