Die zweite Ablehnung Bayreuth: der ewige Streit um den Ruhewald

Von Frank Schmälzle
Kein einziger kommunaler Ruhewald schreibt rote Zahlen, erklären die Befürworter. Deshalb sagen sie auch nach dem jüngsten Tiefschlag: "Wir machen weiter." Foto: Köpplinger Foto: red

Das war ein Tiefschlag. Aber der Verein Ruhewald lässt sich nicht entmutigen. „Wir machen weiter“, sagt Maria Hebart-Herrmann. Denn Bayreuth, davon ist die Stadträtin, die im Vorstand des Vereins mitarbeitet, fest überzeugt, braucht einen Ruhewald. Die Befürworter des Ruhewalds sind im Stadtrat mit der denkbar knappsten Mehrheit gescheitert.

 
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Knapper kann es nicht ausgehen. 42 Stadträte sind im Sitzungssaal, als das Gremium über den Ruhewald abstimmt. Genauer: über einen Antrag von zwölf Stadträten der BG, der CSU, der SPD und der DU. Die Stadt soll die Trägerschaft für einen Ruhewald an der Hohen Warte übernehmen. Nur dann sind die Bayerischen Staatsforsten bereit, ein Stück Wald zur Verfügung zu stellen. 42 Stadträte sind im Sitzungssaal. 21 dafür, 21 dagegen. Bei Stimmengleichheit ist ein Antrag abgelehnt. Ein Tiefschlag für die Befürworter des Ruhewalds.

Die Argumente dafür: Zuvor hatten sie um ihr Projekt gekämpft. Hatten Argumente vorgebracht, die die Skeptiker im Stadtrat überzeugen sollten. Die Zweifler sagen: Die Stadt kann die Trägerschaft nicht übernehmen, weil sie ein wirtschaftliches Risiko eingeht. Das bezweifeln die Befürworter. Ein Ruhewald würde der Stadt Einnahmen bescheren. Kein Ruhewald, den eine Kommune betreibt, schreibt rote Zahlen. Und wenn die Stadt sparen will, soll sie die Fläche an der Hohen Warte gegen ein Stück Stadtwald tauschen. Das spart die Pacht.

Die Argumente dagegen: Stadtbaureferent Hans-Dieter Striedl bliebt dabei: Die Stadt muss Geld auf den Tisch legen. Und hoffen, dass sich genügend Menschen im Ruhewald bestatten lassen. Der Aufwand ließe sich rechnen. „Wir kämen auf Bestattungspreise, die realisierbar wären.“ Aber nur, wenn der Bedarf groß genug ist. Diese Unwägbarkeit habe den Stadtrat schon einmal dazu bewogen, die Trägerschaft abzulehnen. Damals mit einer einzigen Stimme Mehrheit.

Die Diskussion darüber: Alt-Oberbürgermeister Michael Hohl versteht diese Entscheidung heute nicht mehr. „Das Ganze ist nicht im Ansatz so problematisch, wie es dargestellt wird.“ Wenn ein Ruhewald finanziert wird, wie es sich gehört, kann nichts passieren. Friedhöfe müssen über Gebühren kostendeckend betrieben werden. „Und wenn es nicht funktioniert, schließen wir ihn wieder.“ So einfach ist das nicht, sagt seine Amtsnachfolgerin Brigitte Merk-Erbe. Den Ruhewald zu schließen, würde der Stadt den Vorwurf einbringen, Steuergeld zum Fenster rauszuwerfen. Zu Recht.

Wie es weitergeht: Tot ist das Thema auch nach der zweiten Abstimmung, die die Befürworter verloren haben, nicht. Weil der Verein Ruhewald keine Ruhe geben wird. Und weil SPD-Stadträtin Eilsabeth Zagel mit ihrem Antrag Erfolg hatte. Bis zum Jahresende wartet man im Rathaus ab. Dann weiß man, wie Baumbestattungen auf den kirchlichen Friedhöfen ankommen. Wie groß der Bedarf ist. Dann soll der Stadtrat über einen Ruhepark auf Erweiterungsflächen des Südfriedhofes entscheiden. Für die Ruhewald-Fraktion ist das keine Lösung: Wald bliebt Wald. Den kann man nicht von heute auf morgen anlegen.

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