Archäologische Grabung in der Opernstraße: Die Geschichte der Stadt Bayreuth hat wieder ein paar Seiten mehr bekommen Grabungen: Kanäle, Kloake und Kühlgrube

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In der Opernstraße konnte bei der Grabung entlang der Gasleitung das Buch der Geschichte einige Seiten weiter aufgeblättert werden. Foto: Eric Waha Foto: red

Die archäologische Grabung in der Opernstraße steht kurz vor ihrem Abschluss. In zwei Drittel der möglichen Zeit haben die Archäologen um Hartmut Endres einen rund 45 Meter langen Schnitt entlang der Gasleitung gemacht. Dieser Schnitt hatte es in sich: Vor den Archäologen liegt zum Teil unbekannte Geschichte. Geschichte von einer Vorstadt, wohl einer Handwerkersiedlung, vor den Mauern Bayreuths.

 
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Hartmut Endres hält sich bei der Verwendung von Superlativen zurück. Aber die Freude ist ihm anzumerken. Nicht nur darüber, dass sie schneller fertig waren als geplant im Vorfeld der Sanierung der Opernstraße. Sondern vor allem deshalb, weil die 45 Meter lange Öffnung in der Opernstraße aus Sicht der Archäologen erfolgreich war.

"Dass die Grabung so erfolgreich werden würde, war nicht abzusehen", sagt Endres. "Aber es scheint, dass die Stadtgeschichte um- und fortgeschrieben werden muss." Im zweiten und dritten Abschnitt fanden die Archäologen "einen Vorratskeller und eine Kühlgrube, die in den Felsen geschlagen und mit Brettern ausgekleidet war, damit man Lebensmittel kühlen konnte", wie Endres im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Zudem stieß man auf eine Art Kloake  und verschiedene Abfallgruben. Spannend: "Wir haben Keramik gefunden, die aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammt." Das bedeutet: "Wir konnten hier eine Vorstadtsiedlung greifen, von der wir zu der Zeit keine Kenntnis hatten. Weder archäologisch, noch historisch." 

Fachwerk- und Steinhäuser vor den Bayreuther Mauern

Endres sagt: "Für alle Kritiker: Man weiß aus der Vogelschau, die allerdings im 17. Jahrhundert entstanden ist, dass es in Bayreuth wohl eine Vorstadtsiedlung gegeben haben muss. Aber wir wissen jetzt, was da gestanden hat." Das sei durchaus aufschlussreich für die Entwicklung einer so großen Stadt wie Bayreuth. Es standen dort vor den Mauern Bayreuths offenbar Fachwerkhäuser und Steinhäuser.

Beim vierten Abschnitt der Grabung vor Opernhaus und Sparkasse, der jetzt zu Ende geht, fanden die Archäologen zwei Kanalsysteme. Eines, das deutlich älter ist. "Und einen typischen Barockkanal im Stil des Tappertsystems", wie Endres sagt. Kurz vor Ende der Grabung wurden noch Reste eines Sandsteingebäudes aus dem Erdreich freigelegt. "Ein Gebäude, das vor dem Bau des Opernhauses gestanden haben muss", sagt Endres. Das allerdings auch erst nach dem Ende der niedergebrannten Handwerkersiedlung errichtet worden war. Also nach 1430, als die Hussiten bei ihrem Sturm auf die Stadt auch der Handwerkersiedlung ein Ende setzten.  

Norbert Hübsch, Geschäftsführer des Historischen Vereins für Oberfranken, nennt das, "was aus den 45 Metern in der Opernstraße herausgeholt worden ist", einen "völlig neuen Aspekt der Stadtgeschichte". Man sehe, sagt Hünbsch, "dass die Baulinien ganz andere waren als wir sie heute sehen. Das war keine prächtige Opernstraße, hier waren wohl kleine, enge Gassen".

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