Gebäude an der Kanalstraße soll Bürgerzentrum werden Bayreuth: Stadt will Schlossgalerie kaufen

Von Frank Schmälzle
Der Energiekonzern Eon will die Schlossgalerie verkaufen. Und die Stadt Bayreuth hat großes Interesse. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Spannung in der Verwaltung und im Stadtrat: Die Stadt will die Schlossgalerie haben. Am Freitag endet ein Bieterverfahren, mit dem der Eigentümer des Gebäudes an den Schlossterrassen, die Energiekonzern Eon, mögliche Interessenten zu Kaufangeboten aufgefordert hatte. Für die Stadt wäre das Haus eine Alternative zum jetzigen Rathaus II. Aber bekommt die Stadt den Zuschlag?

 
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Der Druck ist groß. Seit Jahren befindet sich das Rathaus II an der Dr.-Franz-Straße in einem üblen Zustand. Undichte Fenster, ungeeignete Büros, zu weit weg vom Rathaus am Luitpoldplatz. Ein Neubau auf dem Parkplatz am Rathaus I war im Gespräch, auch das Gebäude der Graserschule galt als mögliche Alternative.

Die Chance in der Innenstadt

Zuletzt aber hieß es: Die Stadt hat die Chance, eine Immobilie in der Innenstadt, in unmittelbarer Nähe zum Rathaus, zu kaufen. Mehr wollte niemand verraten. Nach Kurier-Recherchen handelt es sich um die Schlossgalerie. Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl bestätigte dies auf Anfrage. Über die Höhe des Gebots, das die Stadt abgegeben hat, wollte Striedl im noch laufenden Verfahren nichts sagen. Derzeit arbeiten etwa 140 Mitarbeiter auf knapp 2000 Quadratmetern Fläche im Rathaus II an der Dr.-Franz-Straße. Die Schlossgalerie, deren Bau Mitte 1996 begann und die 1998 fertiggestellt wurde, ist 1800 Quadratmeter groß. „Rechnerisch würde das passen“, sagt Striedl.

Die Verwaltung wird umgekrempelt

Sollte die Stadt den Zuschlag bekommen, stünde der Verwaltung nicht einfach nur ein Umzug vom Rathaus II in die Schlossgalerie bevor. Ein Konzept, das das Hochbauamtes entwickelt hat, sieht eine räumliche Neuordnung der Verwaltung vor. Die Schlossgalerie mit ihren offenen Flächen soll zu einem Bürgerzentrum werden. Dienststellen mit viel Publikumsverkehr könnten Raum in der Schlossgalerie finden. Das Gebäude an der Kanalstraße verfügt zugleich über eine Tiefgarage mit knapp 100 Stellplätzen. Das Rathaus I am Luitpoldplatz soll dann vorwiegend für technische und verwalterische Dienststellen genutzt werden.

Oberbürgermeisterin: Eine Lösung für zwei Probleme

„Die Stadt und auch ich persönlich haben großes Interesse an der Schlossgalerie“, sagt Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Wenn die Verwaltung in das Gebäude einzieht, sei eine dauerhafte Nutzung für das derzeit in Teilen leerstehende Haus gewährleistet. Für die Stadt wäre das drängende Raumproblem der Verwaltung gelöst. Merk-Erbe rechnet für die kommende Woche mit einem Signal von Eon.

Wenn nötig, legt die Stadt noch nach

Ein Sprecher des Energiekonzerns bestätigte die Verkaufsabsichten des Unternehmens. Fragen nach anderen Bewerbern und dem Zeitpunkt einer Entscheidung ließ er unbeantwortet. Nach Kurier-Informationen will die Stadt nachverhandeln, sollte sie nicht auf Anhieb den Zuschlag bekommen. Die Verwaltung hatte den Wert der Schlossgalerie ermitteln lassen und ein Angebot abgegeben. Dieses Angebot werde man notwendigenfalls aufbessern, hieß es.

Viele Interessenten für die Schlossgalerie

Im Erdgeschoss der Schlossgalerie hat das Unternehmen 2 F seine Ausstellungsfläche. Siegbert Feilner ist Geschäftsführer der Firma, die unter anderem Büros und Pflegeeinrichtungen mit Möbeln ausstattet. Er sagt: Die Stadt ist nicht die einzige Interessentin für die Schlossgalerie. „Ich habe eine ganze Reihe von möglichen Käufern durch das Haus gehen sehen.“ Auf drei Etagen stehen laut Feilner Büros leer. Für die Stadtverwaltung und die Bürger, sagt der Unternehmer, wäre ein Rathaus in der Schlossgalerie eine gute Lösung. Eine gute Lösung auch für ihn selbst? Feilner hat einen befristeten Mietvertrag und hofft, dass die Stadt einem gut gehenden und solventen Unternehmen nicht den Stuhl vor die Tür stellen wird. „Wir zahlen ja jedes Jahr Gewerbesteuer. Und nicht gerade wenig.“ 2 F hat seine Niederlassung seit zwölf Jahren in der Schlossgalerie.

INFO: Eon ist mit 24,9 Prozent an der Stadtwerke-Gesellschaft für Energie und Wasser beteiligt. Hauptgesellschafter des Stadtwerke-Konzerns ist die Stadt Bayreuth.

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