Bayreuther Bauerntag mit dem Europaabgeordneten Albert Deß aus Neumarkt Bauerntag: Kampfansage an Handelsketten

Von Stephan Herbert Fuchs
 Foto: red

Die Weltbevölkerung nimmt rasant zu, die Anbaufläche für Getreide und Futtermittel wird immer weniger. „Die Schere öffnet sich, das ist unverantwortlich“, meint Albert Deß (CSU), Europaabgeordneter aus Neumarkt in der Oberpfalz und Agrarsprecher der Europäischen Volkspartei. Die Bauern seien die Leistungsträger der Gesellschaft. „Da brauchen wir uns nicht dauernd an den Pranger stellen zu lassen“, sagte Deß beim Bayreuther Bauerntag.

 
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An den Pranger gestellt sehen sich die Bauern vor allem durch die sogenannten „neuen Bauernregeln“ aus dem Bundesumweltministerium. „Dass gegen einen ganzen Berufsstand staatliche Gelder verwendet werden, das habe es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie gegeben. Es sei unerträglich, wie sich Menschen in unseren Berufsstand einmischen, die keine Ahnung davon haben. „Was da im Moment abläuft ist unverantwortlich“, sagte Deß.

Bauernregeln ein Ärgernis

Zuvor hatte bereits BBV-Kreisobmann Karl Lappe die „neuen Bauernregeln“ von Ministerin Barbara Hendricks als eigenartige Hetzkampagne bezeichnet. Bauern taugten nicht als Wahlkampfobjekt, denn sie sichern die Lebensgrundlagen von uns allen, so der Landtagsabgeordnete Martin Schöffel und selbst der evangelische Pfarrer Christian Aschoff sprach mit Blick auf die PR-Aktion aus dem Umweltministerium von gewaltigen Kollateralschäden. „Es darf nicht sein, dass die Politik die Bevölkerung gegen die Landwirtschaft aufhetzt“, fand der Geistliche deutliche Worte.

Mehr Produktion gegen den Welthunger

Der Europaabgeordnete Deß hatte zuvor beklagt, dass allein in Deutschland täglich im Schnitt rund 74 Hektar Land, das sind über 100 Fußballfelder, für die landwirtschaftliche Produktion verloren gehen. Dabei wäre gerade die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion der Schlüssel zur Verringerung von Hunger und Mangelernährung auf der Welt. Die reichen Länder müssten mehr produzieren und exportieren, sonst lässt sich die Nahrungslücke der armen Länder nicht schließen, sagte Deß, der von 1990 bis 2004 Bundestagsabgeordneter war und dann ins Europäische Parlament wechselte.

Die derzeitigen Tierschutz- und Tierwohldiskussionen bezeichnete der Abgeordnete als haarsträubend und verlogen. Schon heute gebe es beispielsweise in China Schweinemaststätte mit über 100 000 Tieren auf mehreren Stockwerken. Da könne man doch nicht die bäuerliche Landwirtschaft in Bayern schlechtreden. Es darf doch nicht sein, dass kleine Familienbetriebe hierzulande aufgrund überzogener Auflagen schließen müssten und das aus fragwürdigen Bedingungen stammende Fleisch schließlich aus China oder Asien importiert werden muss. „Das ist nicht der Tierschutz, den wir wollen.“

Überzogene Preisforderungen

Auch den Handelsketten sagte der Parlamentarier den Kampf an: „Wir müssen uns wehrten gegen immer überzogenere Forderungen seitens des Lebensmitteleinzelhandels.“ Es könne nicht Aufgabe von drei oder vier marktbeherrschenden Handelsketten sein, den Bauern vorzuschreiben, wie sie ihre Tiere halten sollen. Das sei einzig und allein Aufgabe des Gesetzgebers.

Mut machte den Bauern Landrat Hermann Hübner. Er habe das Gefühl, dass die Wertschätzung für Lebensmittel wieder ansteigt. Deshalb sollten die Bauern auch keine Furcht vor Transparenz haben und sich den Diskussionen mit stolzer Brust stellen. Hübner: „Das Image der Landwirte ist wesentlich besser als das der Politiker.“

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