Forstbetriebsgemeinschaft bietet Motorsägenlehrgang für Frauen an – Richtige Schutzausrüstung ist wichtig Bäumen geht es an den Stamm

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Sonnenstrahlen blitzen durch die Baumkronen, Vögel zwitschern und Motorsägen heulen auf. Elf Frauen lernen in einem zweitägigen Lehrgang, den die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Pegnitz anbietet, den richtigen Umgang mit dem Gerät.

 
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Die Frauen kommen aus dem gesamten Verbreitungsgebiet der FBG und sogar aus Hersbruck ist eine dabei, sagt Diplom-Forstingenieurin Rebekka Reichstein, die den Kurs zum zweiten Mal anbietet. Warum extra einer nur für Frauen? „Die Hemmung ist nicht so groß, die Frauen trauen sich mehr zu, diskutieren drüber“, sagt die 31-Jährige. Die meisten Teilnehmerinnen sind Töchter oder Ehefrauen von Waldbesitzern. Sie wollen nicht nur die Stämme aus dem Wald schleppen, sondern selber den Umgang mit der Motorsäge beherrschen. Alle halbe Jahr will Reichstein diesen Kurs anbieten.

Richtige Schutzausrüstung

Am Anfang steht der theoretische Teil, bei dem die Frauen alles über die richtige Schutzausrüstung – Schutzhose, Helm, Gesichts- und Gehörschutz, Warnweste, Handschuhe und Sicherheitsschuhe – erfahren. Sie lernen die Unfallverhütungsvorschriften, wie mit der Motorsäge umgegangen werden sollte, wie sie angesetzt wird, um richtig in den Stamm hinein zu hobeln, wie das Blatt geschärft wird, in welchem Winkel angesetzt werden muss, was die richtige Tiefe ist.

Zum praktischen Teil trifft sich Reichstein mit den Frauen im Wald zwischen Schwürz und Lindenhardt. Die Theorie wird in die Praxis umgesetzt. „Als Erstes werden die Bedingungen geprüft“, erklärt sie den Frauen. Wie ist das Wetter, wo läuft ein Weg entlang? Es muss kontrolliert werden, dass die zu fällenden Bäume nicht im Gefahrenbereich stehen. Dieser entspricht der doppelten Baumlänge, ansonsten muss der Weg aus Sicherheitsgründen abgesperrt werden. „Der Baum muss angesprochen werden“, so Reichstein weiter. Das bedeutet, es muss festgestellt werden, in welchem Zustand er sich befindet, ob er Schäden, wie beispielsweise Fäule, aufweist.

Richtige Fälltechnik

Als nächstes muss die richtige Fälltechnik abgewogen werden. „Die hängt davon ab, wie stark der Baum ist und wie die Krone hängt“, erklärt Reichstein. Schließlich soll der Baum in die richtige Richtung fallen. Dass das gar nicht so einfach ist, erfahren die Teilnehmerinnen später, als eine dünne Fichte nicht so fällt wie geplant. Die Krone ist zu schwach und der Baum bleibt zwischen den anderen Stämmen hängen. Zwei Frauen setzen einen Fällheber mit Wendehaken an und ruckeln den Stamm ein Stück zur Seite und schließlich fällt der Baum doch.

An einem anderen gefällten Baum entasten die Frauen den Stamm und sägen ihn in Fixlängen von 4,10 Metern. „So gehen dann die Stücke für Bretter ans Sägewerk, erklärt Reichstein. Brennholzstämme werden auf Meterlänge gesägt. „Man braucht ein Gefühl für die Maschine“, sagt Wallburga Trenz. Die 56-Jährige aus Weidenloh hat den Umgang mit der Motorsäge von ihrem Mann, ihrem Vater, von den Brüdern gelernt. Sie arbeitet schon seit Jahren im eigenen Wald mit. Etwa acht Hektar sind es. Ihr geht es bei dem Kurs vor allem darum zu lernen, wie der richtige Fallschnitt zu setzen ist, wie sie die Keile setzen muss, wie tief reingesägt werden muss, was beim Entasten stehen bleiben kann.

Bisher Baumstämme geschleppt

Die jüngste Teilnehmerin ist Annika Rühr aus Körzendorf. Die Familie der 22-jährigen Groß- und Einzelhandelskauffrau hat eine Landwirtschaft. „Ich habe bisher immer nur die Baumstämme geschleppt“, erzählt sie lachend. Nun will sie auch mal mit der Motorsäge arbeiten. Ein bisschen angespannt ist sie schon, bevor sie das Sägeblatt das erste Mal ansetzt.

„Es soll ja nichts passieren“, sagt sie. Dann nimmt sie die Säge auf den Boden, stellt einen Fuß drauf und zieht kräftig an der Anlasserschnur. „Das ist so sicherer“, sagt sie, „in der Hand könnte die Motorsäge beim Anlassen wegspringen.“

Schließlich absolvieren alle elf Teilnehmerinnen den Kurs erfolgreich und erhalten dafür ein Zertifikat. „Das ist das Modul A“, erläutert Reichstein, quasi der Grundkurs im Umgang mit der Motorsäge.

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