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Bayern: Kein Einsatz für Wildtier-Verbot

Von Henry Stern
 Foto: red

Soll die Haltung eigentlich wild lebender Tiere wie Elefanten, Bären, Giraffen oder Nashörnern in bayerischen Zirkussen verboten werden? Schließlich war erst am Montag Braunbär Ben im niederbayerischen Plattling wegen schlechter Haltung aus einem fahrenden Zirkus befreit worden. Mit der Zirkushaltung solcher Tiere müsse endlich Schluss sein, findet die Opposition im Landtag und verlangte deshalb im Umweltausschuss von der CSU-Staatsregierung eine entsprechende Bundesratsinitiative aus dem schwarz-grün regierten Hessen zu unterstützen.

 
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Denn für ein Wildtierverbot im Zirkus ist der Bund zuständig. Doch trotz einer Änderung des Tierschutzgesetzes handle die Bundesregierung mit dem zuständigen Fachminister Christian Schmidt (CSU) nicht, kritisierte die Grünen-Abgeordnete Rosi Steinberger. Schon heute könne aber der Bundesrat auf die Regierung neuen Druck machen – wenn etwa auch Bayern dem Verbotsvorstoß aus Hessen folge.

Viele Verstöße beim Tierschutz

Davon wollte die CSU im Landtag aber nichts wissen: Die Länderkammer könne von der Bundesregierung nur den guten Willen fordern, sagte CSU-MdL Alexander Flierl: „Der Entscheidungswert ihres Antrags ist deshalb fraglich“, hielt der CSU-Mann der Grünen vor.

Doch auch in der Sache hat die CSU Zweifel: Ein Verbot müsse ja auch im Vollzug funktionieren, gab Flierl zu bedenken. Zumal bei einem Wildtierverbot auch die im Grundgesetz verankerte Berufsfreiheit etwa für Tiertrainer betroffen sein könnte. Die Bundesregierung prüfe bereits, was rechtlich möglich ist, glaubt Flierl: „Deshalb ist hier keine neue Aufforderung nötig.“ Eine Argumentation, die SPD, Grüne und Freie Wähler nicht überzeugte: „In 17 EU-Ländern gibt es solch ein Verbot bereits“, sagte Steinberger. „Und auch Bayern wird daran nicht vorbeikommen.“

Er habe großes Verständnis für Zirkusleute, die ohne Tiere um ihre Existenz fürchteten, beteuerte SPD-MdL Herbert Woerlein: „Aber der auch im Grundgesetz verankerte Tierschutz ist hier wichtiger.“

Einhaltung von Tierschutz-Standards in Zirkussen oft mangelhaft

Zumal es mit der Einhaltung der Tierschutz-Standards in Zirkussen allzu oft nicht weit her sei, kritisiert die Opposition. Laut der Antwort des Umweltministeriums auf eine Landtagsanfrage der SPD-Abgeordneten Susann Biedefeld wurden bei den von den Kreisbehörden durchgeführten Kontrollen in bayerischen Zirkussen teilweise in mehr als der Hälfte der Fälle Verstöße registriert – 2012 etwa bei 123 Kontrollen 66 Verstöße, 2013 bei 116 Kontrollen 45 Verstöße. Die Schwere der Vergehen könne aus der Statistik jedoch ebenso wenig abgelesen werden wie die Art der betroffenen Tiere, sagte eine Ministerialbeamtin im Landtag.

Laut Zirkusregister hielten bayerische Zirkusse im Jahr 2014 insgesamt 639 Tiere, davon 127 Wildtiere. Darunter befanden sich sechs Riesenschlangen, zwei Krokodile, 36 Tiger, fünf Elefanten, sechs Löwen, sechs Kängurus und vier Pumas.

„Wir wollen sicher nicht alle Zirkusse schlecht machen, es gibt auch sehr gute Beispiele für angemessene Tierhaltung“, sagte SPD-MdL Harry Scheuenstuhl: „Aber dass Defizite da sind, vor allem bei nicht so reichen Betreibern, das ist klar.“

Im Grundsatz sei die Staatsregierung für ein Verbot von Zirkustieren, die aufgrund ihrer Lebens- und Verhaltensansprüche nicht für derartige Haltungen geeignet sind, heißt es in der Antwort auf die SPD-Anfrage. Der hessischen Verbotsforderung wird Bayern im Bundesrat aber trotzdem nicht positiv folgen.

Bayern hinkt auch in anderer Hinsicht dem Tierschutz hinterher.

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