Neues Gremium um Carl Steiner versteht sich als aktiver Teil in der Medi-Spielbetrieb-GmbH Basketball: Ein Aufsichtsrat nicht nur zur Aufsicht

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Einen wesentlichen Beitrag zur Vorbereitung der nächsten Basketballsaison will der Aufsichtsrat der Medi-Spielbetrieb-GmbH leisten (von links): Friedhelm Schwender, Uwe Scheder, Philip Raum, Carl Steiner, Christoph Schmitz, Mandred Schöttner. Foto: red Foto: red

Bisher wurde bei Medi Bayreuth eher im Verborgenen an der neuen Bundesligasaison gearbeitet. Seit aber mit dem 80:61-Sieg gegen TBB Trier alle Zweifel am sportlichen Klassenerhalt ausgeräumt wurden, kann jetzt auch ohne Vorbehalt die wirtschaftliche Planung voran getrieben werden. Eine ganz wichtige Rolle spielt dabei der neu geschaffene Aufsichtsrat der Spielbetrieb-GmbH. Über dessen Aufgaben und Selbstverständnis sprachen wir mit dem Vorsitzenden Carl Steiner.

 
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Es soll ja schon Aufsichtsräte gegeben haben, vor deren Augen ganze Landesbanken praktisch unbemerkt pleite gegangen sind. Diese provozierende Vorbemerkung mit einem Augenzwinkern lässt Carl Steiner schmunzeln. „Das ist genau der Grund, warum wir uns lange überlegt haben, wie wir unseren Kreis eigentlich nennen wollen“, sagt der Vorsitzende des neuen Gremiums „aus Fachleuten verschiedenster Couleur, die helfen wollen“. Es sei über verschiedene Varianten von „Beirat“ gesprochen worden, „aber das klang immer irgendwie nach Familienstiftung.“ Letztlich habe man in Kauf genommen, dass der Begriff durch negative Beispiele etwas belastet sein könnte: „Das ist nun mal genau das, was wir wollten: ein Aufsichtsrat. Es liegt an uns, so zu arbeiten, dass etwas Positives dabei heraus kommt.“ Die Voraussetzungen dafür seien jedenfalls vielversprechend: „Die Arbeit macht sehr viel Spaß, weil es im Gremium nicht nur fachlich passt, sondern auch menschlich. Das ist es vor allem, was uns so voran bringt.“

Dabei will sich Steiner mit seinen Mitstreitern keinesfalls auf die Rolle einer „Aufsicht“ im Hintergrund beschränken: „Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, die Geschäftsführung aktiv zu unterstützen – vielleicht auch aktiver als andere Aufsichtsräte.“ Ein Beispiel sei der Lizenzantrag für die neue Saison gewesen, bei dem die Kompetenz des langjährigen Geschäftsführers und Vereinspräsidenten gefragt war: „Niemand hat damit mehr Erfahrung als Manfred Schöttner.“

Beim Gespräch hat Steiner zufällig ein Konzept dabei, wie die Einteilung der Sitzplätze und Ticketpreise in der Oberfrankenhalle verändert werden könnte. Ist das nicht klassisches „Tagesgeschäft“ und somit Sache einer „Geschäftsführung“? Der 59-Jährige erklärt diesen Eindruck mit einer Übergangsphase bis zum Amtsantritt des neuen hauptamtlichen Geschäftsführers, der sich bereits einarbeite, aber erst nach dem letzten Saisonspiel in Würzburg (1. Mai) als Nachfolger des seit der kurzen Ära von Marko Beens amtierenden Martin Piotrowski vorgestellt werden solle: „Es war die erste Initiative des Aufsichtsrats, wieder einen Geschäftsführer zu finden, der das profimäßig macht. Jetzt haben wir so einen absoluten Profi gefunden, dass gar kein zweiter mehr nötig sein wird.“

Nach dieser Entscheidung und dem Lizenzantrag, den die Liga am 7. Mai bewerten wird („Ich erwarte höchstens, dass wir Kleinigkeiten nachkorrigieren müssen.“), betrachtet Steiner die Besetzung des Trainerpostens als dringendste Aufgabe: „Bis zum Wochenende sind die Spieler noch hier. Es wäre optimal, wenn man ihnen vor der Abreise schon sagen könnte, wer hier der Trainer sein wird.“ Wunsch und Ziel sei es, die Zusammenarbeit mit Michael Koch fortzusetzen, wobei er keine langwierigen Verhandlungen um Details erwartet: „Wir werden sagen, was wir leisten können, und dann rechne ich mit einer recht schnellen Entscheidung – so oder so.“

Gerüchte, wonach Koch in Bamberg als Nachfolger für Chris Fleming infrage kommen könnte, müsste Steiner besser als jeder andere bewerten können. Schließlich gehört er auch bei den Brose Baskets dem Aufsichtsrat an: „Das ist dort Sache von Wolfgang Heyder. Ich weiß, dass er ständig den Markt beobachtet und fortlaufende Listen auch über Trainer führt, aber Michael Koch stand meines Wissens noch nie drauf.“ Grundsätzlich ist Steiner mit solchen Aussagen aber vorsichtig: „Ich darf da nichts vermischen. Schließlich habe ich auf beiden Seiten Einblick in Zahlen und Verträge.“ Die Frage nach einem Vergleich seiner Aufgaben bei beiden Rivalen beantwortet er aber doch: „Ich würde mal sagen: Aktuell gibt es in Bayreuth mehr Arbeit – einfach weil noch mehr Grundlagenarbeit nötig ist – und in Bamberg mehr Probleme.“ Das habe mit den Ansprüchen des Meisters der letzten vier Jahre zu tun: „Die Bamberger Mannschaft hat nicht immer so geglänzt, wie man das erwartet. Zudem ist mit Bayern München ein zweiter Platzhirsch auf den Plan getreten – und verlieren ist nun mal gar nicht die Prämisse von Michael Stoschek (Vorsitzender der Gesellschafterversammlung von Hauptsponsor Brose; Anm. d. Red.). Man macht sich Sorgen, wie man an der deutschen Spitze bleiben kann und auf der europäischen Ebene. Das ist ja das große Interesse von Brose.“

Die Zukunftsperspektive aus dem ganz anderen Bayreuther Blickwinkel bewertet Steiner vergleichsweise gar nicht schlecht. Die alljährlichen Erfolgsmeldungen der BBL über ihre stetig wachsende Wirtschaftskraft betrachtet er jedenfalls recht gelassen: „Die Durchschnittszahlen täuschen meistens“, betont er in Anspielung auf das zunehmende Engagement des finanzkräftigen FC Bayern München. „Oft betrifft die Steigerung nur das vordere Drittel der Liga.“ Zwar müsse es auch in Bayreuth ein Ziel sei, den Etat zu steigern, aber man könne vorerst „auch damit leben, was da ist“: „Etwas anderem würde der Aufsichtsrat auch nie zustimmen.“

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