Bastian Doreth: der fränkische Leitwolf

Führungsrolle: Bastian Doreth hat alle Voraussetzungen, um Teamkollegen und Fans mitzureißen – nicht nur, wenn es etwas zum Feiern gibt. Foto: Peter Kolb Foto: red

4,2 Punkte, 3,8 Assists, Trefferquote 38,4 Prozent – die statistischen Werte sind es nicht so sehr, die ihn aus dem aktuellen Bundesligakader von Medi Bayreuth heraus heben. Aber trotzdem hat wohl kein anderer Spieler im Team so sehr das Zeug zur Integrationsfigur und zum Sympathieträger wie Bastian Doreth.

 
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Das liegt vor allem an einer Qualität, die in einer Welt der Legionäre auf alljährlicher Suche nach besser honorierten Engagements selten geworden ist: Der in Nürnberg geborene und aufgewachsene Aufbauspieler und Mannschaftskapitän ist der Typ des fränkischen Lokalmatadors, den man so in Bayreuth lange nicht mehr gesehen hat – mit Sympathien für den 1. FC Nürnberg, wie auch für die Brauereien in der Fränkischen Schweiz, und mit einem Bekenntnis zur Region durch eine vorzeitige Vertragsverlängerung um zwei Jahre bis zum Ende der Saison 2017/18.

Schon als Gast bei der Aufstiegsfeier 2010 dabei

Dabei stilisiert sich der 26-Jährige durchaus nicht als Romantiker, der seine Laufbahn allein nach solchen Kriterien ausrichten würde: „Es war eher Zufall, aber einer, der mir sehr gut in die Karten gespielt hat“, sagt Doreth.

„Sechs Jahre lang war ich weg von zu Hause, aber als dann im letzten Sommer Bayreuth als Ziel in Frage kam, war die Nähe zur Heimat schon ein sehr positiver Zusatzeffekt.“ Wobei „Heimat“ im engeren Sinn für ihn schon noch immer eher mit Nürnberg verbunden ist: „Da habe ich mit meiner Freundin eine Wohnung, und wenn es der Spiel- und Trainingsplan zulässt, fahre ich da zwei bis drei Mal pro Woche hin.“

Als Votum gegen Bayreuth dürfe man das nicht verstehen: „Ich mag die Stadt sehr und habe hier auch schon Freunde außerhalb des Basketballs gewonnen.“ Dafür sei der Wechsel zum Medi-Team aber gar nicht nötig gewesen: „Ich war schon öfter hier, als mein alter Kumpel Stefan Schmidt für Bayreuth gespielt hat. Sogar bei der Aufstiegsfeier 2010 war ich dabei.“

Doreth in der Rolle des Fremdenführers

Mit solchen Voraussetzungen ist Doreth bewusst, dass ihm in einer Mannschaft voller Neuzugänge die Rolle des Fremdenführers zukommt. „Andi Seiferth werde ich im Sommer auf jeden Fall den Fünf-Seidla-Steig zeigen“, nennt er schmunzelnd als Beispiel.

„Als Kapitän gehört es ohnehin dazu, mal eine gemeinsame Aktion abseits des Spielfelds zu starten.“ Vor dem spielfreien Pokal-Wochenende habe man mal einen Trainingsabend mit einem Kabinenfest verlängert: „Wenn erst mal das Wetter besser wird, geht sicher auch mal was außerhalb der Halle.“

Die Bedeutung solcher Faktoren jenseits von Technik, Kondition und Taktik stehen für Bastian Doreth außer Zweifel: „Basketball ist ein Sport, in dem Individuen gut zusammenarbeiten müssen. Dabei ist es hilfreich, wenn sie guten Kontakt und Gemeinsamkeiten über die Sporhalle hinaus haben.“

Vor allem auf längere Sicht werde die Gesamtleistung davon profitieren: „Ich glaube, das ist das geheime Erfolgsrezept von Mannschaften, die im Vergleich zu anderen vielleicht nicht das ganz große Talent haben. So ein Charakter kann sich aber nicht in einem Jahr entwickeln, sondern braucht mehrere.“

Klare Ansage nach Göttingen-Niederlage

In ähnlicher Weise sieht sich der Lokalmatador in der Verantwortung für den Umgang mit der Öffentlichkeit. Bezeichnend war sein TV-Kommentar nach dem 62:91-Debakel in Göttingen: „Es war eine Frechheit, wie wir aufgetreten sind.“ Doreth zählt es zu seinen Aufgaben, sich den Fans zu stellen, „auch wenn die nach Niederlagen nicht ganz so glücklich sind“:

„Ich versuche dann zu erklären, wie das zustande gekommen ist, Und ich habe die Erfahrung gemacht: Wenn man das sachlich erklärt, dann verstehen das die Leute auch.“ Der Tonfall der anonymen Auseinandersetzung im Internet störe ihn zwar zuweilen („Ich habe nichts gegen Pfiffe in der Halle, aber es muss immer menschlich bleiben.“), aber grundsätzlich sei die Fankultur beim Basketball positiv: „Als Club-Fan weiß ich nur zu genau, dass beim Fußball ganz andere Sprüche kommen.“

 

 

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