Heimleitung wusste von nichts
"Wir haben erst am Tag danach von der Polizei erfahren, dass eine Bewohnerin unseres Hauses attackiert worden ist", sagt Frieda Tench, Leiterin des Seniorenzentrums am Bodenseering. "Viel helfen konnten wir leider nicht." Am Sonntagabend sei niemand von der Heimleitung im Haus gewesen, die Bewohner hätten sich zum Abendessen versammelt, Überwachungskameras gibt es nicht. Von Unruhe oder gar Angst sei in dem Heim nichts zu spüren. "Viele haben den Vorfall wohl bisher gar nicht mitbekommen."
Helmut Ipfelkofer ist geschockt. So viel Aggression gegen Senioren – das gab es in Bayreuth lange nicht mehr, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Seniorenbeirats und ehemalige Polizist. "Wir hatten gerade in letzte Zeit das Gefühl, dass es besser geworden ist. Der Vorfall jetzt ist ein harter Rückschlag." In den vergangenen Jahren seien Senioren immer wieder Opfer von Betrügern geworden, die mit dem Enkel- oder dem Wassertrick um Geld oder Wertgegenstände gebracht worden waren. Dabei rufen Betrüger Senioren an, geben sich als nahe Verwandte aus, berichten von plötzlicher Geldnot und kündigen an, dass gleich jemand kommen werde, der das Geld in Empfang nimmt. Oder an der Haustür tauchen Betrüger auf, die sich unter dem Vorwand, nur ein Glas Wasser haben zu wollen, Zugang zur Wohnung verschaffen und dort dann stehlen. Wie man sich wehren kann? "Niemand, den man nicht kennt in die Wohnung lassen oder Geld geben", sagt Ipfelkofer, der über 40 Jahre lang Polizeibeamter war und noch immer Vorträge für die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle hält.
Was hilft, wenn Senioren auf offener Straße angegriffen werden? Drei Dinge: Die Polizei unter der Telefonnummer 110 alarmieren, sagt Ipfelkofer. Laut um Hilfe rufen, "denn das schlägt Täter gar nicht so selten in die Flucht". Und wann immer es möglich ist, Zeugen ansprechen und um Hilfe bitten. Von einem rät Ipfelkofer ab: Pfefferspray. Das sei gefährlich, weil man im Umgang damit geübt sein muss. Und weil die Situation dann eskalieren könnte.