Geschafft! Die für einen Start bei der Europameisterschaft im Halbmarathon verlangte Zeit (1:13 Stunden) hat die Bayreutherin Anja Schneider-Scherl unterboten. In Barcelona stieß die Langstrecklerin mit 1:11:17 Stunden für die 21,1 Kilometer in einen Bereich vor, der in der jüngeren Vergangenheit in Deutschland lediglich den Assen Irina Mikitenko und Sabrina Mockenhaupt vorbehalten war. Dabei hatte böiger Wind den Läufern in Spanien das Leben schwer gemacht.
„Vor zwei Jahren habe ich meine Trainingseinheit noch auf das Laufband verlegt, um dabei die Marathon-EM anschauen zu können“, sagte die 29-jährige Oberfränkin, die jetzt für die LG Regensburg läuft. „Jetzt ist es zum Greifen nah, dass ich selbst das Nationaltrikot tragen kann.“ Im vergangenen Jahr hatte Schneider-Scherl bei Maisel’s Fun Run in Bayreuth den Viertelmarathon souverän für sich entschieden.
„Ich habe gedacht, beide sind viel zu schnell unterwegs“, berichtete Marco Scherl als Augenzeuge des Barcelona-Rennens mit seiner Frau und deren Vereinskollegin Franziska Reng. „Anja ist zur Halbzeit bei 33:38 durch – und war dann in der zweiten Hälfte sogar noch schneller.“ Ihre bisherige persönliche Bestmarke von 1:13:40, erreicht in Köln, unterbot Anja Schneider-Scherl deutlich. „Bis Kilometer 17 ging es gut“, erzählte sie der „Mittelbayerischen Zeitung“. „Dann kam eine leichte Steigung mit Gegenwind, aber die Beine sind gut gelaufen.“ Reng wurde bei ihrem Halbmarathon-Debüt in 1:12:23 Fünfte. Bundestrainer Wolfgang Heinig lobte: „Das war sehr, sehr gut – ein Top-Ergebnis.“ Auch seine Tochter Katharina (1:12:55) hatte die EM-Norm geknackt.
„Jetzt fahren wir nach Amsterdam“, sagte Anja Schneider-Scherl zu Reng. Zu den Europameisterschaften in den Niederlanden von 6. bis 10. Juli werden wohl fünf Deutsche reisen, weil es auch einen Team-Wettbewerb gibt. Die Regensburgerinnen belegen vorerst die Ränge eins und zwei der deutschen Bestenliste.
Die Marathon-Bestleistung von Anja Schneider-Scherl steht zurzeit bei 2:36:31 Stunden. Angesichts ihrer Halbmarathonzeit von Barcelona werden ihr Zeiten unter 2:30 zugetraut. Ob sie im Frühjahr einen Marathon bestreitet, steht noch nicht fest.
Übrigens: Die Kenianerin Florence Kiplagat gewann in Barcelona in 1:09:10 Stunden.
