Bauausschuss streitet über Wohnhäuser

Von Moritz Kircher
In Gößweinstein gibt es Streit um ein neues Haus. Interessenten wollen am Baugebiet Büchenstock bauen. Doch nicht allen Gemeinderäten gefällt der Plan. Das Haus füge sich nicht in die bestehende Bebauung ein. Die Mitglieder erteilen deswegen mit knapper Mehrheit der Bauvorfrage eine Absage. Bild zeigt Häuser am Büchenstock. Foto: Ralf Münch Foto: red

Andernorts sind Bauanträge im Gemeinderat oftmals Formalitäten: Ein Blick in die Unterlagen, Befreiungen vom Bebauungsplan, Abstimmung, nächster Tagesordnungspunkt. Nicht so in Gößweinstein. Einer knappen Mehrheit im Bauausschuss sind Flachdächer auf Wohnhäusern ein Graus. Und über die Art und Weise, wie ein Grundstück im Außenbereich zu Bauland gemacht werden kann, lässt sich trefflich streiten.

 
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Für den Büchenstock gibt es zwar einen Bebauungsplan. Doch in der Vergangenheit hat der Bauausschuss so viele Befreiungen davon erteilt, dass die Bebauung alles andere als einheitlich ist. Dass ein Bauherr dem mit einem Flachdach quasi die Krone aufsetzen wollte - das war dem Bauausschuss zu viel.

Der Bürgermeister hätte dem Flachdach zugestimmt

Schon im Januar hatte das Gremium einer entsprechenden Bauvoranfrage eine Absage erteilt. Und noch einmal im März, mit einer knappen Mehrheit von 4:3 Stimmen. Wortführer der Gegner war Altbürgermeister Georg Lang (CSU). Man habe dem Bauwerber schon genügend Ausnahmen zugestanden, hatte er damals gesagt. Bürgermeister Hangörg Zimmermann (BMG) hatte dem Flachdach zugestimmt.

Die Antragsteller hätten es drauf ankommen lassen können. Weil der Bauausschuss am Büchenstock schon viele Befreiungen vom Bebauungsplan ausgesprochen hat, hätte es möglicherweise eine Chance gegeben, dass das Landratsamt das ablehnende Votum des Gremiums aufhebt. Davor hatte Bürgermeister Zimmermann in der März-Sitzung gewarnt.

Drummer: Planänderung ist ein architektonischer Stilbruch

Aber die Bauwilligen haben eingelenkt. Ihr Haus soll nun ein Satteldach bekommen. Eigentlich schreibt der Bebauungsplan für den Büchenstock vor, dass die Dachneigung zwischen 42 und 48 Grad liegen soll. Die nun beantragte und im Bauausschuss am vergangenen Dienstag einstimmig abgesegnete Dachneigung liegt bei zehn Grad - also ein möglichst flaches Dach mit Ziegeln, wie es sie schon in der Umgebung gibt - aber eben kein Flachdach.

Daniela Drummer (FW), eine Befürworterin des Flachdachs, akzeptierte den Kompromiss zähneknirschend. "Man hätte dem ursprünglichen Bauantrag zustimmen können", sagte sie vor der Abstimmung. Die Planänderung bezeichnet sie als "architektonischen Stilbruch".

Zwei Lösungswege für ein Haus im Außenbereich

Auf der Tagesordnung stand ein weiterer Bauantrag für ein Einfamilienhaus im Ortsteil Wichsenstein - wieder mit einem Flachdach. Bürgermeister Zimmermann hätte erneut nichts dagegen gehabt. Aber wieder versagte der Bauausschuss einem Flachdach seine Zustimmung. Zimmermann beugte sich und schlug vor, dem Antrag zuzustimmen, wenn der Bauherr sein Dach anders plant. Außerdem müsse der Flächennutzungsplan geändert werden, damit das Grundstück überhaupt bebaut werden darf.

Diese, laut Zimmermann mit dem Landratsamt abgestimmte, Lösung schmeckte wiederum Georg Lang nicht. "Jetzt dem Bauvorhaben zuzustimmen unter irgendwelchen Auflagen, das ist ohne Not", sagte er. Mehrfach ging es in der Folge zwischen Lang und Zimmermann hin und her. Und immer wieder versuchte der Bürgermeister zu verdeutlichen, dass es im Prinzip nur darum gehe, dem Landratsamt zu signalsieren: Wir sagen grundsätzlich ja zu diesem Bauvorhaben.

Lang: Rathaus hält Bauwerber hin

Doch Lang beharrte darauf, planerisch einen komplett anderen Weg einzuschlagen, um den Bau zu ermöglichen. "Wir haben dort ein nicht bebaubares Grundstück", sagte er. "Wir könnten im Rahmen einer kleinen Bauleitplanung alles regeln."

Zimmermann erklärte, dass die Verwaltung bereits seit der Bauvoranfrage vor einem Dreivierteljahr mit der Sache befasst sei. "Wieso sollen wir dem Bauwerber jetzt nicht alle Rahmenbedingungen nennen?" Lang wiederum meinte, wenn die Sache schon so lange laufe, habe man den Bauwerber im Rathaus "ganz schön hingehalten". Da konnte der Bauherr, der unter den Zuhörern saß und in der Sitzung kein Rederecht hat, nicht mehr an sich halten und rief dazwischen: "Das ist nicht der Fall."

Georg Lang ließ sich davon nicht beirren. Erneut kritisierte er die vorgeschlagene Vorgehensweise des Bürgermeisters. "Wir machen uns und dem Bauwerber das Leben schwer." Den Beschlussvorschlag des Bürgermeisters, den Bau über einen geänderten Flächennutzungsplan zu ermöglichen, nannte er eine "hemdsärmelige Lösung". Der Bürgermeister hielt an seinem Beschlussvorschlag fest. Lang wiederum: "Wenn wir den Beschluss so fassen, ist keinem geholfen." Zimmermann antwortete: "Das ist uns vom Landratsamt als der zügigste Weg empfohlen worden."

Mit 6:1 stimmte der Bauausschuss am Ende für den Vorschlag des Bürgermeisters.