Gestern feierte das Paar das seltene Fest der Gnadenhochzeit Bayreuth: Ingeborg und Max Grüner sind seit 70 Jahren verheiratet

"Man kann nicht mit jedem so lange zusammen leben, aber mit ihm hat es geklappt", sagt Ingeborg Grüner über ihren Mann. Foto: Harbach Foto: red

Schnell ist es gegangen. Vor über sieben Jahrzehnten haben sich Ingeborg und Max Grüner in Heidelberg kennen gelernt. „So lange wie viele junge Paare heute haben wir nicht gewartet“, erklärt die 92-Jährige. Sie kannten sich nicht länger als ein Jahr, da läuteten die Hochzeitsglocken in Mannheim, dem Heimatort Ingeborg Grüners. Gestern feierte das Ehepaar im Pflegeheim Altstadtpark des Roten Kreuzes in Bayreuth Gnadenhochzeit.

 
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1943 war für Millionen von Menschen ein fürchterliches Jahr: Im Warschauer Ghetto erhoben sich die Gefangenen gegen ihre Unterdrücker. In Stalingrad wurde die 6. Armee der deutschen Wehrmacht vernichtet. Im romantischen Heidelberg hingegen fanden zwei Medizinstudenten zusammen. Ingeborg Grüner beendete im Gegensatz zu ihrem Mann das Studium nicht. „Für die Leute auf dem Land war ich durch den Berufs meines Mannes trotzdem die Frau Doktor“, erklärt sie mit einem Lächeln.

Die Studienzeit ist lange vorbei, die Liebe blieb bis heute. Auch das Heidelberger Café, in dem Ingeborg und Max Grüner von einer Kommilitonin einander vorgestellt wurden, gibt es immer noch.

Anfang der 1950er-Jahre zogen die Grüners dann nach Bayreuth. Max Grüner, gebürtiger Bayreuther, fand eine Anstellung in Eschenbach in der Oberpfalz. Dort arbeitete der Allgemeinmediziner als Gutachter beim Versorgungsamt. Ingeborg Grüner führte den Haushalt und zog die beiden gemeinsamen Söhne groß.

Worin besteht das Geheimnis ihrer langen Ehe? „Meine Frau ist nicht streitsüchtig“, sagt der 95-Jährige und blickt seine Ingeborg liebevoll an. „Wir hatten nie eine große Krise, haben beide mal nachgegeben“, ergänzt Ingeborg Grüner. „Er war ein schöner Mann und ist es heute noch“, sagt sie und zwinkert ihrem Ehemann zu.

Kein großes Fest

Beide sind noch fit - geistig und körperlich. „Der Rollator ist eine der besten Erfindungen der vergangenen Jahre“, sagt Ingeborg Grüner und lächelt verschmitzt. Die Gehhilfe schenkt ihr Mobilität, gerne kurvt die 92-Jährige damit über die Flure des Altstadtparks. Max Grüner mag es dagegen etwas ruhiger. „Unserer Ehe hat seine ausgeglichene Art gut getan“, sagt seine Frau.

In seiner Freizeit hat das Paar häufig Konzerte besucht. Max Grüner hat bis vor wenigen Jahren selbst Klavier gespielt. Ingeborg Grüner mag Handarbeiten, liest gerne und hat früher viel im Garten gearbeitet. Bis zum März haben sie in ihrem eigenen Haus in Bayreuth gewohnt. Ingeborg Grüner hat Wert darauf gelegt, ihren Mann regelmäßig zu bekochen.

Ein großes Fest gibt es anlässlich des 70. Hochzeitstages nicht. Gestern Nachmittag gab es ein Beisammensein mit der Familie, zu der auch vier Enkel gehören. „Wir haben nie groß gefeiert, höchstens ein Glas Wein mit Freunden getrunken“, berichtet Ingeborg Grüner über die vergangenen 69 Hochzeitstage. Jungen Paaren raten sie: Habt Geduld miteinander und legt nicht jedes Wort auf die Goldwaage!

isa

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