Täterin wirft 80-Jähriger brennende Zigaretten ins Gesicht und schlägt sie Bayreuth: Unbekannte schlägt Seniorin nieder

Von Frank Schmälzle und Christophe Braun
Foto: dpa Foto: red

Eine unbekannte junge Frau hat am Sonntagabend eine 80-Jährige an der Bushaltestelle "Eibseestraße" auf dem Roten Hügel beschimpft, brennende Zigaretten auf sie geworfen und die Frau schließlich niedergeschlagen. Der Seniorenbeirat bezeichnet den Vorfall als einen "harten Rückschlag".

 
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Die Seniorin befand sich am Sonntag gegen 18 Uhr im Stadtbus, sie wollte zu ihrem Wohnsitz, einem Altenheim am Roten Hügel, zurückkehren. Nach Polizeiangaben kam es zum Angriff, als die 80-Jährige an der Haltestelle "Eibseestraße" ausstieg. Eine Jugendliche, die ebenfalls ausstieg, beschimpfte die ältere Frau zunächst. Unter anderem habe die Jugendliche die Seniorin als "Schlampe" bezeichnet, sagt Polizeisprecher Harald Stadter. Warum die junge Frau die Seniorin angriff, sei völlig unklar.

Nachdem der Bus fortgefahren war, schnipste die Jugendliche mehrere brennende Zigaretten auf die Frau. "Offensichtlich hat sie dabei auf das Gesicht gezielt", sagt der Polizeisprecher. Als die 80-Jährige weitergehen wollte, schlug die Täterin mehrfach mit ihrer schweren Handtasche auf die Frau ein, bis die Seniorin zu Boden fiel. Dabei erlitt die 80-Jährige leichte Prellungen und Abschürfungen. Anschließend ergriff die Schlägerin die Flucht. Die Seniorin musste sich zur ärztlichen Behandlung ins Klinikum begeben.

Nach Aussage der Seniorin war die Täterin in Begleitung zweier weiterer Jugendlicher, eines jungen Mannes und einer jungen Frau. Die 80-Jährige schätzt das Alter aller drei auf etwa 15 bis 17 Jahre. Die Haupttäterin sei etwa 1,70 Meter groß, "von molliger Statur" und "dunkler Hautfarbe" gewesen.

Der Busfahrer sei noch in der Nacht ermittelt worden, sagt Polizeisprecher Harald Stadter. "Er hat wohl den verbalen Streit mitbekommen, aber nicht, dass es dann noch eskaliert ist, sonst wäre er eingeschritten." Weitere Zeugen seien zurzeit nicht bekannt. Um Hinweise unter Telefon 0921/506-2130 wird gebeten.

An ähnliche Vorfälle von Gewalt gegen Ältere könne er sich nicht erinnern, sagt der Polizeisprecher. Im vorliegenden Fall hätten die Ermittler bereits einen Verdacht. "Wir haben die eine oder andere Person im Visier, die aufgrund der Personenbeschreibung und des Tatorts in Frage kommen könnte". In den kommenden Tagen sollen weitere Vernehmungen stattfinden. Außerdem sollen der Seniorin Verdächtigenfotos vorgelegt werden.

Heimleitung wusste von nichts

"Wir haben erst am Tag danach von der Polizei erfahren, dass eine Bewohnerin unseres Hauses attackiert worden ist", sagt Frieda Tench, Leiterin des Seniorenzentrums am Bodenseering. "Viel helfen konnten wir leider nicht." Am Sonntagabend sei niemand von der Heimleitung im Haus gewesen, die Bewohner hätten sich zum Abendessen versammelt, Überwachungskameras gibt es nicht. Von Unruhe oder gar Angst sei in dem Heim nichts zu spüren. "Viele haben den Vorfall wohl bisher gar nicht mitbekommen."

Helmut Ipfelkofer ist geschockt. So viel Aggression gegen Senioren – das gab es in Bayreuth lange nicht mehr, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Seniorenbeirats und ehemalige Polizist. "Wir hatten gerade in letzte Zeit das Gefühl, dass es besser geworden ist. Der Vorfall jetzt ist ein harter Rückschlag." In den vergangenen Jahren seien Senioren immer wieder Opfer von Betrügern geworden, die mit dem Enkel- oder dem Wassertrick um Geld oder Wertgegenstände gebracht worden waren. Dabei rufen Betrüger Senioren an, geben sich als nahe Verwandte aus, berichten von plötzlicher Geldnot und kündigen an, dass gleich jemand kommen werde, der das Geld in Empfang nimmt. Oder an der Haustür tauchen Betrüger auf, die sich unter dem Vorwand, nur ein Glas Wasser haben zu wollen, Zugang zur Wohnung verschaffen und dort dann stehlen. Wie man sich wehren kann? "Niemand, den man nicht kennt in die Wohnung lassen oder Geld geben", sagt  Ipfelkofer, der über 40 Jahre lang Polizeibeamter war und noch immer Vorträge für die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle hält.

Was hilft, wenn Senioren auf offener Straße angegriffen werden? Drei Dinge: Die Polizei unter der Telefonnummer 110 alarmieren, sagt Ipfelkofer. Laut um Hilfe rufen, "denn das schlägt Täter gar nicht so selten in die Flucht". Und wann immer es möglich ist, Zeugen ansprechen und um Hilfe bitten. Von einem rät Ipfelkofer ab: Pfefferspray. Das sei gefährlich, weil man im Umgang damit geübt sein muss. Und weil die Situation dann eskalieren könnte.

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