Menschenkette in der Innenstadt Bayreuth ist Charlie: Hunderte demonstrieren gegen Fremdenhass

Von Christophe Braun

Rund 750 Menschen haben am Montagabend in der Bayreuther Innenstadt der Opfer der Terroranschläge in Frankreich gedacht. Auch in anderen Städten fanden Kundgebungen gegen Fremdenhass statt. In Dresden marschierten zeitgleich erneut die Pegida-Anhänger.

 
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„Jeder, dem Demokratie und Freiheit nicht gleichgültig sind, muss kommen!“, erklärte Fritz Miosga. Der 79-Jährige war einer von Hunderten, die sich am Montagabend vor der Spitalkirche versammelten. Gemeinsam bildeten sie eine Menschenkette, die von der Kirche bis kurz vor das Finanzamt reichte. Viele hatten Plakate dabei, auf die sie Solidaritätsbekundungen wie „Je suis Charlie“ oder „Refugees welcome“ (Flüchtlinge willkommen) geschrieben hatten. Zu der Mahnwache in Bayreuth hatten die türkisch-islamische Gemeinde, die deutsch-türkische Gesellschaft, der Verein Bunt statt Braun und das Bündnis Kunterbunt aufgerufen.

„Es ist an der Zeit, dass in Bayreuth etwas passiert“, sagt Stefanie Ketterer von Bunt statt Braun. „Im Moment kommt so viel zusammen: die Anschläge in Frankreich, die Pegida-Bewegung, die Diskussion um den Islamwissenschaftler Hans-Thomas Tillschneider. Der heutige Abend ist wichtig, um zu zeigen, dass hier für fremdenfeindliches Gedankengut kein Platz ist.“

Ali Tas, der Vorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde, stimmt zu: „Wir wollen zeigen, dass wir zusammenhalten.“ Terroristen hätten kein Land, keine Religion – „die haben nichts.“

30.000 bei Anti-Pegida-Demo in Leipzig

Auch in anderen Städten versammelten sich Menschen zu Solidaritätskundgebungen. In Leipzig stellten sich am Montagabend rund 30 000 Menschen dem Aufmarsch des Pegida-Ablegers Legida entgegen. In München nahmen rund 20 000 Menschen an einer Demonstration unter dem Motto „München ist bunt“ teil. Wie in anderen Großstädten gedachten sie auch der Opfer der Terrorattacken in Paris.

Am gestrigen Abend traten aber auch Islamfeinde öffentlich in Erscheinung. In Dresden kamen Tausende Anhänger der islamfeindlichen Pegida zu einem „Trauermarsch“ für die Opfer der Terroranschläge in Frankreich zusammen. Trotz des Aufrufs, mit Blick auf die Terroropfer von Paris mit Trauerflor aufzumarschieren, waren nur wenige Deutschlandfahnen mit schwarzen Bändern zu sehen.

Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CSU) hatte festgelegt, dass die Beleuchtung des Rathauses sowie der Festung Marienberg während der Demo des „Pegida“-Ablegers „Wügida“ ausgeschaltet wird.

Der Spitzenkandidat der Alternative für Deutschland (AfD) für die Hamburger Bürgerschaftswahl, Jörn Kruse, ist wegen einer Äußerung zu den Terrorattacken von Paris scharf kritisiert worden. Er hatte wörtlich gesagt: „Ich habe die große Befürchtung immer gehabt, dass etwas Furchtbares irgendwo bei uns hier, und Paris ist für mich genauso wie Hamburg, gehört zur gleichen Wertegemeinschaft, passieren würde, und leider ist es viel früher passiert, als ich gehofft habe oder als ich erwartet hatte. Ich habe gehofft, es würde an uns vorübergehen.“ Ein AfD-Sprecher sagte: „Das war ein einfacher Versprecher.“

Mit Material von dpa

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