Für den Tod ist Thomas Bauske noch viel zu jung. Bauske ist 41 Jahre alt, Lehrer, SPD-Mitglied und ab Mai Stadtrat. Aber so lange kann er nicht warten, bis er sich einmischen darf. In seinem SPD-Ortsverein Bayreuth-Süd hat Bauske mit seinen Genossen kürzlich über den Tod gesprochen. Über einen Ruhewald. Über Bestattungen. Einhellige Meinung: Der Ruhewald müsse in den Gremien der Stadt besprochen werden. „Ein Ruhewald kann eine adäquate Ruhestätte sein.“ Das Argument, dass die Stadt finanziell in Vorleistung treten soll, will Bauske nicht gelten lassen. Das hatte kürzlich der BG-Stadtrat Ernst-Rüdiger Kettel angeführt. Kurz vor der Sitzung des Ältestenrates der Stadt Bayreuth entgegnet Bauske deshalb: Ein Ruhewald könne neben dem städtischen Friedhof existieren und sich rechnen. Zum Beispiel an der Hohen Warte. Es gehe nicht um Konkurrenz: „Jeder muss das Richtige für sich finden. Es geht um Würde“, sagt Bauske.

Und um Geld: Ein Ruhewald sei eine Chance für die Auslastung des städtischen Krematoriums, sagt Bauske. Das klingt hart, aber der Trend gehe Richtung Feuerbestattung. Das sagen Ruhewaldbetreiber, das sagt Aeternitas, die Verbraucherinitiative Bestattungskultur. Und davon könnte die Stadt profitieren. Zum Beispiel durch die Auslastung des Krematoriums. „Da muss sich Bayreuth positionieren“, sagt Bauske. Dem Trend folgen.

Die Friedwald GmbH in Griesheim bei Darmstadt war das erste Unternehmen, das Bestattungen im Wald angeboten hat. 2001 war das. Mittlerweile betreibt das Unternehmen 50 Friedwälder in ganz Deutschland, jährlich kommen fünf bis sieben neue Wälder dazu. 44 000 Menschen liegen dort schon jetzt beigesetzt. „Und 115 000 Menschen haben sich bereits zu Lebzeiten dort für einen Baum entschieden“, sagt Jana Gieß, eine Sprecherin. Die Gründe: Alternativen zum Friedhof, der Wald als Trostspender, die andere Atmosphäre. Den Platz unter einem Gemeinschaftsbaum gibt es ab 770 Euro, die Ruhezeit beträgt bis zu 99 Jahre, dazu kommen 275 Euro Bestattungskosten. Kosten für Grabpflege entfallen, sagt die Sprecherin.

Das klingt sehr nach Betriebswirtschaft und wenig nach Pietät. Aber dieses Modell der Bestattung kommt an. Das sagt auch Alexander Helbach, Sprecher bei Aeternitas, der Verbraucherinitiative Bestattungskultur. „Was vor 20 Jahren üblich war, ist längst nicht mehr üblich.“ Und er sagt: „Die Bestattungskultur folgt dem gesellschaftlichen Wandel.“ Verstreute Familien, Eltern, die ihren Kindern nicht zur Last werden wollen, Menschen, die ihr Ableben selbst organisieren wollen. „Die Baumbestattung hat sich längst etabliert, dieser Trend wird nicht abnehmen,“ sagt Helbach.

Auch in Oberfranken gibt es Ruhewälder. In der Fränkischen Schweiz bei Ebermannstadt oder im Coburger Land. Dort betreibt Heinrich Graf zu Ortenburg einen Ruheforst. Sechs Jahre habe er gebraucht, von der Idee zur Genehmigung. Er suchte damals nach neuen Betätigungsfeldern, und die Idee, dass Menschen einen ruhigen Platz zum Trauern finden, gefiel ihm. Dreieinhalb Hektar betreibt Graf zu Ortenburg jetzt als Ruhewald, in einem Jahr will er die Fläche erweitern. 22 Hektar sind insgesamt genehmigt. „Es gibt kein Tor, man kann jederzeit in den Wald kommen“, sagt Ortenburg. „Ich finde das eine schöne Idee.“

Den Coburger Wald hat sich auch Thomas Bauske angesehen. Zusammen mit einem Kollegen, der sich seinen Baum dort reservieren ließ. Kommenden Woche will Bauske das Thema in die SPD-Stadtratsfraktion tragen.