Die Resonanz der deutschen Schüler ist positiv. "Ich finde die Ausstellung gut, weil es eine Hemmschwelle gibt", sagt Melissa (18). "Man hört viel Schlechtes über Flüchtlinge." Über die beiden, mit denen sie heute zu tun hatte, sagt sie: "Sie sind voll freundlich, sprechen gut Deutsch und wir haben viel Spaß gemacht." Sophia (19) hat erfahren, dass nicht alles so ist wie auf den Fotos. "Auf dem Bild waren in einem Klassenzimmer 70 Schüler - aber er hat erzählt, dass es bei ihm um die 20 Leute in einer Klasse waren." Was können wir tun?, wollen mehrere Schülerinnen wissen. "Wenn ihr in einem Verein seid, nehmt sie einfach mal mit", sagt Lehrerin Christine Benker. "Und sie brauchen dringend Nachhilfe in Mathe."
Schule will Berührungsängste abbauen - und hat erste Erfolge
"Wir wollten Berührungsängste abbauen", sagt Schulleiter Grünewald. Die gab es durchaus, sagt Lehrerin Lisa Gebelein. Sie erinnert sich an eine Schülerin, die sich vorher nicht näher als zehn Meter an die Flüchtlinge heranwagen wollte und am liebsten nicht in die Ausstellung gegangen wäre. "Wenn dir jemand etwas tut, schrei einfach, ich bin da", sagte Gebelein.
Danach sei die Schülerin zu ihr gekommen. "Die sind ja gar nicht so schlimm." Nach gut zwei Wochen Ausstellung grüßen sich nun Schüler, die sich vorher nicht kannten, frühstücken gemeinsam. Und die Schule will Patenschaften zwischen deutschen Schülern und Schülern der Flüchtlingsklasse organisieren. Die Idee kam von den Schülern.
Auch die Lehrer lernen dazu
Auch die Lehrer haben im Umgang mit den Flüchtlungen einiges gelernt, vor allem, flexibel zu sein. Auf dem Stundenplan der Flüchtlinge stehen zum Beispiel auch Gesundheits- und Hygieneerziehung. Nach dem korrekten Händewaschen bringt Lehrerin Lisa Gebelein jetzt Fahrradfahren und Verkehrsregeln bei, weil immer wieder Schüler mit Verletzungen in den Unterricht kamen. Verpflastern haben sie schon geübt, jetzt ist das Programm für den Fahrradwimpel dran. Deutschlehrer Roland Braun bildet sich im Unterrichten Deutsch als Fremdsprache weiter und beschäftigt sich mit den Hintergründen seiner Schüler. "Sie sind so wissensdurstig", sagt er.
Info: Derzeit gibt es an der Berufschule II zwei zweijährige Berufsintegrationsklassen. Die erste startete im September 2015 - sie hat die Ausstellung gestaltet, die zweite im Februar 2016. Im ersten Jahr geht es vor allem um Deutschlernen, im zweiten um Berufsvorbereitung. In beiden sind jeweils um die 16 Schüler, die zwischen 16 und 21 Jahre alt sind, also berufschulpflichtig sind. Die meisten stammen aus Afrika. Für den Deutschunterricht arbeitet die Schule mit der VhS zusammen.