Verhaftung im "Tucher-Stübl"
Merz zieht nach seiner Freilassung nach Frankfurt, besucht noch zweimal Mitglieder seines ehemaligen Arbeiter-Sängervereins in Bayreuth. Darauf haben die Machthaber gewartet. Im „Tucher-Stübl“ in der Hammerstatt werden im Oktober 1937 Merz und seine Bayreuther Sangesbrüder verhaftet. Zwar wissen die Behörden vermutlich genau, dass die Runde kaum als Verschwörung zu betrachten ist, doch die NS-Schergen setzen den Gefangenen brutal zu. Sie wollen alles zerschlagen, was an die Sozialdemokratie erinnert.
Rehabilitierung...
Merz wird zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt und danach ins Konzentrationslager eingewiesen. 1945 befreien ihn die Amerikaner. Doch da ist Merz von der langen Haft so gezeichnet, dass er schwer erkrankt. Eine letzte Genugtuung erlebt er noch – seine Rehabilitation als Beamter. Merz wird ins Kultusministerium berufen, und er soll Leiter der Lehrerbildungsanstalt in Bayreuth werden. Dazu kommt es nicht mehr. Bereits am 18. Mai 1946 stirbt Oswald Merz.
...aber keine Wiedergutmachung
Der Bayreuther Stadtrat und Landtagsabgeordnete Christoph Rabenstein hat bei der Ausstellung mitgewirkt, die in den kommenden Wochen im ersten Stock im Rathaus zu sehen sein wird. Er hat sich intensiv mit dem Leben und Wirken Merz' beschäftigt. Und empfindet es als einen „Skandal“, wie der Freistaat mit Merz umging. „Ein halbes Jahr musste er auf seine Rehabilitierung warten, er lebte verbittert unter erbärmlichen Umständen in Augsburg“, sagt Rabenstein. „Seine Frau und sein Sohn bemühten sich nach seinem Tode um Wiedergutmachung. Sie mussten bis 1960 warten, bis sie einen Bescheid bekamen: Eine Wiedergutmachung könne nicht bewilligt werden, weil nicht erwiesen sei, dass Merz an den Folgen der KZ-Haft verstorben sei. Dabei war es ein Wunder, dass er diese sieben Jahre überhaupt überlebt hat.“
Kleidung aus Flossenbürg
Besonders schlimm war die Haft in Flossenbürg, wo die Gefangenen unter grässlichen Umständen Granit brechen mussten. „Die starben wie die Fliegen“, sagt Rabenstein. Der Anzug, den Merz dort trug, ist in der Ausstellung zu sehen, die an Oswald Merz erinnert. Wo er danach hinkommt? „Der richtige Platz wäre das Historische Museum“, sagt die Leiterin Sylvia Habermann. „Aber leider verfügen wir nicht über ausreichend Platz.“
INFO: Die Feierstunde mit einem Vortrag von Christoph Rabenstein beginnt um 18 Uhr im Großen Sitzungssaal des Rathauses.