Zwei Jubiläen, viele Baustellen: Eine Stadt als Sanierungsfall Bayreuth rüstet ein

Von Michael Weiser

Bau, Bau, überall Bau: Pünktlich zum Wagner-Jubiläumsjahr hat sich Bayreuth gründlich eingerüstet. Die jüngste Baustelle vermutet man vorm Neuen Rathaus – doch hat der Bauzaun um den maroden Brunnen diesmal etwas mit Kunst zu tun.

 
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Wer hier in Bayreuth ankommt, hat's noch lange nicht geschafft. Da hat er (mit dem Auto) sich an Baustellen vorbeigezwängt, hat sich (mit dem Zug) wiederum wegen Baumaßnahmen der Gefahr des Schienenersatzverkehrs und massiver Verspätungen ausgesetzt, und dann steht er hier – erneut vor Baustellen. Die neueste scheint sich vor dem Neuen Rathaus aufzutun: Nun ist auch noch der Brunnen auf dem Platz vor dem Hochhaus mit Bauzäunen umgeben.

Doch diesmal gilt's der Kunst. Genauer: der Lichtkunst von Philipp Geist. Demnächst wird ein Gerüst an der Metallkugel des Brunnens hochgezogen, die dann einen Projektor tragen wird. Und mit diesem Projektor wird der Berliner Künstler dann Bilder und sogenannte Video Mappings an die Fassade des Rathauses werfen. Unter Video Mapping versteht man die Kunst, Projektionen so auf ein dreidimensionales Objekt zu werfen, dass sich das Objekt zu verändern scheint und selbst zum Teil der Installation wird.

Der Bauzaun dient dazu, das Gerüst für den Beamer abzuschirmen. "Damit ist dem Gebot der Verkehrssicherheit Genüge getan",  sagt Hans-Dieter Striedl vom Hochbauamt der Stadt. Für dieses Mal zumindest: Nach den Festspielen wird die Stadt erneut die Sanierung des Brunnens  in Angriff nehmen. Der Quell musste vergangenes Jahr trockengelegt werden, weil sein  Wasser  in die Tiefgarage gesickert war. Der Brunnen müsse abgetragen, der Boden abgedichtet, daraufhin der Brunnen wieder aufgebaut werden, sagt Striedl. "Kaum ein Auftragsvolumen, das man unter 100 000 Euro erledigen wird."

Das Leben ist ein Provisorium, warum soll es in einer Stadt anders sein? Dennoch: So viel saniert und umgebaut wurde selten. Und vermutlich noch nie zu so dermaßen unpassenden Zeipunkten. Man feiert Wagners 200. Geburtstag, dazu den 250. von Jean Paul. Doch einige der bemerkenswertesten Sehenswürdigkeiten der Stadt sind gerade indisponiert. Das Markgräfliche Opernhaus: kaum zum Weltkulturerbe befördert, schon für mehrere Jahre für Sanierungsarbeiten geschlossen.

Haus Wahnfried: Bis 2015 wird es mindestens dauern, bis der  Bauingenieure Wähnen endlich Frieden gefunden hat. Im Siegfried-Wagner-Haus links von Wahnfried, einem neuen Gebäude rechts davon und außerdem unter der Erde wird dann Platz  für die Ausstellung zu Wagners Werk, Leben und Nachleben sein, ebenso für ein Archiv und einen Saal für Veranstaltungen.

Eine andere Baustelle fällt nur sorgfältigen Beobachtern auf: Die Wilhelmine-Büste im Barockgärtchen an der Schlosskirche - sie wurde von Barbarenhand gefällt und harrt derweil beim Gartenbauamt ihrer Reparatur. "Ein Akt des Vandalismus", sagt Stadtsprecher Joachim Oppold. Das Kulturamt habe bereits Anzeige erstattet.

Und das Festspielhaus? Schaut so sauber aus wie lange nicht mehr. Bis man näher kommt und feststellt: alles nur Fassade. Schön mit Festspielhausmauermuster bedruckte Planen, die wiederum Baugerüste verhüllen. Die Gerüste dienen dazu, Festspielgäste auf Distanz zu halten, nicht dass ihnen ein Brocken Mauerwerks aufs Haupt fällt. Außerdem stehen immer mal wieder Experten auf den Gerüsten, um die  Fassade unter die Lupe zu nehmen. Wenn feststeht, wie marode das Mauerwerk wirklich ist, kann möglicherweise mit der Sanierung begonnen werden - frühestens nächstes Jahr. 

Der Bayreuther an sich kann das erwarten, er denkt in anderen Maßstäben und freut sich auf die ferne Zeit, da er wieder durch eine ruhige, aufgeräumte, aufpolierte Stadt flanieren kann. Der Gast hat diesen langen Atem nicht. Er muss durch Bauzäune gucken, kann immerhin ab 26. Juli die Ausstellung "Götterdämmerung" in einem Teil von Wahnfried ansehen. Und darf bei dieser Gelegenheit nach einem Kuriosum suchen: Auf einem Transparent am Zaun ward erstmals eine Cosmia Wagner gesichtet.

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