Bayreuth wird seinem Weltruf gerecht

Von , Ulrike Sommerer und Mic

Einen Coup nennt unser Kritiker Florian Zinnecker die Inszenierung der „Meistersinger“ von Barrie Kosky. Er steht mit seiner Meinung nicht alleine da. Auch das Premierenpublikum zeigte sich sehr angetan von der Eröffnungsvorstellung der Bayreuther Festspiele. Denn der Regisseur begegne "unsäglicher Deutschtümmelei" mit "slapstickartiger Komik".

 
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Toni Hofreiter, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Deutschen Bundestag: „Die „Meistersinger“ sind wirklich kein einfaches Stück, der Regisseur aber hat das toll gelöst. Er hat das Stück in den historischen Kontext eingefügt, ohne es zu demontieren. Er hat auch gezeigt, wie schwierig das Verhältnis mit diesem Herrn Wagner ist. Die Sänger waren stark, vor allem den Hans Sachs fand ich beeindruckend.“

Marga Beckstein, Frau des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein: „Ich fand es toll, ich bin ganz beglückt. Dieses Theater im Theater … Wie die Rollen auf die einzelnen Darsteller übergegangen sind, war teilweise schwer zu durchschauen, etwa wie dann Cosima zu Eva wird. Als dieser große Ballon mit der Judenkarikatur aufgeblasen wurde, war ich nicht unbedingt erschrocken, ich verstehe das sogar. Aber dass der arme Beckmesser dafür herhalten muss, das hat mich sehr berührt. Von der Loge aus sieht man nicht ganz so gut, das war schade, vor allem im ersten Akt. Was sich da alles gerührt hat, war schon bemerkenswert.“

Günther Beckstein, ehemaliger bayerischer Ministerpräsident: „Es hat mir sehr gefallen. Davor waren wir mit Premieren nicht immer ganz so verwöhnt, aber das heute war ausnehmend schön. Eine ausgezeichnete Aufführung, auch wenn ich nicht alles verstanden habe. Die Musik war ganz wunderbar, die Inszenierung war abwechslungsreich und hat mir als Nürnberger sehr gut gefallen. Bayreuth ist wieder da, wo es seinem Weltruf nach hingehört. Ich komme regelmäßig nach Bayreuth und muss sagen, dass ist seit langem die beste Inszenierung, die ich hier gesehen habe. Die Rechtfertigung vor der Geschichte ist genial und gruselig zugleich. Alles war so, wie man es sich in Bayreuth wünscht.

Das einzige, was heute in Bayreuth nicht gut war, das war das Wetter. Das schwedische Königspaar übrigens war ganz unkompliziert und sehr sympathisch, sehr nett einfach. Die Bayreuther hätten sicher gerne noch mehr von ihnen gehabt – aber dem stand heute der Regen entgegen.“

Ilse Aigner, Wirtschaftsministerin (CSU): „Ich fand es einfach schön, mir hat es wirklich sehr gut gefallen. Die Stimmen waren aber auch sehr gut, vor allem der Chor hat mich schwer begeistert. Und wir erlebten wunderbare Szenen, wie man sie nur selten sieht. Das Königspaar war sehr nett, sehr sympathisch.“

Ulrike Scharf, bayerische Umweltministerin (CSU): „Es war wunderbar, ein großes Werk, das wir hier ganz ausdrucksstark umgesetzt gesehen haben. Der dritte Akt war für mich von der Musik her so ergreifend, dass ich Gänsehaut bekommen habe. Ich habe die „Meistersinger“, glaube ich, das letzte Mal vor fünfzehn Jahren in München gesehen, aber das heute in Bayreuth war schon besonders schön. Ein paar Sachen dazu muss ich jetzt unbedingt noch einmal nachlesen. Aber von der Musik an sich war ich schon sehr ergriffen. Die Szenen, was sich da im Detail ereignete – das war sehr bewegend.“

Markus Rinderspacher, SPD-Fraktionschef im Landtag: „Das war eine fantastische Premiere, ein super Orchester, ein großartiger Chor und natürlich ein Solistenensemble vom Allerfeinsten. Es war auch politisch. Ich finde es gut, dass der Regisseur das Thema Antisemitismus, den es in der Familie Wagner gegeben hat, herausgestellt hat. Und auch diese unsägliche Deutschtümelei bei den „Meistersingern“ selbst, aber auch bei uns in Deutschland über Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg hat er thematisiert, teilweise mit wirklich slapstickartiger Komik. Das hat mir wirklich gut gefallen. Der Regisseur kann wiederkommen nach Bayreuth.“

Heidrun Piwernetz, Regierungspräsidentin von Oberfranken: „Ich fand die „Meistersinger“ sehr gut, die Inszenierung war sensationell und hat wunderbar gepasst. Auch zum Gedenken zum 100. Geburtstag von Wieland Wagner, der ja auch eine neue Sicht auf die alten Stoffe wollte. Es war einfach ein fulminanter Abend.“

Peter Ramsauer, Bundestagsabgeordneter (CSU) und Ex-Verkehrsminister: „Das war heute eine glänzende Inszenierung. Musikalisch grandios und auch sonst einfach überragend. Dabei war einiges sogar eher traditionell und konservativ wie etwa die Kostüme. Ein bemerkenswerter Einfall war es, die Nürnberger Prozesse einzubeziehen, da das Stück in Nürnberg spielt. Auch Beckmesser hat mir gefallen, der war so ganz anders, als ich in in früheren Inszenierungen gesehen habe. Am Ende wurde die Oper frenetisch bejubelt und das zurecht.“

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer: „Die Karikatur eines Juden, wie ihn wohl der Stürmer gezeigt hätte, war ein starkes Bild. Die ganze Szene war sehr suggestiv. Wir (er deutet auf Ramsauer) kommen schon sehr lange zu den Festspielen, seit Ende der siebziger Jahre. Es ist jedes Mal anders und immer ein Erlebnis. An diese Aufführung mit so tollen Sängern kommen nur ganz wenige andere heran.“

Michael Lerchenberg, Schauspieler und Regisseur: „Die Sänger waren einfach großartig, da gibt es nichts daran auszusetzen. Meine Probleme hatte ich allerdings mit dem Schwurgerichtssaal von Nürnberg. Die Nürnberger Prozesse haben eine zu große Bedeutung, als dass man sie einfach so als Staffage benutzen sollte. Natürlich ist das eine politische Aussage, aber in meinen Augen zu billig. Das ist eine Deutung, mit der ich so nicht einverstanden bin. Natürlich ist es wichtig, die Judenfrage nicht außer Acht zu lassen. So kann ich das vor diesem Bühnenbild aber alles nicht ganz nachvollziehen.“

Ulrike Gote, Landtagsvizepräsidentin (Grüne): „Ich bin rundum glücklich, die Oper war ganz einfach großartig. Die Geschichte Wagners wird mit der deutschen Geschichte verwoben, und das mit Tiefgang. Selbstverständlich ist da noch einiges, über das ich erst noch in Ruhe nachdenken muss. Orchester, Sänger, Bühnenbild – für mich passte alles zusammen. Das ist wirklich ein Gesamtkunstwerk und ich bin begeistert wie schon lange nicht mehr. Die „Meistersinger“ wurden von den Nationalsozialisten missbraucht und deshalb kann man sie einfach nicht mehr so spielen, als wäre nichts geschehen. Das Werk ist nicht unschuldig und genau darauf baut diese Inszenierung auf. Der Jude ist für mich ein Zeuge, der allerdings nicht triumphiert. Ich kann nur sagen: großartig, grandios, perfekt.“

Udo Wachtveitl, Schauspieler (Münchner „Tatort“-Kommissar): „Ehrlich gesagt, kann ich nicht wirklich viel zu der Aufführung beitragen. Mir hat sie gut gefallen, vielleicht könnte man sie sogar hervorragend nennen. Der Wille zur Qualität war in allem erkennbar. Ich bin jetzt zum zweiten Mal in Bayreuth und fand es wieder sehr schön. Was Wagner betrifft, ist meine Sachkunde noch nicht allzu groß. Also, ich bin eher noch ein Jung-Wagnerianer – reich an Jahren und noch jung an Erfahrung mit Wagner. Als Kind war ich bereits zwei, drei Mal hier und das hat mich wohl nachhaltig beeindruckt.“

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