Bühler-Kestler legt ihre Interpretation der mannigfaltigen Eröffnungs-, Tanz- und Charakterstücke betont unspektakulär an. Die Tempi der schnellen Sätze sind dabei nicht reißerisch virtuos gewählt, sondern immer so, dass man die filigrane Kompositionstechnik Bachs gut verfolgen kann. Da sie sich selbst, wie in dem abgedruckten kurzen Biografie-Text zu lesen ist, über ihre Schülerschaft bei dem Nürnberger Lorenzkantor Walter Körner durchaus noch in der Nachfolge des romantisch-geprägten Karl Straube sieht, verwundert es nicht, dass die Cembalistin der historischen Aufführungspraxis kaum Tribut zollt, sondern den Notentext ohne zusätzliche Verschnörkelungen eher für sich sprechen lässt. Dadurch vermittelt sie einen fast abgeklärten, manches Mal vielleicht auch nüchternen Blick auf diese großartige Sammlung musikalischer Kostbarkeiten. Beim Hören sind dabei durchwegs eine große Spielfreude einerseits und eine innige Verbundenheit mit dem Bachschen Werk andererseits zu erleben. Dies wird unterstützt durch den sensibel ausgeloteten Aufnahmeklang der Tonmeisterin Karola Parry. Das auf die beiden CD-Scheiben gebannte Ranftl-Cembalo klingt dabei fast kammermusikalisch nah, wirkt aber trotzdem unaufdringlich, was der Einspielung einen eher intimen Charakter verleiht. Zu den Bachschen Kompositionen passt diese Klangästhetik im Verbund mit der feinsinnigen Interpretation ausgezeichnet.Mit dem Bild Bach (2) von Gerhard Richter auf dem Cover sowie einem launig-informativen booklet-Text Frank Pionteks liegt damit eine ansprechend gemachte Doppel-CD-Box vor, die vor allem für Fans des silbrigen Cembalo-Klangs sowie der Bachschen Werke im besonderen interessant sein dürfte.Label: Es-Dur. Nr: CHA 3037; 2 CDs.
Mit 80 Jahren eine Virtuosin am Cembalo Bayreutherin legt Bach-Partiten vor
Wolfram Graf 14.09.2010 - 12:00 Uhr