Megadurst zum Bürgerfest Bayreuth ächzt unter der Hitze

Von Elmar Schatz
ARCHIV - Schweißperlen sind am 13.07.2010 auf der Stirn eines Mannes in München (Oberbayern) zu sehen. Foto: Marc Müller dpa (zu dpa:"Schwitzen - Klimaanlage des Körpers" vom 26.07.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: red

Der bisher heißeste Tag des Jahres dürfte dieser Samstag werden, sagen Meteorologen. Mit mehr als 40 Grad in Unterfranken und 36 Grad in der Region Bayreuth. Das Hoch „Annelie“ bringt Saharaluft. Aber mehr als 25 Grad tun selbst Photovoltaik-Anlagen nicht gut, doch warum ist das so?

 
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> Solaranlagen: Bei großer Hitze produzieren Solaranlagen weniger Strom. Das erklärt Iris Meyer, Sprecherin von IBC Solar in Bad Staffelstein, so: „Physikalisch ändert Silizium, der Rohstoff, aus dem Solarzellen bestehen, bei höheren Temperaturen seine Eigenschaften. Die Spannung, und damit auch die Leistung sinkt ab. Bei Temperaturen über 25 Grad sind das 0,45 Prozent pro Grad Temperatur. Insofern sind kühle, sonnige Tage oder Standorte, an denen es eine hohe Sonneneinstrahlung, aber niedrige Temperaturen, zum Beispiel durch kühlen Wind gibt, gut geeignet“ – wie die Gegend mit den Jura-Solarparks von IBC Solar an den Standorten in Fesselsdorf, Weismain oder Buckendorf. Doch wäre es falsch, davon auszugehen, dass aufgrund der beschriebenen physikalischen Eigenschaften die Stromproduktion an heißen Tagen automatisch niedriger ausfällt, betont Iris Meyer: „Das Gegenteil ist der Fall; denn im Sommer sind die Tage länger; es kann also über viele Stunden hinweg Strom produziert werden, besonders auch in den frühen Morgen- und späten Abendstunden, die dann ja auch wieder kühler sind.“ Am Donnerstag seien Spitzenertragswerte gemessen worden: „Es war zwar sehr heiß, mit 17 Sonnenstunden aber auch sehr lange hell; entsprechend hoch fiel die Stromausbeute aus.“

> Waldbrandgefahr: Luftbeobachter steigen am heutigen Samstag und am morgigen Sonntag am Bindlacher Berg sowie vom Bamberger Flugplatz auf, um jeweils von 14 bis 18 Uhr besonders gefährdete Waldgebiete zu überfliegen. Die Regierung von Oberfranken hat die Beobachtungsflüge wegen Waldbrandgefahr angeordnet. Die Piloten arbeiten ehrenamtlich. Die Luftbeobachter wurden an der Feuerwehrschule Würzburg ausgebildet, teilte die Bayreuther Feuerwehrsprecherin Carolin Rausch dem Kurier mit. Erhöhte Alarmbereitschaft wegen der Brandgefahr durch die Hitze besteht für die Feuerwehr nicht; denn, so Carolin Rausch: „Wir sind immer alarmbereit.“ Rund 39 000 Feuerleute hat Oberfranken im aktiven Dienst, 7600 davon im Landkreis Bayreuth. Als Löschreserve haben Landwirte in Absprache mit den Feuerwehren alle Güllefässer, die gerade nicht gebraucht werden, mit Wasser gefüllt, um vor allem gegen Waldbrände gerüstet zu sein.

> Notfälle: Hitze-Patienten sind bis Freitag im Klinikum Bayreuth glücklicherweise nur wenige registriert worden, teilt Sprecherin Christiane Fräbel auf Anfrage mit. Am Donnerstag seien drei kollabierte Personen eingeliefert worden. In die Notaufnahme kommen am Tag 80 bis 90 Patienten. Der Bestand an Infusionen ist erhöht worden, und Ärzte sowie Krankenschwestern halten sich freiwillig bereit, falls es – auch wegen des Bürgerfestes – an diesem Wochenende zu mehr Notfällen kommen sollte, erklärt Fräbel.

> Asphalt-Aufbrüche: Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) lässt die Autobahnen gegenwärtig wegen der Gefahr von plötzlichen Straßenschäden verstärkt überwachen. Messfahrzeuge würden jetzt untersuchen, wo die Gefahr von sogenannten Blow-ups der Fahrbahn am höchsten sei, sagte Dobrindt. Alle Schäden würden „umgehend repariert“. Der ADAC warnt: „Wer als Auto- oder Motorradfahrer eine solche Anhebung der Fahrbahn zu spät bemerkt und mit hoher Geschwindigkeit darüber hinwegfährt, kann durch den Sprungschanzen-Effekt die Kontrolle über sein Fahrzeug verlieren.

> Ozonwerte: Gefährliche Ozonwerte treten seltener auf als früher, sagt Andrea Minkos vom Umweltbundesamt. Am Freitagnachmittag waren es an den Messstellen Arzberg 153 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, in Hof 153 und in Naila 145 Mikrogramm. Bei 180 Mikrogramm besteht eine Informationspflicht, bei 240 Mikrogramm eine Warnpflicht. Grund für den Rückgang: Der Einbau von Katalysatoren in Autos sowie die Begrenzung der Lösungsmittel in Industrieanlagen. In Deutschland seien zwischen 1990 und 2013 der Ausstoß der Stickoxide um mehr als die Hälfte und der Ausstoß an flüchtigen organischen Wasserstoffen um 66 Prozent gemindert worden.

> Hitzeperioden: In Deutschland häufen sich seit den 1990er Jahren die Hitzeperioden, so der Wetterdienst. Das sei vor allem in den Großstädten zu spüren, aber auch in Oberfranken sei es deutlich wärmer geworden, sagt der Pegnitzer Amateur-Meteorologe Helmut Strobel, der akribisch Wetterdaten sammelt.                                                                                                     afp/dpa/epd

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