Bayreuther Anwalt hinter Gittern

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Symbolfoto: Daniel Karmann/dpa Foto: red

Ein Skandal erschüttert Wirtschaft und Justiz in Oberfranken: Auf Antrag der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsdelikte in Hof ist in Bayreuth ein Rechtsanwalt festgenommen worden. Er soll sich als Verwalter in Insovenzverfahren mehr als zwei Millionen Euro abgezwackt haben.

 
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Der Bayreuther ist dringend verdächtig, sich als vom Gericht bestellter Insolvenzverwalter über Jahre hinweg bei den ihm anvertrauten Firmen bedient zu haben. Der Schaden geht nach ersten Schätzungen in die Millionen. Nach Informationen unserer Zeitung wird dem Juristen Fehlverhalten in nicht nur einem, sondern in einer ganzen Reihe von Insolvenzverfahren vorgehalten.

Unternehmerfamilie aus dem Fichtelgebirge erhebt schwere Vorwürfe

Schwere Vorwürfe erhebt demnach eine Familie aus dem Fichtelgebirge, die sich von dem Anwalt um das Lebenswerk des inzwischen verstorbenen Vaters, eines Bauunternehmers, gebracht sieht. Hier wurde der Insolvenzantrag schon im Jahre 1999 gestellt, das Verfahren aber immer noch nicht abgeschlossen.

Ursprünglich habe man mit der Insolvenz nach vorübergehenden Zahlungsschwierigkeiten einen Neuanfang gesucht, sagen die Angehörigen im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Hoffnung sei berechtigt gewesen, da der Inhaber der Firma ein großes Immobilien-Projekt genehmigungsfertig ausgearbeitet habe.

Festnahme ist nur eine geringe Genugtuung

Im Vertrauen auf seine Seriosität habe man dies auch dem Insolvenzverwalter vorgetragen. „Da haben seine Augen zu leuchten begonnen“, erinnert sich die Familie des Bauunternehmers. Der Anwalt habe das Projekt danach jedoch aus der insolventen Firma genommen und durch eine Projektgesellschaft selbst verwirklicht. Der Bayreuther steht im Verdacht, allein dadurch persönlich eine Millionensumme eingenommen zu haben, die eigentlich den Gläubigern der Baufirma zugestanden hätte.

Ihr inzwischen verstorbener Mann habe das Amtsgericht über Jahre immer wieder auf das betrügerische Wirken des Anwalts hingewiesen, sagte die Witwe des Unternehmers. So seien bereits vor dem Insolvenzantrag bezahlte Planungsleistungen angeblich noch einmal geleistet worden – in wessen Taschen, wird nun ermittelt. Die Festnahme des Anwalts ist den Angehörigen nur eine geringe persönliche Genugtuung. Die Witwe sagt: „Ich erwarte mir nach 18 Jahren nichts mehr.“

Insolvenzverfahren über Jahre verschleppt

Im Falle des in Bayreuth inhaftierten Rechtsanwalts, der als Insolvenzverwalter betrogen haben soll, ist die Zahl der betroffenen Verfahren und Firmen bislang noch unbekannt. Die Kanzlei des Anwalts wurde am Donnerstag der vorigen Woche durchsucht. Inzwischen ist gegen ihn Haftbefehl erlassen. Dies bestätigte die Staatsanwaltschaft Hof gestern auf Anfrage.

Letzten Endes aufmerksam wurden die Behörden offenbar nach der Insolvenz einer ehemals in Bayreuth ansässigen Strickwarenfabrik. Obwohl der Insolvenzantrag schon 2003 gestellt wurde, ist das Verfahren immer noch nicht abgeschlossen. Das Amtsgericht Bayreuth hat nun am 24. November dieses Jahres einen anderen Bayreuther Anwalt als Sonderinsolvenzverwalter eingesetzt.

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