Bauern bloggen: Social Media aus dem Stall

Der Agrar Blogger Marcus Holtkötter sitzt in Altenberge (Nordrhein-Westfalen) mit seinem iPad auf einem Gatter im Schweinestall und postet Tweets auf Twitter. Foto: Guido Kirchner/dpa Foto: red

Sie twittern vom Traktor und begleiten das Holz hacken mit einer Story auf Snapchat. In der landwirtschaftlichen Blogger-Szene herrscht reger Betrieb. Marcus Holtkötter, besser bekannt als Bauer Holti, ist einer der Internet-Landwirte.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Ferkel knabbern an seinen Schnürsenkeln, doch Marcus Holtkötter hat nur Augen für sein Tablet. Via Twitter liefert sich der Schweinebauer aus dem Münsterland eine hitzige Diskussion über den Unkrautvernichter Glyphosat. Über 1400 Menschen verfolgen seine Aktivitäten in dem Kurznachrichtendienst, kürzlich haben sie seinen zehntausendsten Tweet zu lesen bekommen.

Landwirte aus ganz Deutschland nutzen soziale Medien und Blogs, um sich auszutauschen und Einblick in ihre Arbeit zu geben. Auch klassische Blogs sind in der Branche beliebt: Einen der beliebtesten betreibt «Bauer Willi» aus dem Rheinland, der auf seiner Webseite zu umstrittenen Themen wie der Milchkrise oder Massentierhaltung Position bezieht.

Steuerung der Fütterung mit dem iPhone

«Wir brauchen einen ehrlichen Dialog», sagt Schweinebauer Holtkötter. Der Austausch mit Verbrauchern und Politikern sei eingeschlafen, dadurch entstehe oft Unverständnis und Misstrauen. «Dass ich die Fütterung der Schweine mit dem iPhone steuere, passt für viele nicht in ihr romantisiertes Bild der Bauernhof-Idylle. Wenn ich es den Menschen allerdings einmal erkläre, verstehen sie die Vorteile.»

Nicht jeder Blogger hat ein so großes Publikum wie Bauer Holti. Doch Kirstin Karotki vom Deutschen Bauernverband ist sicher: «Die Reichweite ist deutlich größer als die Agrar-Szene selber.» Viele Interessierte verfolgten auf Facebook die Neuigkeiten vom Bauern aus der Nachbarschaft. Darüber hinaus riefen die Aktivitäten Tierschützer und andere Kritiker auf den Plan, die sich ebenfalls aktiv in die Diskussion einmischten.

Während Facebook vor allem dazu genutzt werde, um der Öffentlichkeit Einblicke in die eigene Arbeit zu vermitteln, gehe es auf Twitter stärker branchenintern zur Sache, erklärt Karotki. Auch die Politik werde adressiert.

dpa

Autor