Bayerns Polizei setzt auf Drohnen

Von Sabine Dobel,
Die Polizei in Bayern will verstärkt Drohnen einsetzen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa Foto: red

Vermisste finden, unwegsames Gebiet absuchen - oder einen Tatort dokumentieren: Immer öfter leisten Drohnen der Polizei nützliche Dienste. Die Beamten in Bayern sollen jetzt noch öfter Hilfe aus der Luft bekommen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Der Notruf kam abends, lange nach Einbruch der Dunkelheit. Ein Urlauber hatte sich am Samstag an der Kramerspitze in den Bergen bei Garmisch-Partenkirchen verirrt. Nebelschwaden behinderten die Sicht. Weil angesichts der Witterungsverhältnisse unklar war, ob ein Hubschrauber starten könnte, forderte die Polizei eine Drohne an.

Drohne möglicherweise für alle Präsidien

Das unbemannte Fluggerät gehört zu der neuen Flotte der bayerischen Polizei, deren Einsatz gerade in einem Pilotversuch getestet wird. In Garmisch-Partenkirchen konnte der Hubschrauber dann doch fliegen und den Mann orten. Drohnen leisten aber immer öfter wichtige Dienste gerade bei der Vermisstensuche.

Bisher setzten vor allem das Landeskriminalamt und Spezialeinheiten das «Auge in der Luft» ein. Jetzt stehen die nunmehr sechs Fluggeräte in einer einjährigen Testphase für alle Polizeidienststellen im Freistaat bereit; danach sollen möglicherweise alle Polizeipräsidien damit ausgerüstet werden.

Bestückt mit hochauflösenden Kameras

«Wir haben die Erfahrung gemacht, dass diese Multicopter-Systeme einen deutlichen taktischen Mehrwert bringen», sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Vorstellung des Pilotprojekts am Montag in München. «Gerade wenn der Hubschrauber beispielsweise witterungsbedingt nicht starten kann, können wir trotzdem auf wertvolle Aufklärungsergebnisse aus der Luft zurückgreifen.»

Die unbemannten Fluggeräte können bei Waldbränden beitragen, Brandnester zu finden. Nach Unfällen oder Gewalttaten lassen sich mit den Kameras aus der Luft Unglücksstelle oder Tatort dokumentieren. Bei Großveranstaltungen oder Einsätzen können die Kameras bei der Überwachung des Geländes helfen. Mit hochauflösenden Kameras bestückt, können per Drohne Menschen aus mehr als einem Kilometer Entfernung gesehen werden.

Kein Einsatz bei Demonstrationen

Schon seit 2015 verfügt die Polizei im Freistaat über einige Drohnen, einige waren bereits beim G7-Gipfel in Elmau einsatzbereit. Erstmals sollen sie im nächsten Jahr auch bei der Sicherheitskonferenz in München am Start sein, wie der Leiter der Arbeitsgruppe Multicopter, Thomas Vieweg, sagte. Bei Demonstrationen allerdings dürfen Drohnen keine Bilder liefern - Datenschutz.

Die Polizei erprobt unterschiedliche Drohnen. Anders als Fluggeräte für den Freizeitgebrauch haben die neuen Maschinen nicht vier, sondern sechs Propeller für mehr Flugsicherheit. Und sie leuchten bunt - nicht zur Zierde, sondern ebenfalls aus Sicherheitsgründen. Wie Schiffe tragen sie Positionslichter: Grün für backbord (links), Rot für steuerbord (rechts). Ein gelbes oder violettes Licht hinten zeigt an, ob die Drohne manuell oder über GPS gesteuert wird.

Auch Kriminelle nutzen Drohnen

Nicht nur die Polizei, sondern auch Kriminelle nutzen zunehmend Drohnen. Entsprechend sei auch die Drohnenabwehr ein wichtiges Thema, sagte Landespolizeipräsident Wilhelm Schmidbauer. Ein Fall mit Terrorhintergrund sei bisher im Freistaat nicht bekannt. Mehrfach aber wurden Drohnen rund um Justizvollzuganstalten gesichtet: Sie sollten womöglich Fluchtwege ausspionieren - und manche hatten Päckchen dabei: Schmuggelware für die Häftlinge, Drogen und Handys.

Autor