50 Megawatt an einem Abend: Earth Hour soll zum Strom sparen mahnen Bayreuth macht das Licht aus

Von Norbert Heimbeck
Während der Earth Hour wird in Bayreuth unter anderem die Beleuchtung der Gontardhäuser an den Schlossterrassen abgeschaltet. Foto: Harbach Foto: red

50 Megawatt Strom verbraucht Bayreuth an einem ganz gewöhnlichen Samstagabend. 50 MW - das bedeutet, 17 Windräder wie im Lindenhardter Forst müssten Strom produzieren, um das Stadtgebiet eine Stunde lang zu versorgen. Mit der Earth Hour mahnen Städte in aller Welt zum Stromsparen. Auch Bayreuth macht an diesem Samstag ab 20.30 Uhr das Licht aus.

 
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Die Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) hatte im Jahr 2007 in Australien zum ersten Mal eine "Stunde für die Erde" ausgerufen. 2014 hatten bereits über 7000 Städte in rund 160 Ländern teilgenommen. Eine Stunde lang schalten heute die teilnehmenden Kommunen die Beleuchtung von Sehenswürdigkeiten und Denkmälern ab. Damit wollen sie auf den zunehmenden Stromverbrauch hinweisen.

Festspielhaus, Opernhaus und Schlosskirche im Dunkeln

In Bayreuth werden das Festspielhaus, das Markgräfliche Opernhaus, die Stadtkirche, die Schlosskirche, die Gontardhäuser oberhalb der Schlossterrassen und das Alte Schloss verdunkelt. Aus dem Rathaus heißt es, pro Jahr zahle die Stadt rund 7000 Euro für die Beleuchtung dieser und anderer Sehenswürdigkeiten.

Wie viel Strom während dieser dunklen Stunde gespart werden kann? Jan Koch, Pressesprecher der Stadtwerke, sagt, das sei nicht pauschal zu sagen: "Wir wissen ja nicht, wer schon Energiesparlampen benutzt und wer noch mit den alten 100-Watt-Birnen beleuchtet." Und dann gibt es ja noch viele andere Stromverbraucher in den Haushalten.

50 Megawatt Stromberbrauch an einem Samstag in Bayreuth

Um die 50 Megawatt Stromverbrauch vom vergangenen Samstag (20. März) zu ermitteln, haben die Stadtwerke den sogenannten Lastgang analysiert. Diese Messung zeigt an, wie viel Strom gerade verbraucht wird. Zuletzt waren solche Messungen während der Sonnenfinsternis sorgfältig beobachtet worden.

Koch: "Bayreuth hat ungefähr 35.000 Haushalte. Wenn davon zehn Prozent die Earth Hour unterstützen, ergibt sich bei einem geschätzten individuellen Verbrauch von etwa 150 Watt rund ein Prozent des Gesamtverbrauchs. Daher erwarten wir keinerlei Auswirkungen auf die Stabilität unseres Netzes."

Menschen sollen über ihren CO2-Fußabdruck nachdenken

Das ist auch der Ansatzpunkt der Kritiker. Wenn der Stromverbrauch für die Beleuchtung so gering ist, was soll die Aktion dann nützen? Koch erklärt: "Die Earth Hour ist in die Zukunft gerichtet. Die Menschen sollen dazu gebracht werden, über ihren CO2-Fußabdruck nachzudenken. Es ist entscheidend, dass das schlechte Gewissen in den Alltag einzieht und man dann sein Verhalten ändert. Zum Beispiel sein Haus dämmen lässt oder weniger Plastik kauft."

Peter Ille vom Bund Naturschutz ergänzt: "Licht ist in der Liste der Stromverbraucher nicht so weit vorne. Trotzdem halte ich die Earth Hur für sinnvoll, und es ist gut, dass die Stadt Bayreuth mitmacht. Die Aktion ist ein Symbol, das die Menschen zum Nachdenken bringen soll."

Auch Stadtwerke-Chef Jürgen Bayer setzt auf die Symbolwirkung der Aktion: „Uns ist klar, dass die Earth Hour allein den Klimawandel nicht stoppen wird. Aber sie schärft unser Auge dafür, dass wir mit unseren Ressourcen schonend umgehen müssen“, sagt er. „Energiesparen ist gut“, betont Bayer, „allerdings müssen wir auch darauf achten, dass bei der Energieerzeugung möglichst wenige Treibhausgase freigesetzt werden.“ Dies sei keine leichte Aufgabe.

Energiewende ist in Bayreuth angekommen

Doch das Jahr 2014 habe gezeigt, dass die Energiewende in Bayreuth angekommen sei. Im vergangenen Jahr haben sich die Stadtwerke am Windpark im Lindenhardter Forst beteiligt, der mit seinen vier Windkraftanlagen rund 8000 Haushalte mit Strom versorgen kann. Ebenfalls im Jahr 2014 investierte das Unternehmen in ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk in der Kolpingstraße, das bis zu 1700 Haushalte mit Ökostrom und 200 weitere mit Wärme versorgt.

INFO: Um 20.30 Uhr soll nach dem Plan des WWF am 28. März in Deutschland das Licht ausgehen. Auch die Bayreuther Stadtwerke machen mit: Die Beleuchtung der Logos an der Zentralen Omnibus-Haltestelle (ZOH) und in der Birkenstraße werden für das ganze Wochenende komplett abgeschaltet. Wer die Aktion unterstützen möchte, schaltet ab 20.30 Uhr für 60 Minuten das Licht aus. Weitere Informationen unter www.earthhour.wwf.de.

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