Das Grauen bekommt Namen
Eines der wichtigsten Stücke: ein Informations-Terminal, an dem per Touchscreen das Grauen Namen bekommt. Etwa 215 Namen haben die Museumsmacher zusammengetragen, Namen von Menschen, die die Nazizeit nicht überlebten. Von den rund 40 jüdischen Geschäften in Bayreuth 1933 existierten drei Jahre später nur noch fünf. Die verbliebenen 59 Juden wurden nach Riga oder Theresienstadt exportiert – nur vier überlebten. Hier ist auch nachzulesen, wie dreckig es den Arbeiterinnen aus dem Osten ging, die in der Neuen Spinnerei schufteten. Diese Frauen lebten unter unwürdigsten Umständen, zwischen 1943 und 45 starben dort 30 Kinder an Hunger oder wegen einer sonst harmlosen Erkältung.
"Kanzelmissbrauch"
Dass es aber auch den Widerstand in Bayreuth gab – nicht nur Oswald Merz - , machen die anderen Schautafeln deutlich. Der SPD-Reichstagsabgeordneten Friedrich Puchta beispielsweise, er starb im Mai 1945 an den Folgen der Quälerei im KZ Dachau. Oder der Creußener Pfarrer Ernst Rohmer: Ihm wurde „Kanzelmissbrauch“ vorgeworfen.
Dokumente ins Museum
Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe: „Erst spät, bis in die 1980er Jahre hinein, setzte sich durch, dass nicht nur Kunstobjekte in ein Museum gehören, es dauerte, bis man den dokumentatorischen Wert von Zeitdokumenten erkannte.“ Das Historische Museum und der Museumsverein habe so viele Dokumente zusammengetragen, „dass man daraus eine Dauerausstellung machen könnte – wenn wir denn den Platz dafür hätten“.
Wer meckert, hat Recht
Doch zunächst sei sie mit dem Anfang, der jetzt gemacht wurde, zufrieden. Thematisch schließt der Raum an das Modell vom Gauforum Bayreuth, gebildet vom Stadthallen-Architekt Hans Reissinger, an die NS-Ausstellung an. Museumsleiterin Sylvia Habermann allerdings freute sich „nicht sonderlich“, sagte sie, ob des geringen Platzes. „Wir könnten drei bis vier Räume füllen und das Interesse an einer Ausstellung über die Zeit des Nationalsozialsmus‘ ist sehr groß.“ Wer nach dem Ausstellungsbesuch meckere, „hat Recht, aber wir können es nicht ändern“.
Mehr Platz in der Kämmereigasse 9 1/2
Wobei in der Ausstellung bereits der Weg raus aus dem Platzproblem beschrieben wird: die Kämmereigasse 9 ½. Ein Gang könnte das Museum und das arg marode Haus nach dessen Instandsetzung verbinden, im Erdgeschoss wäre genug Platz, um weitere Preziosen zu zeigen. Das Thema wird in einem der nächsten Kulturausschüsse behandelt, sagte Kulturreferent Fabian Kern.
Große Spende vom Verein
Einen würde das besonders freuen: Klaus Bayerlein. Er hat bis 2016 den Museumsverein 20 Jahre lang geführt. Der Verein hat mit einer großen Spenden - so die OB - die Ausstellung möglich gemacht. Und er wurde 1936 geboren, ist also Zeitzeuge. Er begrüße die Ausstellung jedes Dokumentes, „auf dass es nicht verloren geht“. Er erinnerte sich: „Dass wir weitergespielt haben, wenn die Bomber über uns flogen, war ganz normal.“
750 Bayreuther starben
Lange Zeit fiel keine Bombe. Dann kamen die Tage vom 5., 8. und 11. April 1945. Im Bombenhagel wurden 750 Menschen in Bayreuth getötet.
Bomben-Chronik im Stützbalken
Noch ein bemerkenswertes Ausstellungsstück: Was auf den drei gezeigten Stützbalken eingekritzelt ist, sieht im ersten Moment aus wie die Größenmesslatte für ein Kind am Türblatt. Bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen, dass jemand akribisch Buch geführt hat – über die Fliegeralarme, die ihn in einen Keller trieben. Dicht beschrieben mit Datum, genauer Zeitangabe, wie lange er im Keller saß und ob es Abwürfe oder keine gegeben hatte. Auch ein beklemmendes Stück Zeitgeschichte.