Die Oberbürgermeisterin will keine öffentliche Debatte
Warum sie Friedrich abgemahnt hat, beantwortet Merk-Erbe nicht. Sie verweist stattdessen auf das laufende Verfahren. Sie habe nicht vor, eine öffentliche Diskussion über die Abmahnungen gegen den Museumsleiter zu führen. Bei der Eröffnung des Museums werde Friedrich den Ehrengästen das neu gestaltete Museum vorstellen. Dass er nicht auf der Rednerliste steht, begründet die Oberbürgermeisterin so: „Wir haben uns bei der Zusammenstellung der Rednerliste am Vorbild der Eröffnung von Haus Wahnfried im Jahr 1976 leiten lassen.“ Auch damals sprach der Museumsleiter nicht.
Wahnfried soll ein Erfolg werden
Dass sich ihre eigene Verwaltung gegen die Abmahnungen gewandt hatte, weist die Oberbürgermeisterin zurück. Richtig sei allerdings, dass die Stadt eine externe Kanzlei beauftragt habe. Dies sei aber nicht ungewöhnlich. „Die Stadt bedient sich bei Rechtsstreitigkeiten immer wieder der Unterstützung externer Anwaltskanzleien.“ Und zu ihrem persönlichen Verhältnis zu Friedrich sagt sie: „Wir arbeiten alle daran, dass die Eröffnung von Wahnfried ein Erfolg wird.“
Friedrich hatte in der Vergangenheit bereits eine Abmahnung bekommen, weil er in einer Mitarbeiterbesprechung laut geworden sein soll. In schriftlichen Aussagen bestätigen Mitarbeiter dies allerdings nicht.
Sven Friedrich ist seit 1993 Direktor des Richard-Wagner-Museums mit Nationalarchiv und Forschungsstätte der Richard-Wagner-Stiftung. Darüber hinaus leitet er das Franz-Liszt- und das Jean-Paul-Museums der Stadt Bayreuth. Wahnfried wurde in den vergangenen fünf Jahren für 20 Millionen Euro umgebaut, modernisiert und erweitert. Die Stadt zahlt davon rund sieben Millionen Euro.
Wiedereröffnung am 26. Juli
Überraschung zur Wiedereröffnung des Richard-Wagner-Museums: Die Festrede wird Nike Wagner halten. Sie wuchs in Haus Wahnfried auf. Nike Wagner ist Wieland Wagners Tochter, Enkelin von Siegfried Wagner und Urenkelin von Richard Wagner. Wiederholt hatte Nike Wagner scharfe Kritik an der Leitung der Bayreuther Festspiele geübt und selbst Ansprüche auf die Festspielleitung angemeldet. 1999 bewarb sie sich, 2008 noch einmal. Der Bayreuther Stiftungsrat entschied sich jeweils gegen sie.
Hintergrund: Die Wahnfried-Wirrungen
Fünf Jahre war das Richard-Wagner-Museum geschlossen, am 26. Juli wird es wieder eröffnet. In den fünf Jahren ist viel passiert. Gegen den Neubau, der das Museum erweiterte, hatte sich eine Bürgerinitiative formiert, die gegen das Fällen von Bäumen auf dem Wahnfried-Gelände protestierte. Die Eröffnung zum Wagner-Jubiläumsjahr 2013 platzte, sie verzögerte sich um zwei Jahre. Und: Aus den zunächst kalkulierten Kosten in Höhe von 12,1 Millionen Euro wurden zunächst 14,95 Millionen Euro. Die letzte Kalkulation lag dann bei knapp 20 Millionen. Im Oktober vergangenen Jahres entbrannte eine Diskussion darüber, wie es zu dieser Kostenexplosion kommen konnte. Vor Stadträten ließ damals der Architekt Per Pedersen vom Büro Staab Architekten, das das Projekt Wahnfried steuerte, die Bombe platzen: Der Betrag von 14,95 Millionen Euro sei politisch gewollt gewesen.
Haben die Verantwortlichen also die Erweiterung des Museums schöngerechnet? Michael Hohl, in dessen Amtszeit als Oberbürgermeister die Wahnfried-Entscheidung fiel, wies den Vorwurf zurück. „Dass es teurer werden würde, hat niemand gewusst. Ich nicht, der Architekt nicht und die Bauverwaltung nicht.“ Architekt Pedersen begründete die steigenden Kosten mit unvorhersehbaren Erschwernissen, Sonderwünschen des Stadtrats und über den Erwartungen liegenden Ausschreibungsergebnissen